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Cheltenham 2014: Preview Teil 3

Einen zweiten und einen vierten Platz hat The Giant Bolster aus Fährhofer Zucht unter Tom Scudamore bereits erreicht. Reicht es in diesem Jahr zu mehr? www.galoppfoto.de - Jim Clark

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 306 vom Donnerstag, 06.03.2014

Morgen um 14:30 Uhr heben sich die Startbänder für das erste Rennen (die Supreme Novice Hurdle) im Prestbury Park: Das Hindernis-Mekka Cheltenham startet sein viertägiges Meeting der Superlative und der Superstars. Die Vorschau auf das Cheltenham-Festival ist im Newsletter Turf-Times als dreiteilige Serie erschienen: Hier geht es zum 1. Teil mit der Vorschau auf die ersten beiden Tage: Klick! Die letzten Rennen des zweiten und den dritten Renntag beleuchtet Teil 2 der Serie: Klick! Nachfolgend der dritte und letzte Teil der Vorschau von Catrin Nack mit wieder sehr persönlichen Vorbemerkungen auf das Finale dieses viertägigen Spektakels. Weitere Infos unter: www.cheltenham.co.uk.


Der 4 und letzte Tag

Am kommenden Freitag in einer Woche steht er schon an, der letzte Tag des Cheltenham Festivals 2014, und damit auch der Gold Cup Day! Trainer und Jockeys sind seit Wochen eifrig damit beschäftigt, ihren Pferden den letzen Feinschliff und dem wettenden Publikum die letzen Informationen zukommen zu lassen; jeder auf seine Art. Willie Mullins bestätigte nun endlich, dass Annie Power tatsächlich in der World Hurdle antreten wird; damit hat das Rennen am Donnerstag natürlich eine besondere Komponente bekommen. Auf irischen Preview-Abenden war Our Conor in der Champion Hurdle (11.03.)  ein häufig genannter Name, erstaunlich, wenn man bedenkt, dass er in der laufenden Saison bei zwei Starts über Hürden sieglos ist und sich beide Male Hurricane Fly beugen musste. Wahr ist, dass sich der Wallach in den Händen seines Trainers Dessie Hughes von Start zu Start gesteigert hat und Cheltenham ihm absolut keine Probleme bereiten sollte, aber das gilt für einen zweifachen Champion Hurdle Sieger wie „The Fly“ ja natürlich auch. Nach der Nachnennung von Oldie Captain Cee Bee für die Champion Hurdle, wo er wohl als Pacemaker agiert, hat JP McManus dort nun drei Starter, Stalljockey AP McCoy reitet erwartungsgemäß My Tent or Yours, den er als seine beste Chance auf einen Sieg bezeichnet. Der Wallach aus dem Stall von Nicky Henderson hatte in dieser Woche eine kleine Hufverletzung, nun soll aber alles wieder bestens sein. McManus´ zweite Farbe Jezki wird es zum ersten Mal mit einem Hood versuchen, McCoy bekannte, dass die Wahl zwischen diesen beiden so leicht nicht war und er Jezki vielleicht nicht immer den optimalen Rennverlauf serviert habe.    

Viel Mumm herrscht auf Trifolium für die Arkle Chase; Stall Henderson hat seine Zufriedenheit mit Grandouet im gleichen Rennen zum Ausdruck gebracht, man solle „ihn nicht vergessen“. Ein weiteres immer wieder genanntes Pferd war Pat Fahys Morning Assembly für die RSA Chase (12.03.). Der Wallach ist zwar seit Ende Dezember nicht mehr gelaufen, hat aber vorher kaum etwas verkehrt gemacht. Allerdings scheint ihm weicher Boden besonders zu behagen. Ein Auge haben sollte man auch auf den alten Haudegen Time for Rupert, einstmals in Gruppe-Rennen zuhause. Nach diversen Problemen ist der nun 10jährige Wallach, der bei Paul Webber im Training ist, nun auf eine „gefährliche“ Marke gerutscht, und könnte zu langen Quoten eine lukrative Platz-Wette sein.
Das Wetter hat sich dem Vernehmen nach zumindest für die Region um Cheltenham soweit gefangen, dass der bisher mit „soft“ angegebene Boden zu Beginn des Meetings das Wort „good“ enthalten sollte (im Moment lautet der Zustand „soft, good to soft in places“. Es sind keine bedeutenden Regenfälle vorhergesagt, Bahn-Manager Simon Claisse geht von „good to soft“ am Dienstag aus). Damit wären faire Bedingungen für fast alle Pferde gegeben, außer natürlich für die absoluten Sumpfhühner.

