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Cheltenham 2022 - Züchterische Aspekte

Vauban (links) holt sich in den Ricci-Farben das Triumph Hurdle. www.galoppfoto.de - JJ Clark

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 711 vom Freitag, 25.03.2022

Es war alles andere als eine Überraschung, dass die irische Zucht die Rennen in Cheltenham beherrschte. 15 der 28 Prüfungen gingen an auf der Grünen Insel gezogene Pferde, immerhin bei neun Siegern stand „FR“ hinter dem Namen, vier waren es aus Großbritannien.

Der prominenteste Sieger aus französischer Zucht war natürlich A Plus Tard (Kapgarde). Gezogen wurde er von der Familie Devin, die Mutter ist eine platziert gelaufene Kahyasi-Schwester, zweite Mutter des Juvenile Hurdle (Gr. II)-Siegers Fil d’Or (Doctor Dino) aus einer starken Familie. Die zweite Mutter Turbotiere (Turgeon) war mehrfache Listensiegerin auf der Flachen und Gr. III-platziert. Drei Nachkommen von ihr waren in Frankreich Blacktype-Sieger über Hindernisse.

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Aus deutscher Sicht war züchterisch der Sieg von Vauban im Triumph Hurdle (Gr. I) interessant, stammt er doch aus der Waldrun-Familie. Sein Pedigree ist nachfolgend zu lesen. Co-Züchter ist Philippe Decouz, der ihn im vergangenen Jahr zu einem Listensieg über 2400 Meter in Vichy trainierte. Er wechselte danach auf privater Basis nach Irland, wo er Anfang Februar ein Gr. I-Hürdenrennen in Leopardstown gewinnen konnte. Der Galiway-Sohn soll jetzt in Punchestown an den Ablauf kommen, doch hat man langfristig auch Pläne für Flachrennen, „Cup“-Rennen sind es natürlich und schon wurde der Melbourne Cup (Gr. I) ins Spiel gebracht, doch wird das sicher nicht vor 2023 der Fall sein. „Es ist in den letzten Jahren schwer genug, Pferde mit dieser Flachklasse in den Stall zu bekommen“, sagte Trainer Willie Mullins, „denn in der Regel werden sie nicht in den Hindernissport, sondern nach Australien oder Dubai verkauft.“

Vaubans Mutter Waldfest stammt aus der Zucht des Haras de Perelle von Jürgen Winter, sie lief bereits im Besitz von Philippe Decouz, besaß aber nur bescheidenes Können. Bei 23 Starts langte es nur zu einem Sieg, in Carpentras. Der Trainer züchtete jedoch mit ihr, jetzt hat sie ein außergewöhnliches Pferd gebracht. Relativ weit unten im Pedigree findet man mit dem vom Gestüt Görlsdorf gezogenen Colonel Mustard (Halling) noch ein gutes Hindernispferd. Er war ebenfalls am Freitag in Cheltenham am Start, war im 26köpfigen Feld des County Handicap Hurdle (Gr. III) Dritter.    

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Bei den Deckhengsten stellten Jeremy und Fame and Glory jeweils zwei Sieger. Jeremy (Danehill Dancer) war ein sehr guter Meiler, der u.a. die Betfred Mile (Gr. II) und die Jersey Stakes (Gr. III) gewinnen konnte. Als Deckhengst startete er relativ unbeachtet im Irish National Stud, doch machte er sich schnell einen Namen als Vater von talentierten Hindernispferden, 2013 wechselte er endgültig in die NH-Zucht in das Garryrichard Stud, doch schon ein Jahr später ging er, gerade elfjährig bereits ein. Er ist Vater der diesjährigen Cheltenham-Sieger Corach Rambler und Sir Gerhard.

Fame and Glory (Montjeu) weilt ebenfalls nicht mehr unter den Lebenden, er war ebenfalls elfjährig, als er 2017 starb. Der aus der Grimpola-Familie stammende Hengst hat in seinen nur fünf Gestütsjahren zahllose erstklassige Hindernispferde gezeugt, der eine oder andere Crack wird sicher noch kommen. In Cheltenham war er 2022 für die Sieger Commander of Fleet und The Nice Guy verantwortlich.

Zwei Monsun-Söhne stellten Erstplatzierte des Festivals: Shirocco mit Third Wind und Network mit Delta Work. Erwähnenswert noch der zweite Platz von Funambule Sivola in der Champion Chase, ist er doch ein Sohn von Noroit (Monsun).

Sholokov stellte mit Bob Olinger den etwas glücklichen Sieger in der Novices Chase (Gr. I) am Mittwoch, glücklich, weil der scheinbar souveräne Galopin des Champs am letzten Hindernis zu Fall kam. Dieser ist ein Sohn des Etzeaners Timos (Sholokhov), der einige Jahre in Frankreich stand, dort aber bislang nicht viel Spuren hinterließ.  

Protektorat (Saint des Saints), der in Frankreich gezogene Drittplatzierte im Ascot Gold Cup (Gr. I) im Mitbesitz des ehemaligen Fußball-Managers Sir Alec Ferguson stammt aus der Protektion, einer Tochter des lange in Frankreich aktiven Protektor (Acatenango). Bis ins Jahr 2015 war der 1989 geborene Hengst aus dem damals ersten Jahrgang seines Vaters im Haras de Courlais aktiv, zeugte eine ganze Reihe von besseren Hindernispferden. Dazu zählte auch Protektion, die zwei Listenrennen über Hürden und Jagdsprünge in Auteuil gewinnen konnte. Ihr Sohn Protektorat, ein jetzt sieben Jahre alter Wallach, war vergangenes Jahr u.a. Sieger in der Manifesto Novices‘ Chase (Gr. I) in Aintree gewesen.

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Der deutschen Zucht zugehörig ist Gaelic Warrior (Maxios), der Zweitplatzierte im Boodles Juvenile Handicap Hurdle (Gr. III). Züchter ist die Familie Niarchos, die stets die eine oder andere Mutterstute auf dem Fährhof hatte. Gaelic Warrior steht, nachdem er seine Rennkarriere in Frankreich begonnen hatte, inzwischen bei Willie Mullins. Bei erst vier Starts ist er sogar noch sieglos, dürfte aber eine interessante Zukunft haben. Er war als Jährling im Fährhof-Lot bei der BBAG im Ring und wurde für 9.000 Euro an den Agenten Pierre Boulard verkauft. Ein rechter Bruder von ihm ging ein Jahr später für nur 4.000 Euro an gleicher Stelle nach Kasachstan.      

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