Die BBAG-Rekordauktion

Großes internationales Interesse bei der BBAG-Jährlingsauktion: Viele Interessenten boten auch per Handy mit - nur die Agenten waren vor Ort. www.galoppfoto.de - Sarah Bauer„Das“, sagte Andreas Jacobs und deutete auf einen heftig bietenden jungen Mann mit einem Handy am Ohr, „ist der Tierarzt von Claudio Pizarro. Die wollen das Pferd unbedingt haben.“ Und sie haben es am Ende bekommen, die Nummer 111, eine Fährhofer Poet's Voice-Stute aus der Walayta, Weltmeister Thomas Müller ist der Co-Besitzer, die Herren agieren in unter dem Label „Gute Freunde Partnership“.

Pizarro und Müller gehörten damit zu einer äußerst illustren und aktiven Käufer-und Bieterschar, die sich am Dienstag bei besten äußeren Bedingungen in Iffezheim eingefunden hatten. Es mögen gut und gerne 25 individuelle Nationen gewesen sein, die vor Ort waren und die hohen Erwartungen der Baden-Badener Auktionsgesellschaft (BBAG) wurden auch voll und ganz erfüllt. Als sich nach über zwölf Stunden auch das letzte Pferd zugeschlagen wurde, war ein neuer Rekord erzielt worden.

Schlips trägt nur der Auktionator Daniel Delius: Ronald Rauscher (links) und Philipp Graf von Stauffenberg (Mitte) präsentierten die Top-Seller der Auktion. Foto: Claudia von der ReckeFür über 8 Millionen Euro waren Jährlinge verkauft worden, das hat es in der lange Geschichte der BBAG noch nie gegeben. Der Schnitt pro Zuschlag war zwar minimal rückläufig, doch war dies der Tatsache geschuldet, dass diesmal mehr Pferde als im Vorjahr im Ring waren. „Ein tolles Ergebnis“, freute sich BBAG-Geschäftsführerin Carola Ortlieb, „wir sind mehr als zufrieden. Ganz besonders positiv hat sich diesmal der Mittelmarkt entwickelt. Wir hatten eine Menge Käufer für Pferde, die um die 50.000 Euro kosteten und viele davon sind auch in Deutschland geblieben.“

Die sechsstelligen Zuschläge  

Der Topseller beim Zuschlag: Auktionator John O'Kelly (links) schlug den Monsun-Sohn für €450.000 zu. Foto: Claudia von der ReckeDer von Ronald Rauscher für das Gestüt Schlenderhan angebotene Hengst aus dem letzten Jahrgang des großen Monsun war bei allen vorhergegangenen Wetten als Favorit für den Salestopper genannt worden, so kam es dann auch. Es war fraglos der optisch beste Monsun-Sohn des Tages, ein Pferd, an dem es auch nicht das Geringste auszusetzen gab. Die Mutter, eine Listensiegerin und Gr. III-Zweite, hat bereits eine Siegerin gebracht, eine rechte Schwester des Rekordjährlings. Auktionator John O’Kelly hatte gleich reichlich Bieter aus dem In- und Ausland, Darley etwa war interessiert, am Ende reduzierte es sich auf David Redvers, den Manager von Scheich Fahad Al-Thani, und Peter Brauer, der am Telefon mit Dr. Christoph Berglar verbunden war. Der Agent von Panorama Bloodstock bekam schließlich bei 450.000 Euro den Zuschlag. Der neue Eigner gab per SMS gleich einen kurzen Kommentar zu dem Kauf ab:  „Bei den extrem niedrigen Zinsen und in Anbetracht meiner Erfolge mit Novellist und Protectionist schien mir dies ein gutes Investment und Anerkennung für Schlenderhan.“ Natürlich wird die Neuerwerbung zu Andreas Wöhler ins Training kommen.

Präsentiert von Stauffenberg Bloodstock: Die noch namenlose Stute von Dansili aus der Via Medici geht für 260.000 Eura an Meridian Bloodstock. www.galoppfoto.de - Frank SorgeSie stammt aus der Zucht des Haras de Saint Pair von Andreas Putsch. Die Mutter war Gr.III-Siegerin, in dem Pedigree hatte sich gerade in jüngster Zeit schon Einiges getan. Präsentiert von Stauffenberg Bloodstock zog die tadellose Stute großes Interesse auf sich. Das beste Ende hatte Ghislain Bozo von Meridian Bloodstock, 260.000 Euro kostete die Stute. „Sie wird nach Frankreich ins Training gehen, den Kunden kann ich im Moment nicht nennen“, sagte Bozo.

