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Corona: GB wartet noch, Marquand muss zahlen

Teurer Jubel für Tom Marquand. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 614 vom Freitag, 17.04.2020

Der britische Rennsport hat noch kein festes Datum für den Neubeginn. Hoffnungen, am 1. Mai wieder beginnen zu können, konnten sich auf Grund der aktuellen Situation nicht realisieren lassen. In jedem Fall wird es zunächst einmal hinter verschlossenen Türen weitergehen, eine Öffnung für das Publikum wird es nicht vor Juni geben. Sollte Royal Ascot überhaupt stattfinden, so wird das Mitte Juni ohne Besucher über die Bühne gehen, das war schon vergangene Woche klar.

Die British Horseracing Authority (BHA) schätzt die Einbußen des Rennsports auf etwa 200 Millionen Pfund, sollte es, was nicht unmöglich erscheint, bis Ende Juni keine Rennen auf der Insel geben. Dann wären 471 Rennveranstaltungen dem Coronavirus zum Opfer gefallen. Derzeit bemüht sich der britische Dachverband um staatliche Hilfen, genannt wurde ein Betrag von 55 Millionen Pfund.

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France Galop will in den nächsten Tagen ein Rennprogramm für die Wiedereröffnung der Bahnen vorlegen, wobei dort vorerst natürlich keine Zuschauer zugelassen sind. Da die Ausgangsbeschränkungen bis zum 11. Mai gelten, ist dieses Datum jetzt für einen Neustart ins Auge gefasst worden. Alle klassischen Rennen sollen um jeweils einen Monat nach hinten verschoben werden. Bis zum 11. Juli wird es in Frankreich keine größeren öffentlichen Veranstaltungen geben, so dass wohl Rennen vor Publikum bis dahin nicht möglich sind.

Der französische Pferdesport fordert derweil staatliche Unterstützung und hat das in einem Brief an die zuständigen Ministerien (Landwirtschaft, Finanzen) auch präzisiert. Für mindestens drei Monate soll es pro Pferd eine Beihilfe von 500 Euro geben, wobei Galopper, Traber, Reit- und auch Arbeitspferde eingeschlossen sind. Das würde sich auf eine Unterstützung von schätzungsweise 73 Millionen Euro summieren. Überschlägig sind in Frankreich rund 10.000 Galopper im Training. 

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In Irland wurde seitens der Regierung die Sperre für alle Sportveranstaltungen bis einschließlich 5. Mai verlängert. Das bedeutet, dass auch keine Galopprennen stattfinden können, wohl selbst hinter verschlossenen Türen nicht. Horse Racing Ireland wird die Situation an diesem Freitag in einer Präsidiumssitzung bewerten und möglicherweise eine neue Terminierung von wichtigen Rennen vornehmen.

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Javier Castellano, 42, einer prominentesten bisher positiv auf das Coronavirus getesteten US-Jockeys, hat seine 14tägige Quarantäne in Florida beendet. Er will Anfang Mai wieder in den Sattel steigen.

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Weitgehend abgeschottet von der Außenwelt sind derzeit rund 750 Stallangestellte auf der Bahn in Santa Anita. Wer Kalifornien verlassen will, was aus finanziellen Gründen für das Gros der Betroffenen ohnehin nicht in Betracht kommt, muss in eine 14tägige Quarantäne. Einen Fall von Coronavirus hat es bisher dort allerdings nicht gegeben.    

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Die Rennbahn Haydock Park in Großbritannien wird zu einem Drive-In-Testzentrum umfunktioniert. Dort sollen insbesondere Mitarbeiter des National Health Service und ihre Familienangehörigen auf das Coronavirus getestet werden.

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Der US-Bundesstaat Ontario zahlt Besitzern von Galoppern, Trabern und Quarterhorse-Pferden auf Antrag Entschädigungen für die durch die gestrichenen Rennen im April und Mai entstandenen finanziellen Ausfälle. Das Geld dafür kommt aus Mitteln der staatlichen Lotterie.

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Der australische Nachwuchsreiter Lachie King wurde mit einer Geldstrafe von 1.000 A-Dollar (ca. €610) belegt, weil er vorvergangene Woche auf der Bahn in Bendigo in eine falsche Jockeystube gegangen war. King gehört zu einer Gruppe von Reitern, die aus Quarantäne-Gründen von den anderen getrennt sind und einen separaten Umkleideraum haben. Er musste an dem Tag sofort die Bahn verlassen.

Tom Marquand, Siegreiter von Addeybb (Pivotal) in den Queen Elizabeth Stakes (Gr. I) – siehe separaten Bericht – musste sogar 2.000 A-Dollar nach dem bisher größten Erfolg seiner Laufbahn zahlen. Er war im Absattelring von dem Pferd gesprungen und hatte den Pfleger Safid Alam umarmt. Derartige Kontakte sind derzeit streng untersagt. Selbst Alam bekam eine Strafe in Höhe von 500 A-Dollar.

Racing Victoria gestattet es den Trainern nicht mehr, den Jockeys in den Sattel zu helfen, diese Handreichung wird jetzt von zwei Sicherheitskräften des jeweiligen Veranstalters durchgeführt.   

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In Südafrika war der Rennsport am 26. März gestoppt worden, jetzt soll es am 1. Mai weitergehen. Mehrere große Rennen sind aber um einige Wochen nach hinten verlegt worden. Die Rennpreise werden jedoch gekürzt, Gr. I-Rennen sind nur noch mit 425.000 Rand (ca. €21.250) dotiert.

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In Dänemark wird am 20. April mit Trab- und dann auch Galopprennen starten. Der norwegische Rennsport wartet auf ein Signal der Behörden. In Schweden läuft der Rennsport unverändert weiter, am Mittwoch wurden in Bro Park acht Rennen gelaufen. Wie immer mit dem einst in Deutschland als Jockey erfolgreichen Neil Grant als Mitglied der Rennleitung.

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