Tag 4 in Cheltenham

Triumph Hurdle (Grade1, 2m1f)

Das Rennen für die Youngsters in Cheltenham,  die vierjährigen Hürdler. Gerade so junge Pferde haben dieses Rennen über Jahre eher schwer verkraftet, und es war fast eine Art „Grab“, aber in den letzten Jahren hat sich das Rennen zu einer hochklassigen Prüfung gemausert, allein die Sieger der letzen drei Jahre Zarkandar, Countrywide Flame und Our Conor haben sich alle zu veritablen Gruppe 1-Pferden gemausert. Ob in diesem Jahr ein Our Conor am Start ist, wird sich zeigen, es ist auf jeden Fall aber ein qualitativ starkes Rennen mit vielen Möglichkeiten. Paul Nicholls vertraut auf Calipto, französisch gezogen, der Favorit und in dieser Saison in England bei zwei Starts ungeschlagen. Dies gilt auch für Le Rocher – ebenfalls ein Franzose -  aus dem Stall von Nick Williams, unsere Wahl. Der Wallach gewann zum Arc- Wochenende im Oktober ein Rennen in Auteuil, verlor an gleicher Stätte dann einmal  und war danach in England in zwei Gruppe- Prüfungen sehr beeindruckend. Williams, ein durchaus eigenwillig zu nennender Trainer, hat früh keinen Hehl aus seiner hohen Meinung über dieses Pferd gemacht, und wurde nicht enttäuscht; dies wäre sein erster Festival-Sieger.  Allerdings hätte er sich sicher weichen bis sehr weichen Boden gewünscht. John Quinn, vor zwei Jahren mit Countrywide Flame erfolgreich, wird zwei Starter haben, Rutherglen und Pearl Castle, vor allem der erstgenannte ein wahrer Springer im Wettmarkt, nachdem er kürzlich von Tom Segal, dem Pricewise-Tipster der Racingpost, ausgesucht wurde. Vom Rating her sollte es für Rutherglen, ein Tiger Hill Sohn mit Besitzern, die sich „The Beer Swigging Strangers“ nennen, eher schwer werden, er kommt aus sehr kleinen Aufgaben, aber Träumen ist ja bekanntlich nicht verboten, und die Besitzer haben ihre Prioritäten ja im Namen verankert. Scheich Mohammeds Bloodstock-Berater John Ferguson ist in dieser Rolle nicht ganz ausgelastet und trainiert nun schon seit einigen Jahren mit gutem Erfolg National Hunt-Pferde, er glaubt, dass der deutsch gezogene Broughton seine mit Abstand beste Chance auf einen Cheltenham Festival Sieger in diesem Jahr ist (es wäre auch sein erster Festival-Erfolg). Der Teofilo-Sohn aus der Artan-Tochter Boccassini, gezogen vom Gestüt Westerberg und über die Jährlingsauktion in Baden-Baden nach England verkauft, war vorher bei Mark Johnston und Mahmood Al Zarooni im Training, hat nun bei zwei Starts für Ferguson einmal gewonnen. Aus Irland kommen vor allem Dessie Hughes´ Guitar Pete und Gordon Elliotts Tiger Roll in Frage, auch wenn „Irland“ selber glaubt, dass dieses Rennen auf jeden Fall einen englischen Sieger haben wird. Diese beiden sind aber sicherlich veritable Pferde, vor allem Tiger Roll lief in Leopardstown in Februar ein starkes Rennen, zumal er erst kurz zuvor von Trainer Nigel Hawke zu Gordon Elliott gewechselt war. Der Wallach hat sicher großes Verbesserungspotential. Aidan O'Brien könnte seinen ersten Cheltenham-Starter seit dem großen Istabraq haben, noch ist Plinth unter Order.

