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Die eine Chance

Autor: 

Frauke Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 676 vom Freitag, 09.07.2021

Derby-Impressionen 2021: "Hamburg, the King is back" freute sich Andrasch Starke lauthals und die Zuschauer in Hamburg-Horn freuten sich mit dem Champion-Jockey, der sein 8.Derby gewann. ©Turf-Times/Galoppfoto - Jimmy Clark/Sabine Brose/Frank SorgeDerby-Impressionen 2021: "Hamburg, the King is back" freute sich Andrasch Starke lauthals und die Zuschauer in Hamburg-Horn freuten sich mit dem Champion-Jockey, der sein 8.Derby gewann. ©Turf-Times/Galoppfoto - Jimmy Clark/Sabine Brose/Frank SorgeDie ZuschauerInnen haben sich schick gemacht, die Derby-Bahn eher nicht. Es gab Bratwurst, Burger und Bier und immerhin ab Freitag zur Stimmungsaufbesserung auch bunte Cocktails. Vieles war den strengen Hamburger Corona-Regeln geschuldet, aber nicht alles. Diejenigen, die zur Erinnerung gerne das Derby-Programm sammeln, wurden enttäuscht. Es gab nur billig kopierte Zettel in schwarz-weiß. Gut, dass der Siegreiter Andrasch Starke heißt, der weiß, wie man in „seinem Wohnzimmer“ für das richtige Feeling sorgt. Und als er mit Sisfahan auf der Außenbahn auftauchte, um seinen historischen 8. Derbysieg zu landen, da kam auch wieder die richtige Derby-Stimmung auf. Es ist eben doch das Rennen des Jahres. Doch der Mythos allein reicht nicht. Das Derby verdient auch einen würdigen Rahmen, den es bei der 152. Auflage nicht bekam. Schmerzlich vermisst wurden auch die beiden Schimmel, die normalerweise den Derbysieger vom Geläuf holen.

Dafür sieht man dort den Pressesprecher eifrig bemüht, vorrangig eben die Pressevertreter nicht aufs Geläuf zu lassen, auf dem sonst irgendwann sowie jeder herumläuft. Man lässt nur eine Handvoll auserwählter Fotografen zu und verspricht sich davon wohl eine bessere Sicht auf die Hauptakteure. Als Ergebnis sieht man dann Fotos „Mann auf Pferd“, leider auch noch ohne Lorbeerkranz (das lag am unwilligen Pferd, nicht am fehlenden Kranz). Beliebig eben, wie auf jeder Bahn. Irgendwie falsch gedacht. Besonders Social Media lebt auch vom kurzen, intensiven Glückmoment, den man nah genug einfängt. In Hamburg ist das schwer. Dann die Siegerehrung, bei der unübersehbar der Zeremonienmeister fehlte und die Akteure mehrmals hin- und hergerückt wurden.

Schließlich kam, mehr als zwei Stunden nach dem Derby, eine Pressemitteilung. Zu spät für jede große Zeitung, vielleicht war es auch besser so. Weil leider vergessen wurde Korrektur zu lesen. Dass man mit dem Derby das Highlight des deutschen Galopprennsports zu vermarkten hat, ist wohl noch immer nicht im Bewusstsein der Macher der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Hamburg angekommen. Das gilt nicht nur für die Ausgabe 2021. Nicht jeder fühlte sich willkommen, selbst die nicht, die mit einem Nenngeld von 7.500 Euro für ihr Derbypferd einen per se hohen Eintrittspreis gezahlt haben. Das Argument, man habe ja das erste Mal in diesem Jahr veranstaltet, gilt nicht. Denn es ist auch das einzige Mal im Jahr. Auf allen anderen Rennbahnen ist durchgaloppiert worden, da hätte man sich anschauen können, wie es auch unter Coronabedingungen besser geht. Wenn man das personell nicht schafft, muss man sich Hilfe holen. Denn: Es gibt beim Derby in jedem Jahr nur diese eine Chance – für die Pferde und den Veranstalter. 

Frauke Delius

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