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Barry Geraghty hört auf...

Barry Geraghty. www.galoppfoto.de - JJ Clark

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 627 vom Freitag, 17.07.2020

Zu Beginn der vergangenen Woche verkündete der irische Hindernisjockey Barry Geraghty, dass er seine Stiefel an den berühmten Nagel gehängt hat. Geraghty, 41, war ein wahrer Titan im Rennsattel, der zusammen mit Anthony „AP“ McCoy und Rupert „Ruby“ Walsh ein Dreigestirn bildete, welches den Sport in den letzten Jahrzehnten definierte.

Der im Co. Meath geborene Geraghty stammt aus eine Pferdefamilie, seine Eltern betrieben ein Reitzentrum mit Pferdezucht, Vater Tucker war erfolgreicher Trainer. Auf dem Familiengestüt wurde einst der legendäre Golden Miller geboren. Geraghty begann seine Karriere unter der Fittiche von Noel Meade, für den er im Jahr 1997 seinen ersten Sieger, im gleichen Jahr mit Cockney Lad auch seinen ersten Graded Sieger, ritt. Der erste Gr1-Sieger im Jahr 1999 wurde für den damals schon großen, aber noch nicht allmächtigen Stall von Willie Mullins er-ritten; ein klares Signal, welch großes Talent hier im Rennsattel saß. Geraghtys erstes „großes“ Pferd war der legendäre Moscow Flyer (Trainer: Jessica Harrington), eines jener Pferd, von denen viele Jockeys ihr Leben lang träumen; Geraghty war 24. Moscow Flyer trug ihn zu unzähligen Erfolgen, darunter drei Cheltenham Festival Siegen, bis heute ist er hinter Sprinter Sacre (190) mit einem Rating von 182 das zweitbeste Pferd, das Geraghty je ritt. Geraghty gewann das Grand National im Jahr 2003 auf Monty´s Pass, einen Sieg, den er als seine schönste Erinnerung bezeichnet. „Es ist das Rennen, das die ganze Welt kennt, und welches dich als Kind fesselt.“ Außer der Galway Plate (ein in Irland nicht unbedeutendes Rennen) hat Geraghty jedes große Rennen im englisch-irischen Rennkalender gewonnen. Die Namen der großen Pferde, die er ritt – und bei denen er, vor allem als so starker Endkampfreiter so häufig den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage machte – lesen sich wie das Who is Who der vierbeinigen Stars: Kicking King, Bobs Worth (den er als junges Pferd gar selber kaufte und als „Pinhook“ an den Stall von Trainer Nicky Henderson verkaufte), Buveur d´ Air, Champ, Big Zeb, Simonsig, Defi du Seul, Oscar Whisky, Florida Pearl, Macs Joy, usw.  Es war wohlmöglich Geraghtys umsichtiges Handeln, welches Sprinter Sacres Karriere, wenn nicht gar Leben, rettete, als Geraghty den Wallach im Dezember 2013 in Kemptons Desert Orchid Chase frühzeitig anhielt. Nach behandelten Herzproblem stiegt der fast nachtschwarze Wallach zu einem absoluten Kult-Pferd und Superstar des Sports aus, auch wenn Geraghty später nicht mehr im Sattel saß.

 Auf der Liste der erfolgreichsten englisch/irischen Hindernisjockeys steht Geraghty nach Anzahl der Siege hinter AP McCoy, Richard Johnson und Ruby Walsh mit insgesamt 1920 Siegen momentan an vierter Stelle, mit 43 Siegen beim Cheltenham Festival ist er in dieser Besten-Liste an Platz Zwei (hinter Ruby Walsh mit 59 Siegen); unter anderem gewann er zwei Cheltenham Gold Cups (Kicking King, Bobs Worth) , vier Mal die Champion Hurdle (Punjabi, Jetzki, Buveur d´ Air, Epatante) und gar fünf Mal die Champion Chase (Moscow Flyer 2x, Big Zeb, Finian´s Rainbow, Sprinter Sacre).

Seit 2008 war Geraghty erster Mann am Rennstall des (englischen) Trainers Nicky Henderson; von hier übernahm er im Jahr 2015 den Job als Stalljockey des irischen Besitzers John JP McManus. Nachdem Geraghty zunächst von Verletzungen weitestgehend verschont geblieben war, häuften sich die Unfälle vor allem in den vergangenen fünf Jahren. Ein schwerer Sturz in Aintrees Topham Chase im Jahr 2019, bei dem er sich das Schien- und Wadenbein brach, zog eine sechsmonatige Pause nach sich, „hier habe ich mich zum ersten Mal gefragt, ob es noch Sinn macht“. Es machte – Geraghty nahm seine Karriere zu Beginn der Hindernissaison 2019/20 im Oktober noch einmal auf. Mit fünf Siegen bei nur 11 Ritten erlebte er dann beim 2020 Cheltenham Festival ein wahres Freudenfest. Durch Corona ausgebremst, brachte die zusätzliche Zeit nun die endgültige Entscheidung Richtung „Ruhe“stand. „Nachdem ich die County Hurdle gewonnen hatte, wollte ich dort eigentlich sofort aufhören, doch damals dachte ich noch an Aintree und Punchestown und musste etwas warten. Doch das war gut, es gab mir Zeit, zu reflektieren. Nun ist klar, dass es die absolut richtige Entscheidung war, die ich seit Cheltenham schon genießen konnte.“

Geraghty, verheiratet mit drei Kindern, plant, zunächst einmal mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. „Er wird sicher versuchen, mir weiterhin ein paar Pferde anzudrehen, aber wenn es ein weiterer Bobs Worth wird, beschweren wir uns nicht.“  Nicky Hendersons Kommentar macht deutlich, dass Pferde -neben einem Job in den Medien – natürlich weiterhin eine große Rolle im Leben des Barry Geraghty spielen werden.

Die Suche nach einem Nachfolger als Stalljockey für JP McManus ist nun DAS Thema im Sommer- und Coronaloch des Hindernissports; im Moment führen Mark Walsh and Aiden Coleman den entsprechenden Wettmarkt an.

Catrin Nack

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