Hauptakteure sind natürlich die Pferde, aber eine Vorschau soll dieser Artikel nicht werden. Fachzeitungen sind seit Monaten damit beschäftigt, die 28 Rennen von jedem nur denkbaren Winkel zu beleuchten. Die Nennungsergebnisse gerade der tragenden Rennen, immerhin 14 Rennen gehören zur höchsten Kategorie, sind dabei rückläufig. Die Konzentration der Spitzenpferde in der Hand weniger Trainer nimmt zu. Vor allem in Irland, welches den Sport sehr Jahren zunehmend dominiert. „Them versus Us“ („Die gegen uns“) ist das inoffizielle Motto des Festivals, tatsächlich gibt es über die Rivalität Irlands und Englands auf dem grünen Rasen mehr als nur ein Buch.
Allerdings ändern sich auch hier die Zeiten: „Es ist aber gar nicht mehr „them vs us“, sondern Mullins gegen den Rest.“ Textete die Racing Post Mitte der Woche. Seine (Mullins´) Nennungsliste, einschließlich doppelter Nennungen, umfasst 8 ½ Din A4 Seiten. Hochgerechnet sind dies rund 180 Nennungen, nur von einem Trainer. Ähnlich ist die Lage bei Gordon Elliott; und mit diesen beiden Supermächten der Trainerzunft kann auch kein weiterer irischer Trainer mithalten. Was nicht heisst, dass es Henry de Bromhead, Emmet Mullins, Gavin Cromwell & Co es nicht versuchen werden. Ein Name, der wieder in der Reihe irischer Trainer zu finden ist, und der mit einem sehr hoffnungsvollen Schützling im Gepäck anreist, ist Colm Murphy.
Ganz zu schweigen von englischen Trainern, hier ist nach wie vor die „alte Garde“ um Paul Nicholls und Nicky Henderson das Maß der Dinge. Aber auch Namen wie Olly Murphy, Ben Pauling, Charlie Longsdon oder Venetia Williams wollen mitmischen, aus Schottland werden u.a. Lucinda Russell und Sandy Thomson anreisen. Letzterer hatte am vergangenen Samstag einen famosen Tag in Kelso, also mehr oder weniger vor der Haustür. Spitzenrennen sind so kurz vor dem Festival natürlich Mangelware; Kelso hat sich mit einem soliden Programm für grundehrliche Handicapper, die sich bei einem Sieg mit nachfolgendem Start in Cheltenham für einen Bonus qualifizieren, seine eigene Nische geschaffen. Auch wenn man etwas graben muss, so gibt es sie auch in Cheltenham: die kleinen Ställe (und „kleinen“ Besitzer), die in einer großen Prüfung nach den Sternen greifen. Ruth Jefferson wird Sounds Russian im Gold Cup satteln, John „Shark“ Hanlon hat mit Hewick, der für dieses Rennen noch unter Order steht, diesen Traum bereits gelebt. Gewann doch der Wallach, einstmals für 800€ gekauft, zu Beginn der laufenden Saison das amerikanische Grand National und dort alleine mehr als 100.000 Pfund an Preisgeld. In den sozialen Medien kursierte anschließend ein Video, dass Hewick in einem Pub zeigte. So feiert man seine Sieger in Irland. Die alte Turf-Weisheit, dass es keine „Unverlierbaren“ gibt, gilt natürlich auch im Hindernissport. Gerade in den Handicaps schlummern einige Pferde, die auch für Teams jenseits der „gemeinten“ Ställe große Träume wahrwerden lassen können. Es gibt keine „kleinen“ Rennen in Cheltenham.