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Cheltenham Countdown Teil 3: Oscar Whisky vs Big Buck's

Cheltenham ist das Mekka des Hindernissports in England. www.galoppfoto.de - Balogh

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 202 vom Donnerstag, 16.02.2012

Vom 13. bis zum 16. März findet in Cheltenham wieder das populäre Festival des Hindernissports statt. In der letzten Ausgabe haben wir eine Serie begonnen, in der wir Ihnen die Hindernis-Stars vorstellen, die England-Expertin Catrin Nack hilft uns dabei "auf die Sprünge" und stellt die wichtigsten Rennen und ihre Favoriten vor.

Auch Tag Drei, der Donnerstag des Cheltenham-Festivals hält diverse Höhepunkte parat, im Mittelpunkt des Tages steht die World-Hurdle, alteingesessenen Fans eher unter dem Namen Stayers-Hurdle geläufig. Das Rennen ist 3 Meilen (ca. 4830 Meter) lang, es werden 12 Hürden gesprungen, das Rennen wird auf dem "New Course" ausgetragen.
Die Rennbahn Cheltenham besteht aus zwei beinahe eigenständigen Kursen, dem "Old Course" und dem "New Course". Beide sind linkshändig. Der Old Course ist oval und rund 1 ½ Meilen (ca. 2400m) lang, beide Bahnen laufen parallel zueinander und trennen sich an dem Punkt, der am weitesten von den Tribünen entfernt liegt. Hiernach laufen sie dann erneut parallel  - aber weiter auseinander als in der ersten Kurve - den berühmt-berüchtigten „Berg“ hinunter und treffen eingangs der Zielgerade wieder aufeinander. In der Geraden werden nunmehr – nach dem bereits erwähnten Umbau - noch zwei Hindernisse gesprungen. Im Gegensatz zu Bahnen wie Haydock oder Kempton ist Cheltenham eine schwere, die Engländer sagen „stiffe“ („stiff“- steif, aber auch schwierig – wie z.B. bei dem Ausdruck „Stiff Task“ – eine schwere Aufgabe) Bahn, da recht hügelig und uneben. Die Zielgerade ist ein stetiger Anstieg, der auf den Fernsehbildern vielleicht nicht unbedingt ersichtlich ist, aber vor Ort extrem ist, den Pferden zum Ende des Rennens noch einmal alles abverlangt und unbedingtes Stehvermögen für jede der Renn-Distanzen bedingt. Die Rennbahn selber ist ein Art natürliches Amphitheater, eingerahmt von den Hügeln Cleeve Hill (daher natürlich z.B. die Cleeve Hurdle) und den Cotswords Hills, die der gesamten Region, den Cotswords, ihren Namen geben. Cheltenham liegt rund 2,5  Stunden nord- westlich von London, nahe der Grenze zu Wales (welches selbstredend von den Briten als nicht zu England gehörig betrachtet wird), und rund eine Stunde südlich von Birmingham, welches schon in den sog. Midlands liegt. Die Rennbahn selber umfasst 67.500 Zuschauer als Maximalkapazität, die Durchschnittszahl für das Festival liegt bei rund 50.000 Zuschauern, wobei das Finale, nun Freitag mit dem Gold Cup, natürlich der beliebteste Tag ist.
Aber noch sind wir bei Tag Drei. Die World Hurdle wird nun seit drei Jahren von Big Buck's beherrscht, über welchen wir auch in der Turf-Times bereits diverse Male berichtet haben. Jedes Jahr bieten die Buchmacher diverse Wetten an, ob die „Big Four“ des Vorjahres (die Sieger der Champion Hurdle (2011: Hurricane Fly), der Champion Chase (Sizing Europe), der World Hurdle (Big Buck's) und des Gold Cups (Long Run)) ihren Erfolg werden wiederholen können; erneut sind die Quoten eher kurz, da Hurricane Fly und Sizing Europe zur Zeit sehr beeindruckend agieren, und Big Buck's  selber schon seit Jahren in einer eigenen Liga zu spielen scheint. Seit seinem Sieg in Cheltenham´s Cleeve Hurdle in 2009 ist der beinahe schwarze Wallach aus dem Stall von Champion-Trainer Paul Nicholls in 15 Rennen in Folge ungeschlagen; seine Quote für einen noch nie dagewesenen 4. Sieg in der World Hurdle steht bei 1/2 (15:10), sein im Wettmarkt nächster Konkurrent Oscar Whiskey steht bei 60:10.

Kann er den großen Big Buck's schlagen?: Oscar Whisky mit Barry Geraghty als Sieger der Aintree Hurdle. www.galoppfoto.de -JJ ClarkKann er den großen Big Buck's schlagen?: Oscar Whisky mit Barry Geraghty als Sieger der Aintree Hurdle. www.galoppfoto.de -JJ Clark

