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Auf Colons Spuren: Ein deutsches Quartett tritt am Wochenende in Istanbul an

Gestüt Fährhofs Colon, hier mit Andreas Boschert, leisteten vor 20 Jahren Schrittmacherdienste für deutsche Vollblüter in der Türkei Foto: www.galoppfoto.de

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 281 vom Donnerstag, 05.09.2013

Als sich vor 20 Jahren der von Andreas Wöhler trainierte Fährhofer Colon mit Stalljockey Andreas Boschert auf den Weg in die Türkei machte, um auf einer hierzulande weitgehend unbekannten Rennbahn im Istanbuler Vorort Zeytinburnu auf der europäischen Seite der Brückenmetropole zwischen Europa und Asien an den Start zu gehen, war dies schon ein ziemlich exotisches Turf-Ereignis. Eine Nase fehlte dem damals 4jährigen Acatenango-Sohn am Ende zum Sieg in einem gut dotierten Steherrennen, das unter dem Renntitel "Bosphorous Trophy" den Vorläufer des seit genau zehn Jahren zur Gruppe II-Kategorie zählenden "Bosphorus Cup" darstellte.

In der Folgezeit gewöhnte sich Turf-Deutschland an die Türkei-Expeditionen manch reisefreudigen Vollblüters aus einem hiesigen Quartier. Der Rennbahnname Veliefendi für das älteste und größte türkische Hippodrom, das 1912/13 von deutschen Spezialisten erbaut und nach Veliyüddin Efendi (einem islamischen Religionsoberhaupt des Osmanischen Reiches im 18. Jahrhundert) benannt wurde, ist zum Synonym für türkischen Rennsport geworden, in dem es beachtliche Preisgelder zu gewinnen gibt. Unvergessen bleibt das Jahr 2000, in dem das Team Andreas Schütz und Andrasch Starke mit Huambo und Caitano Siege in beiden hochdotierten internationalen Prüfungen, Topkapi Trophy und Bosphorous Cup, mit nach Hause nehmen konnte.

Auch der von Hans Blume trainierte Senex hatte eine besondere Veliefendi-Affinität, gewann er hier doch gleich zweimal in den Jahren 2004 und 2005 den Bosphorus Cup, zwei Jahre bevor sich mit Bussoni ein weiterer Blume-Schützling bis dato letztmalig in die Siegerliste dieses Rennens eintragen konnte. Ebenfalls zur Doppelsiegerin in der Türkei avancierte die Hoppegartener Stute Vanjura aus dem Stall von Roland Dzubasz, die 2010 und 2011 dort ein internationales Stutenrennen über die Meile gewann, wobei diese Prüfung zwar eine hohe Dotierung (195.500€) aufwies, aber zu dem Zeitpunkt noch keine internationale Blacktype-Anerkennung hatte.

Das Programm der international ausgerichteten Galopprennen in der Türkei hat sich seit Colons Start deutlich erweitert. War es anfänglich nur eine Steherprüfung, so kam im Jahr 2000 durch die Topkapi Trophy ein Meilenrennen hinzu, das am gleichen Renntag Anfang September gelaufen wurde. Sukzessive wurden weitere internationale Rennen geschaffen, drei auch für arabische Vollblüter, so dass derzeit acht hochdotierte Galopprennen mit internationalem Fokus im türkischen Saisonprogramm zu finden sind. Sechs davon werden Anfang September auf der Rennbahn Veliefendi ausgetragen, die seit 2008 diese Rennen auf einen Doppelrenntag am Samstagabend und Sonntagnachmittag verteilt. In 2013 werden am kommenden Wochenende insgesamt 1,343 Mio. Euro in diesen sechs Prüfungen an die erfolgreichen Vollblüter ausgeschüttet, ein Preisgeldvolumen, das nur unwesentlich unter dem Gesamtbudget der gesamten „Großen Woche“ in Iffezheim mit insgesamt 66 Rennen an sieben Veranstaltungstagen liegt.

Startet in der Istanbul-Trophy am Samstag: Lady Jacamira mit Alexander Pietsch Siegerin im Franz-Guenther von Gaertner Gedächtnisrennen. www.galopppfoto.de - Frank SorgeStartet in der Istanbul-Trophy am Samstag: Lady Jacamira mit Alexander Pietsch Siegerin im Franz-Guenther von Gaertner Gedächtnisrennen. www.galopppfoto.de - Frank SorgeAuch in diesem Jahr hat sich ein deutsches Quartett auf den Weg nach Istanbul gemacht, wobei die Verteilung der deutschen Starter über die international offenen Prüfungen sehr ungleichmäßig ist. Nur die von Roland Dzubasz trainierte Lady Jacamira (Alexander Pietsch) tritt am Samstagabend in der Istanbul Trophy (Gruppe III, 1600m, 195.500€) an und versucht auf Vanjuras Spuren zu wandeln, während die restlichen drei Deutschen am Sonntag im Bosphorus Cup (Gruppe II, 2400m, 306.000€) laufen werden.