Albert Bartlett Novices´ Hurlde (Grade 1, 3m)

Für junge Steher unter den Hürdlern, immer noch recht schwer einzuschätzen, wer hier tatsächlich antreten wird, da nach wie vor viele Pferde mehrere Nennungen haben. Favorit Briar Hill (Willie Mullins, verm. Ruby Walsh) hat hier vor Jahresfrist den Bumper gewonnen, ist seitdem über Hürden ungeschlagen und „could be anything“. „Er steht neun Meilen“ so Ruby Walsh kürzlich in einem Interview. „Wir wissen überhaupt nicht, wie gut er wirklich ist.“ Mullins, der erstaunliche vierzig Pferde in Cheltenham an den Start bringen wird, hat auch mit diesem Wallach, der in den Farben von Graham und Andrea Wylie läuft, ein ganz heißes Eisen im Feuer. Tom Scudamore glaubt dies allerdings auch von Kings Palace, dem in dieser Saison ebenfalls ungeschlagenen King's Theatre-Sohn im Training bei David Pipe. Zwei dieser Siege waren passenderweise in Cheltenham, hier verlor er beide Male seine Gegner, und er sollte damit tatsächlich ein echter Prüfstein sein. Olivers Sherwoods Deputy Dan wird wohl  in diesem Rennen antreten, sein erklärtes  Ziel bei gutem Boden. Nicky Henderson könnte mit Captain Cutter vertreten sein (auch er einer mit noch zwei Nennungen), der bei seinem Lebensdebut in einem Bumper Kings Place besiegte und in dieser Saison ebenfalls noch ungeschlagen ist. Ein richtig starkes  Rennen.

Cheltenham Gold Cup (Grade 1, 3m2 ½ f)

Der Klassiker und natürlich das Rennen der Rennen. Der 2013 Sieger Bobs Worth tritt erneut für Team Henderson an, er war eigentlich die ganze Saison über der Favorit der Prüfung. Nach dem unerklärlich schwachen Laufen beim Saisonauftakt in Haydock stellte Bobs Worth diese Form in der Lexus Chase nachdrücklich gerade und ist seitdem in bewährter Manier nicht mehr gelaufen. „Er ist nur klein und gibt jedes Mal alles was er hat, er läuft sich buchstäblich sein Herz aus. Wir müssen da vorsichtig sein.“ So Henderson voller Bewunderung über seinen Schützling, der natürlich auch ein ganz besonderer Liebling seines Reiters Barry Geraghty ist, der ihn seinerzeit als Jährling kaufte und dann in echter Pinhook-Manier an Henderson weiterverkaufte. Bisher hat Bobs Worth jedes Mal gesiegt, wenn er denn in der Geraden den Kopf in Front hatte. Ob es hier zum zweiten Mal in Folge geht?  Mehrfachsieger sind im Gold Cup so selten nicht, es ist schon ein Rennen für „Spezialisten“, die Jahr für Jahr wiederkommen, aber der letzte, der in Folge gewann, war der unvergessene Best Mate anno 2002 und 2003.