Es scheint verwegen, nach einem Pferd zu suchen, dass Big Buck´s schlagen sollte; auch wenn Oscar Whiskys Besitzer Dai Walters, dem die Rennbahn Ffos Las gehört, meint, sein Pferd würde die nötige Klasse besitzen. Als Drittplatziertem der letztjährigen Champion Hurdle ist dies unbestritten, allerdings ist er noch nie über die geforderte Distanz gelaufen. Es war wohl auch eher die Entscheidung zwischen zwei Übeln: dem als unschlagbar angesehenen Hurricane Fly in der Champion Hurdle, für die Oscar Whiskys Trainer Nicky Henderson allerdings bestens aufgestellt ist, oder halt gegen Big Buck´s in der World Hurdle, welchen das Team um Oscar Whisky zum Start in letzterem Rennen veranlasst haben. "If he stays, he might be thread" – "Wenn er über den Weg kommt, könnte er eine Gefahr sein", so die nicht besonders optimistische Einschätzung Walters. Ein geplantes Vorbereitungsrennen für Oscar Whisky auf Walters´ eigener Rennbahn fiel kürzlich leider dem Wetter zum Opfer, so dass Henderson mit seinem Crack den eher ungewöhnlichen Weg zur Sandbahn von Kempton wählte, hier fand am letzten Freitag einer reiner „Bumper for Jumpers“ Renntag statt; Bumper sind bekanntermaßen Flachrennen speziell für Hindernispferde.  Der Renntag war ein voller Erfolg mit großen Feldern, und Oscar Whisky war natürlich der Star des Tages und gewann „seinen“ Bumper auch mit angemessener Überlegenheit, wenn auch nicht in atemberaubenden Stil. Hier war es allerdings erneut lediglich über 2 Meilen (3200m) gegangen; aber als Vergleich ist so ein Rennen natürlich ohnehin nicht zu gebrauchen.

Big Buck's mit Ruby Walsh in Newbury 2011. www.galoppfoto.de - JJ ClarkBig Buck's mit Ruby Walsh in Newbury 2011. www.galoppfoto.de - JJ ClarkDas ein Pferd wie der schicke Schimmel Dynaste, den Big Buck's nun bereits zweimal in überlegenem Stil geschlagen hat, im Wettmarkt mit rund 10:1 (110:10) an 4. Stelle steht – umrandet  von zwei Iren aus dem Stall von Willie Mullins, der aber in Cheltenham sicher auf die Dienste seines „Stalljockeys“ Ruby Walsh, des ständigen Partners von Big Buck´s wird verzichten müssen (über das Arrangement Walsh-Nicholls-Mullins sind wir bereits in einem früheren Countdown eingegangen), spricht eher für den Geiz der Buchmacher als für Dynastes echte Chance, Big Buck's beim dritten Aufeinandertreffen zu schlagen.

Voler la Vedette, eine sehr beständige und in diesem Jahr scheinbar auch gesteigerte Stute aus dem Stall von Colm Murphy, hat die World Hurdle als erklärtes Ziel; sie sich sicher gut genug, um in eine Platzierung zu laufen, 12/1 stellen aber keinen wirklichen "each-way value" dar.  Interessanter für eine Platzierung könnte da mit einer momentanen Quote von rund 260:10 der von Philip Hobbs trainierte Featherbed Lane sein, der kürzlich mit viel Gewicht in einem guten Handicap nur mit "Nase" unterlag  und im Allgemeinen eine aufstrebende Form hat. Besitzer Terry Warner, der mit Pferden wie Rooster Booster und Detroit City bereits große (Cheltenham)-Erfolge feierte, könnte hier erneut ein gutes Pferd, und keinen Schimmel, in seinem Besitz haben.


Ein weiteres interessantes Rennen am 3.Tag ist die Ryanair-Chase, gesponsert natürlich von Ryanair-Chef Michael O´Learys Gigginstown Stud. Er ist ein Star-Besitzer in Irland, wo die Anzahl seiner trainierten Pferde bald J P McManus den Rang ablaufen. Das Rennen, welches auch zur Grade 1 Klasse zählt, wurde erst 2005 zum ersten Mal gelaufen. Mit einer Distanz von 2 ½ Meilen (4.255 Meter)  schlägt das Rennen die Brücke zwischen der Champion Chase (2 Meilen) und dem Gold Cup (3 Meilen 2 Furlongs) und hat sich schnell durch hochklassige Sieger und dramatische Zieleinläufe (gleich im ersten Jahr schlug Thisthatandtother in einem wunderbaren Finish den Cheltenham-Spezialisten Fondmort, der dann im nächsten Jahr zu einem vielumjubelten und emotionalen Sieg galoppierte; mit dem enigmatischen Alberta´s Run, einem Liebling von Champion Jockey A P McCoy hat das Rennen sogar schon einen Doppel-Sieger)  zu einem echten High-Light des Festivals gemausert, und wird mit den Jahren sicher auch Kult-Status erreichen. Favorit ist hier im Moment der Ire Noble Prince, deutsch gezogen vom Gestüt Etzean aus einer Dashing Blade-Mutter und vor Jahren angeblich einmal André Fabres Arc-Pferd, in dieser Saison aber ewiger Zweiter und nun frisch mit einer Wind-Operation versehen. 

Albertas Run, inzwischen 11 Jahre und zu ähnlichen Odds (11/1) zur Zeit im Wettmarkt notiert, ist seit einer Verletzung aus dem November 2011 nicht mehr gelaufen und hat auch eine Nennung für den Gold Cup. Geld spielt bei seinem Besitzer Trevor Hemmings allerdings sowieso keine Rolle. Ein einstmals geplantes Vorbereitungsrennen für Albertas Run an diesem Wochenende wird er auf jeden Fall nicht wahrnehmen, was natürlich Zweifel an seiner Gesundheit (einer Beinverletzung) zulässt. Gemeinsam mit Noble Prince führt auch Somersby den Wettmarkt an, der allerdings auch in prominenter Stellung für die Champion Chase steht.

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