Aus Ittlinger Zucht kommt diese Stute, die unter dem Consignment von Jamie Railton in den Ring kam. Auch hier ging es gleich in sechsstellige Regionen, bei 260.000 Euro gab es einen ernsthaften Bieter, der Hammer fiel dann bei 270.000 Euro, doch im Augenblick des Zuschlags ergriff der aus Italien kommende Bieter die Flucht, verließ die Halle, er verweigerte denn auch die Unterschrift unter den Käuferzettel. Kurz war geplant, die Stute noch einmal in den Ring zu schicken, sie wurde später für 250.000 Euro auf Panorama Bloodstock geschrieben.

Wurde von Auktionator John O'Kelly auf 240 000 hoch "gesungen": Die Lawman-Tochter Nessun Dorma. www.galoppfoto.de - Frank SorgeStauffenberg Bloodstock brachte dieseLawman-Tochter aus einer erfolgreichen Linie in den Ring, eine Halbschwester des Gr. II-Siegers Now We Can (Martillo). Es gab ein Bieteduell von Andreas Putsch vom Haras de Saint Pair und dem französischen Agenten Bertrand Le Metayer, der schließlich bei 240.000 Euro den Zuschlag bekam. Er handelte im Auftrag des Al Shahania Stud von Scheich Mohammed Bin Khalifa Al Thani, die Stute wird vermutlich nach Frankreich ins Training gehen.

Wird zukünftig von Markus Klug trainiert und geht an einen ganz neuen Käufer: Lot 43, Hengst von Soldier Hollow aus der Divya im Auktionsring. www.galoppfoto.de - Sarah BauerMit Horst Pudwill tauchte ein neuer Name in der Käuferliste auf. Selbst anwesend war er allerdings nicht, das Bieten übernahm Bernd Dietl, der bei manchen Pferden auch noch zweiter Sieger war. Dieser Soldier Hollow-Sohn aus der Zucht des Gestüts Park Wiedingen war seine größte Investition, er kostete 200.000 Euro. Markus Klug soll ihn trainieren, geplant ist ein späterer Export nach Hong Kong.  

Der Lucky Lion-Bruder geht nach Hong Kong: Der Hengst von Mamool aus der Lips Arrow im Auktionsring. www.galoppfoto.de„Ich glaube nicht, dass wir schon einmal einen Mamool-Nachkommen in Hong Kong hatten, aber dieses Pferd  ist ein wahrer Athlet, ein tolles Pferd“, sagte Mark Richards vom Hong Kong Jockey Club, nicht gerade ein häufiger Gast in Iffezheim. Für 200.000 Euro bekam er bei dem Bruder des Gr. I-Siegers Lucky Lion (High Chaparral) aus der Zucht von Hans-Dieter Lindemeyer, angeboten über Ronald Rauscher, den Zuschlag, Unterbieter war Darley.

Beinahe eine "Salzburgerin": Dann wurde die Amazonit-Schwester Andraste doch in Richtung Frankreich verkauft. www.galoppfoto.de - Sarah BauerDer Stall Salzburg von Hans-Gerd Wernicke gehörte einmal  mehr zu den eifrigen Käufern bei dieser Auktion, doch bei dieser Stute, ein Bild von Pferd, eine rechte Schwester des Listensiegers Amazonit, schüttelte er im letzten Moment den Kopf. So kam Bertrand Le Metayer erneut für Al Shahania zum Zuge. Über den künftigen Trainer der Stute konnte er jedoch keine Angaben machen. 

Geht nach Amerika: Die Fährhofer Stute von Cape Cross aus der Goathemala. www.galoppfoto.de - Sarah BauerAuf einer deutschen Auktion war Vivien Malloy von der Edition Farm in Hyde Park/New York noch nie und ohne Pferd fuhr sie bei ihrem ersten Besuch überhaupt dann auch nicht nach Hause.“Ich versuche seit geraumer Zeit, auf dem freien Markt eine Stute mit deutschem Pedigree zu kaufen, das ist mir bislang nicht gelungen. Jetzt habe ich es hier endlich geschafft.“ 180.000 Euro legte sie über ihren Agenten Mike McMahon für diese Fährhofer Stute aus der großen Linie der Grimpola (Windwurf) an.