Lady Jacamira hat es mit acht Konkurrentinnen in ihrer Prüfung zu tun, von denen sechs die türkischen Hausherren repräsentieren und naturgemäß nur schwer in Relation zu den ausländischen Gästen zu bringen sind. Erfahrungsgemäß droht der 4jährigen Lord of England-Tochter, die beim diesjährigen Hambuger Derby-Meeting ihren ersten Gruppe-Erfolg feiern konnte, die Hauptgefahr von den aus England und Frankreich anreisenden Gegnerinnen. In diesem Fall sind dies die von William Haggas entsandte Britin Arsaadi (Ahmed Ajtebi), die im Vorjahr im selben Rennen hier Dritte wurde, und die Französin Beatrice (Fabrice Veron), die im Frühjahr in Deutschland zur Gruppe-Siegerin im Kölner Schwarzgold-Rennen avancierte. Die von Henri-Alex Pantall trainierte Dreijährige hat seit ihrem enttäuschenden Auftritt beim Hamburger Derby-Meeting pausiert und muss erst unter Beweis stellen, ob sie die gute Frühjahrsform wieder zur Hand hat.

Gemeinsam in einem Flieger auf dem Weg nach Istanbul: Stall Nizzas Nymphea im Training bei Peter Schiergen und Stall Eivissas Feuerblitz unter Order von Michael Figge. Fotografiert von Jacqueline Reuter - 2. Reisefuttermeisterin im Stall AsterblüteGemeinsam in einem Flieger auf dem Weg nach Istanbul: Stall Nizzas Nymphea im Training bei Peter Schiergen und Stall Eivissas Feuerblitz unter Order von Michael Figge. Fotografiert von Jacqueline Reuter - 2. Reisefuttermeisterin im Stall Asterblüte

Numerisch sieht es für das deutsche Kontingent im Bosphorus Cup zwar besser aus, stellen die deutschen Quartiere hier doch drei der elf Starter, doch sind unter den anderen internationalen Gästen einige profilierte Vollblüter zu finden. Die türkischen Hausherren stellen hier nur fünf Starter mit dem Titelverteidiger Mitico an der Spitze, neben den drei Deutschen Nymphea, Feuerblitz und Nordvulkan sind auch zwei Briten und der aus dem südafrikanischen Quartier von Mike de Kock stammende 4jährige David Livingston mit von der Partie. Der frühere Coolmore-Hengst, der als Youngster bereits zum Gruppe II-Sieger in seiner ehemaligen irischen Heimat aufstieg, wechselte nach einer enttäuschenden Dreijährigen-Kampagne in diesem Winter das Quartier und kam einmal erfolglos beim Dubai Racing Carnival zum Einsatz. Vor vier Wochen überzeugte er jedoch bei seinem Gruppe III-Erfolg in Haydock und deutete an, dass wieder mit ihm zu rechnen ist. Der Galileo-Sohn steht bei den Buchmachern derzeit in der Favoritenrolle.

Er wird zu niedrigeren Odds angeboten als die beiden britischen Vertreter, der Godolphin-Hengst Lost in the Moment und die von Roger Varian betreute Authorized-Tochter Ambivalent. Dem 6jährigen Lost in the Moment fehlt bislang ein Gruppe-Treffer in seiner schon langen Rennkarriere. Zweimal stand er in Gruppe III-Rennen in diesem Sommer auf der Insel kurz davor, ein Listensieg zuvor Ende Juni in Newmarket hatte einen vielversprechenden Auftakt zu seiner diesjährigen Kampagne markiert. Weit aufregender war dagegen der bisherige Saisonverlauf der 4jährigen Stute Ambivalent, die am irischen Derby-Wochenende durch einen Start-Ziel-Erfolg zur Gruppe I-Siegerin aufstieg, zuletzt auf höchster Ebene in den Nassau Stakes in Goodwood allerdings im Hinterfeld endete.

Die Britin sorgt dafür, dass Stall Nizzas Nymphea aus dem Kölner Schiergen-Quartier nicht die einzige Gruppe I-Siegerin im Starterfeld des Bosphorus Cups ist. Die 4jährige Dylan Thomas-Tochter muss in Istanbul ihren spektakulären Triumph im diesjährigen Großen Preis von Berlin bestätigen und wird dabei diesmal von Andrasch Starke geritten. Im deutschen Trio ist sie die größte Hoffnungsträgerin, da weder der Überraschungs-Dritte des Deutschen Derbys Nordvulkan (Alexander Pietsch) noch der im Vorjahr konstant im Endkampf zu findende Feuerblitz (Richard Hughes) bei ihren letzten Starts zu überzeugen wussten. Beim Münchener Feuerblitz aus dem Stall von Michael Figge markierte der letzte Start im Großen Preis von Bayern auf der Heimatbahn allerdings das späte Saisondebüt, das er in der Türkei zu steigern wissen wird.

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