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Big Buck's - der Rekordhürdler

Englands Rekordhürdler Big Buck's. Foto: JJ Clark

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 196 vom Freitag, 23.12.2011

In den vergangen Wochen hat Turf-Times recht ausführlich über zwei Ausnahme-National Hunt-Pferde, Kauto Star und Denman, aus dem Stall von Champion-Trainer Paul Nicholls berichtet. Da erscheint es beinahe unglaublich, dass in der gleichen Stallecke ein weiteres Pferd lebt, welches diese beiden an reiner Rennleistung sogar überbietet: der fast schwarze, französisch gezogene Big Buck's. Da er aber im Gegensatz zu den beiden vorgenannten kein Chaser, sondern ein „Hurdler“ ist – also seine Rennen über die kleine Hürden und nicht über die großen, massiven Hindernisse bestreitet – fällt seine Leistung fast etwas unter den „Radar“. Am Samstag gewann der Wallach bei seinem Sieg in der Grade 1 „Lough Derg  Long Walk Hurdle“ allerdings sein 14. (!) Rennen in Folge; er stellte damit einen jahrzehntealten Rekord eines gewissen „Sir Ken“ ein; nur Bula, nach dem „natürlich“ die Bula-Hurdle benannt ist, hatte einstmals einmal immerhin 13 Rennen in Folge gewonnen. 14 Rennen in Folge zu gewinnen ist ja auf der Flachen schon eine beinahe unmögliche Leistung; aber über Hindernisse und den damit verbundenen Unwegsamkeiten, und egal welcher Art auch immer, ausschließlich in Grade 1 und 2-Rennen: es ist klar, dass wir hier erneut über einen echten Ausnahme-Athleten sprechen. 

Big Buck's, der mit Cadoudal einen der Top-Hengste der Hindernis-Zucht zum Vater hat (er ist u.a. auch der Vater des amtierenden Cheltenham-Gold-Cup Siegers Long Run), kam 2007 vierjährig nach Ditcheat, dem kleinen Dorf, in dem sich Nicholls sein Trainings-Imperium aufgebaut hat. In Frankreich mit solider Form über die dortigen Hindernisse unterwegs, sollte auch er hier gleich ein Chaser werden – da so gut wie alle wirklich prestigereichen Rennen Chases (Jagdrennen) sind, sind die entsprechenden Pferde für viele Besitzer ein „Muß“. Andy Stewart – seine Pferde laufen stets unter dem Namen „ The Stewart Family“ – ist da zum Glück weniger festgelegt.  Nachdem Big Buck´s über die schweren Sprünge nicht so ganz recht vom Start kam, und dann im renommierten Hennessy Gold Cup 2008 gar ganz seinen Jockey verlor, erkannte Nicholls, nicht umsonst ein Meister seiner Zunft und mit (den damals natürlich entsprechend jüngeren) Kauto Star und Denman im Chase-Bereich sowieso hervorragend aufgestellt, dass man hier andere Wege würde bestreiten müssen. Und der Rest ist Geschichte. Umgestellt auf die englischen Hürden, wurde aus Big Buck´s, dem ziemlich guten Nachwuchs-Chaser, Big Buck's der Staying Hurlder (er lief und läuft ausschließlich in Hürden-Rennen um die drei Meilen)-Star, und sein beinahe unglaublicher Siegeszug begann. Big Buck´s Rennprogramm ergibt sich damit fast von selber. Er bestreitet nun seit drei Saisonen praktisch die identische Reihenfolge von Rennen und er musste noch keinen Gegner vor sich dulden. Mehr noch, niemals war er auch an dem Rande einer Niederlage, immer gewann er „am Gebiss“, manchmal sogar, wie sein ständiger Reiter Ruby Walsh mehrfach betonte, „im zweiten Gang“. 

Paul Nicholls, seit Jahren einer der offensten und ehrlichsten Trainer der Insel, beschrieb seinen vierbeinigen Schützling kürzlich so: “Man muss Big Buck's kennen, und das hat uns einige Zeit gekostet. Er hat so viel Talent, dass es fast unheimlich ist. Wir arbeiten ihn mit den Besten, die wir haben, und er ist doch immer noch nur halb gefordert. In Newbury, wo er vor rund drei Wochen die Long Distance Hurdle gewann, war er noch rundlich und nur halb fit.“

Big Buck's, der in seinen Rennen immer einen toten Punkt zu haben scheint, den seinen Fans manchmal für einige Minuten des Herz in die Hose sinken lässt, traf am Samstag in Ascot, fitter, wie wir gehört haben, auf ein kleines Feld, das aber u.a. das interessante Nachwuchs-Pferd Dynaste enthielt,  welcher vor einigen Wochen ein anspruchsvolles Handicap mit großer Überlegenheit gewonnen hatte.  Als Front-Renner machte Dynaste dann auch das Tempo, und Big Buck's, der sich auf der ersten Runde eh nicht gerne anzustrengen scheint, hielt sich lauernd im Mittelfeld auf. Kurz vor dem letzen Bogen hatte Big Buck's dann doch rund 10 Längen aufzuholen, Dynaste schien noch „full of running“, und den Big Buck's Anhängern schlug das Herz erneut bis zum Hals – war der Moment der Niederlage nun doch gekommen? Doch dann drückte sich Ruby energischer in den Sattel, Big Buck´s gab nonchalant seinen Canter auf, machte über nicht einmal 200 Meter spielend leicht den verlorenen Boden wett, und mit einem Schlag war das bekannte Bild wieder da – ein schlagartig kämpfender Gegner, ein überlegend aufmarschierender Big Buck´s, der mit der ihm eigenen, katzenhaften Art die letzen Hindernisse verschlang und sich auf acht Längen (tatsächlich seinem bisher größten Sieg-Abstand) verabschiedete. Es war eine wunderbare Werbung für diesen Sport.

Paul Nicholls, der vor dem Rennen zugegeben hatte, „sehr nervös“ zu sein, war des Lobes voll: „Er war fitter als in Newbury – es ist so schwer, ihn fit zu kriegen -und dies war ein richtig gutes Rennen.  Er bekommt einen Rennbahngalopp, und dann wird ihn Cheltenham fit für Aintree machen.“ In Cheltenham im März steuert Big Buck's seine – es wäre erneut ein Rekord! – vierte World Hurdle (die ehemalige Stayers Hurdle) an, in Aintree würde er seine vierte Liverpool Hurdle gewinnen – es wären die Sieg 15 + 16. Auch wenn niemals den Tag vor dem Abend loben soll (die Engländer sagen: „Don´t count your chickens before they hatch!“) , so fällt es doch selbst den größten Experten schwer, einen Gegner für Big Buck´s zu finden; er gilt schon jetzt als größter „Banker“ des Meetings, und wird mit 4/6, teilweise sogar nur noch 1/2 = 15:10 im Wettmarkt notiert.  


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