"Talking Horse": Die Ravensberger Adlerflug-Tochter Wiesenlerche. Foto: Claudia von der ReckeSchon im Vorfeld war es ein „talking horse“ dieser Auktion, gleich mehrere Parteien boten auf die Ravensbergerin, die über Ronald Rauscher in den Ring kam. Es dauerte nur Sekunden, bis der Preis in sechsstellige Höhen geklettert war, den Zuschlag bekam bei 180.000 Euro schließlich Jürgen Albrecht im Auftrag des russischen Wodka-Magnaten Rashit Shaykhutdinov. Die Tochter der Gr.-Siegerin Wurfscheibe wird jetzt dorthin gehen, wo sie aufgewachsen ist, nach Ravensberg zu Andreas Wöhler.

„Man findet nur ganz selten eine rechte Schwester zu zwei Gr. I-Siegern bei einer Auktion“, begründete der Agent John McCormack den für 180.000 Euro getätigten Kauf der Karlshoferin, eine rechte Schwester von Be Fabulous und Baila Me. „Außerdem hat sie mir auch als Individuum gefallen. Sie wird nach Frankreich ins Training kommen.“ Mutmaßlicher neuer Besitzer ist George Strawbridge, Freddy Head könnte der Trainer sein.

Sah bestens aus: Der New Approach-Sohn Vestergaard läuft zukünftig in den Farben des Gestüt Winterhauchs. www.galoppfoto.de - Sarah BauerDer Halbbruder  der großen Rennstute Vanjura (Areion) stammt aus der Zucht von Matthias Barth, er wurde im Gestüt Etzean groß und kam auch in dessen Kontingent in den Ring. 160.000 legte das Gestüt Winterhauch für ihn an, Gerd Mosca aus Eberbach ersteigerte mit Trainer Andreas Löwe an seiner Seite drei Pferde, dieser bestens aussehende Hengst war der Teuerste.

Der zweite Kauf von John McCormack, wohl auch für George Strawbridge, der einige Tage in Baden-Baden war. Die über Jamie Railton angebotene Ittlingerin stammt aus einer rechten Schwester von Lando (Acatenango), sie kostete 150.000 Euro. „Das Angebot bei dieser Auktion wird immer besser“, konstatierte McCormack, „und an den deutschen Blutlinien kann man einfach nicht vorbeigehen.“

Schicker Hengst aus dem Westerberger Angebot: Lot 224, Hengst von Cape Cross aus der Bella Monica. www.galoppfoto.de - Sarah Bauer„Wir haben bislang auf sieben Pferde geboten und nicht ein einziges bekommen, jetzt hat es endlich einmal geklappt“, kommentierte Dick O’Gorman, unterwegs im Auftrag von Darley, den Kauf des Cape Cross-Hengstes. Es gab starkes ausländisches Interesse an demWesterberger, dessen naher  Verwandter Broughton (Teofilo) einst auch in Iffezheim an Darley verkauft wurde.

Läuft zukünftig in den Farben von Direktoriums-Präsident Albert Woeste: Lot 192, Shadow Chaser. www.galoppfoto.de - Sarah BauerAlbrecht Woeste, Präsident des deutschen Galopprennsports, ist nicht unbedingt ein Jährlingskäufer, der in sechsstelligen Regionen unterwegs ist. Doch bei dem rechten Bruder des Gr. II-Siegers Sommerabend sprang er dann doch über seinen finanziellen Schatten und gab Rüdiger Alles von der IVA bei 135.000 Euro noch einmal das Zeichen zum Bieten. Das war auch erfolgreich, so dass dieser Hengst jetzt für den Stall Grafenberg von Waldemar Hickst betreut wird.

Die letzte Monsun-Jährlingsstute in einem deutschen Auktionsring kaufte Rolf Harzheim vom Gestüt Bona für 150.000 Euro zurück, diese Stute aus dem zweiten Jahrgang des bereits als Gr. I-Vererbers aufgetretene Rip van Winkle fand jedoch einen neuen Besitzer. Das ist Franz Prinz von Auersperg, der sie für 130.000 Euro über Manfred Hofer ersteigerte.   

In Fokus von David Redvers: Das Stauffenberg-Lot 42, Cidre im Auktionsring. www.galoppfoto.de -Sarah BauerStauffenberg Bloodstock war der führende Verkäufer bei der Auktion, dazu trug auch dieser Sohn des Juddmonte-Deckhengstes Champs Elysees bei. 110.000 Euro erlöste Cidre, Käufer war David Redvers für Al Shaqab. Als Expertin für den deutschen Markt hatte er Melanie Sauer an seiner Seite, die Assistentrainerin von Mikel Delzangles in Chantilly.