Paul Nicholls tritt mit Silviniaco Conti an, dem amtierenden King George-Sieger. Im letzen Jahr kam er – noch mit Ruby Walsh im Sattel – gut gehend drei Hindernisse vor dem Ziel unglücklich zu Fall, in diesem Jahr stärker und von seinem Top-Trainer natürlich auch gezielt für diese Prüfung trainiert. Nach seinem Sieg im Irish Hennessy kam Last Instalment nachdrücklich ins Gespräch, er hatte zuvor außer einem Aufbaustart 24 Monate kein Rennen bestritten;  dies ist sicher eine harte Nuss, auch wenn er in Leopardstown nicht überlegener hätte gewinnen können. Trainer Philip Fenton steht nach wie vor wegen der Doping-Funde in seinem Stall im Kreuzfeuer,  und nach neuesten Meldungen ist der Start des fragilen Wallachs bei gutem Boden eher ungewiss. Captain Chris (Philip Hobbs) ist ein sehr interessanter Starter, leider inzwischen auch recht kurz im Wettmarkt. In diesem Jahr bei drei Starts zweimal siegreich, scheint der Wallach allerdings eine ausgeprägte Vorliebe für Rechtskurse zu haben, auch wenn er hier in Cheltenham (wo es natürlich links herum geht) die Arkle Chase in 2011 gewonnen hat. Seitdem lief auf dieser Bahn allerdings kaum noch etwas zusammen, ganz schlimm auch im letzen Jahr, als er im Gold Cup in jede Richtung (vor allem nach rechts) , nur nicht geradeaus nach vorne sprang und am Ende beinahe angehalten wurde. „Er macht dies seit einiger Zeit und wir wissen nicht, warum. Wir hatten Tierärzte, Masseure, Physiotherapeuten, jeder hat eine andere Meinung, aber nichts hilft. Er hatte vielleicht einmal ein körperliches Problem und hat es vielleicht auch immer, aber es ist eines, es zu wissen, und ein anderes, die genaue Ursache zu finden.“ so Hobbs, der trotzdem glaubt, sein Schützling habe eine ausgezeichnet Each-Way-Chance. Wir glauben das auch; zu eindrucksvoll war er in diesem Jahr. Nicky Henderson ist neben Bobs Worth auch mit dem englischen Hennessy Sieger Triolo d´ Alene vertreten und hat sich zu der bemerkenswerten Aussage: „Wenn wir hier gewinnen, läuft er nicht im Grand National“ hinreißen lassen. Das Pferd ist im Moment sehr stark gewettet, wie genau die Form aber reichen soll, ist zumindest fraglich. Außer Frage steht aber, dass Henderson in diesem Pferd schon seit Langem Gold Cup-Potenzial sieht, und dass es am Stehvermögen nicht scheitern wird. In den letzten 10 Jahren gab es drei 7jährige Sieger des Gold Cups, darunter immerhin Kauto Star.  Der Black Sam Bellamy Sohn The Giant Bolster (David Bridgewater, Tom Scudamore) aus Fährhofer Zucht war bei zwei Auftritten in diesem Rennen Zweiter und Vierter, es ist schwer vorstellbar, dass es in diesem gutbesetzen Rennen zu mehr reichen sollte, auch wenn der Wallach zuletzt am Trials Day hier gut gewann. Damals erhielt er allerdings Gewicht von allen Gegnern, so traut man dem damals drittplatzierten Harry Topper (Trainer Kim Bailey, Jockey evtl. Jason Maguire) doch eher zumindest eine Formumkehr zu, ohne das es auch bei ihm zu einem Sieg reichen sollte. Kim Bailey, nach seinem Sieg in diesem Rennen mit Master Oats 1995 einige Zeit in der Versenkung verschwunden, hat nun schon seit Jahren beständig zu alter Stärke zurückgefunden und hält große Stücke auf seinen Schützling, der allerdings zwingend weichen, noch lieber tiefen, Boden braucht.

Ein echtes Wettrennen am letzen Tag ist auch die County Hurdle (Handicap Hurdle Grade 3, 2m1f),  in dessen Starterfeld man wohl noch am Tag der Austragung einen Pfeil werfen und bestimmt  einen chancenreichen Kandidaten treffen würde. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sollte man sich aber auf jeden Fall die folgenden Pferde angucken: Cheltenian (lt. Trainer Philip Hobbs seine beste Chance beim Festival), Arctic Fire aus der Zucht von Uwe Grüning (Grade1 Form, Willie Mullins, recht stark im Wettmarkt), Flaxen Flare (sehr konstant und immer brandgefährlich), Peter Nivens Seriensieger Clever Cookie,  dies wäre ein Sieg für Nordengland und ein wirklich kleines Quartier. Trainer A J „Tony“ Martin muss man in solchen Rennen immer im Auge haben, sein Starter Quickpick Vic steht relativ kurz und ist zuletzt in einem Grade 1 (!) Rennen gelaufen, da ist äußerste Vorsicht geboten. Cinders and Ashes gewann hier vor zwei Jahr die Supreme Novice Hurdle (Grade 1), hat aber den Nachteil des Saison-Debuts; nachdem er 2013 hinter Hurricane Fly in der Champion Hurdle angehalten wurde, hat er kein Rennen mehr bestritten. Die Klasse hat er allemal.

 

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