Die bereits eingangs erwähnte Fährhoferin wurde Adam Driver zugeschlagen, Tierarzt und Berater von Claudia Pizarro, gekauft wurde die Stute aus der Ravensberger Waldrun-Linie für 110.000 Euro unter dem Label Global Equine Group.

Kurz vor Toresschluss gab es noch einmal ein hartes Bieteduell zwischen Peter Brauer von Panorama Bloodstock und VfL Wolfsburg-Chefmanager Klaus Allofs um diesen Fährhofer. Letzterer bekam bei 110.000 Euro den Zuschlag.

Ein Kauf der IVA: Der von Gestüt Röttgen angebotene Degas bleibt in Röttgen, wird dort von Marku Klug trainiert. www.galoppfoto.de - Sarah BauerFür 100.000 Euro wurde dieser Röttgener Rüdiger Alles von der IVA zugeschlagen, er wird jedoch das Gestütsgelände nicht verlassen und künftig von Markus Klug trainiert.

Sechsstellig verkauft auch das Gestüt Auenquelle: Arribia wechselt in den Besitz von Horst Pudwill. www.galoppfoto.de - Sarah BauerEin weiteres Pferd, das in den Stall von Markus Klug kommen wird, Bernd Dietl bekam im Auftrag von Horst Pudwill den Zuschlag für diese Auenqueller Stute, die 100.000 Euro kostete. 

Auktionsnotizen 

Horst Pudwill, 69, der über Bernd Dietl einer der stärksten Käufer der Auktion war, ist ein seit vielen Jahren in Hong Kong lebender Deutscher. Der ehemalige Verkaufsrepräsentant von VW in Asien ist Chairman von Techtronic Industries, das er 1985 mit einem Partner gründete. Es ist eine chinesische Unternehmensgruppe, die vor allem Elektrowerkzeuge für den Heimwerker- und Profi-Baubereich sowie Elektro-Haushaltsgeräte entwickelt, konstruiert, und produziert. Es ist nach Black & Decker und Bosch der weltweit drittgrößte Hersteller der Branche. 

Die neue Handygeneration macht's möglich: David O'Loughlin (links) und John O'Byrne fotografieren die Jährlinge höchstpersönlich. Foto: Claudia von der ReckeImmer stärker sind in Iffezheim ausländische Pinhooker vertreten, befeuert durch zahlreiche diesbezügliche Erfolge in der jüngeren Vergangenheit. Der Ire Con Marnane war einer der Vorreiter, erstmals vor Ort war in diesem Jahr Thomas Whitehead aus dem irischen Powerstown Stud, der Stuten von Lord of England, Whipper und Showcasing sowie einen Hengst von Sholokhov ersteigerte. „Sie werden zu Breeze Up-Auktionen in Frankreich und Irland gehen“, sagte Whitehead, „die deutschen Pferde sind gesund und hart, die Trainer mögen sie, deshalb sind wir hier. 

Fred Seitz von der Brookdale Farm aus den USA war bereits vor Jahresfrist Käufer bei der BBAGAuch sie wird ein US-Girl: Die Ravensbergerin Wildkirsche (Champs Elysees) - hier mit dem Ronald Rauscher-Team -geht ins Training zu Todd Pletcher. Foto: Claudia von der Recke, damals ersteigerte er u.a. für 34.000 Euro einen Lord Shanakill-Hengst, den er im Frühjahr beider Breeze Up Sale in Ocala für 190.000 Dollar weiter verkaufte. Derart auf den Geschmack gekommen, erwarb er diesmal drei Jährlinge. Die teuerste war eine Champs Elysees-Stute aus Ravensberger Zucht. „Wir werden sie jedoch erst einmal behalten und zu Todd Pletcher ins Training geben“, kündigte er an. Zu den weiteren Käufern aus den USA zählte Trainer Kenneth McPeek.

Ein Topseller "mit Ansage" aus dem letzten Jahrgang des großen Monsun: Fast Lightning auf der Koppel der Schlenderhan-Dependance in Diesternich. Foto: Claudia von der ReckeAus dem letzten Jahrgang von Monsun stammt zwar der Salestopper der Auktion, doch ansonsten wurde von den sechs angebotenen Nachkommen des großen Vererbers kein weiteres Pferd verkauft, was unter dem Strich schon eine Enttäuschung. In der Summe fanden die Nachkommen von Soldier Hollow das meiste Interesse, im Schnitt pro Zuschlag waren ansonsten noch Lando, Adlerflug, Kamsin, Samum und Mamool von in Deutschland stationierten Hengsten stark nachgefragt.    

Die erfolgreichsten Verkäufer

Die umsatzstärksten Käufer