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Baffert unter Beschuss: Derby-Disqualifikation droht

Bob Baffert. www.galoppfoto.de - Peter Heinzmann

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 668 vom Freitag, 14.05.2021

Der nordamerikanische Rennsport wird durch einen spektakulären Dopingfall erschüttert: Der Kentucky Derby (Gr. I)-Sieger Medina Spirit (Protonico) ist in der A-Probe positiv auf die verbotene Medikation Betamethason getestet worden. Diese Substanz aus der Gruppe der Steroidhormone wirkt entzündungshemmend und antiallergisch, wird gegen Gelenks-Entzündungen eingesetzt. Trainer Bob Baffert betonte in einem Statement, dass Medina Spirit nie mit diesem Mittel behandelt worden sei. Da die B-Probe noch nicht vorliegt, ist eine offizielle Disqualifikation noch nicht erfolgt.

Derweil hat der Trainer allerdings eingeräumt, dass das Pferd im Vorfeld des Rennens mit einer Salbe behandelt worden sei, die zweifelsfrei Betamethason enthalten hat, er dieses aber nicht gewusst habe. Diese Salbe wird ansonsten bei Ohren-Infektionen bei Hunden angewandt. Warum Medina Spirit dieses vom Tierarzt wohl gegen eine Hautentzündung verabreicht worden ist, wurde bisher nicht geklärt. 

Baffert ist allerdings in den letzten Jahren mehrfach mit den Dopingbestimmungen in Konflikt gekommen. Nach dem Sieg von Justify (Scat Daddy) 2018 im Santa Anita Derby (Gr. I) war bei diesem Scopalamin festgestellt worden, doch die Stewards sahen dies als Ergebnis einer Kontamination an. 2020 waren bei den Gr. I-Pferden Charlatan (Speightstown) und Gamine (Into Mischief) Spuren des Betäubungsmittels Lidocain nachgewiesen worden. Auch hier gingen die Offiziellen von einer unbeabsichtigten Kontamination aus. Gamine wurde jedoch später nach ihrem dritten Platz in den Kentucky Oaks (Gr. I) disqualifiziert, sie war positiv auf Betamethason getestet worden. Baffert gab damals zu, dass die Stute behandelt worden sei, man das Mittel aber zu spät abgesetzt habe.

Der Trainer kritisierte jetzt in einem Interview mit dem Sender Fox News das Testsystem. Bei Medina Spirit waren 21 Pikogramm (ein Billionstel Gramm) der verbotenen Substanz nachgewiesen worden, „das hat überhaupt keinen Effekt“, so Baffert. „Vor einigen Jahren wäre nichts passiert. Die Pferde leben nicht in einer Blase, sie werden berührt, sind in der Öffentlichkeit, können sich überall kontaminieren. Schon seit einiger Zeit erkläre ich, dass unschuldige Menschen durch die lächerlichen Testmethoden Probleme bekommen können. Das ist jetzt geschehen.“

Die Disqualifikation eines Kentucky Derby-Siegers wegen Nachweis eines verbotenen Mittels wäre nicht neu. 1968 wurde Dancer’s Image aus der Wertung genommen, bei ihm war Phenylbutazon nachgewiesen worden. Es hatte damals fünf Jahre gedauert, bis der Fall letztlich vor einem Zivilgericht abgeschlossen war.

Medina Spirit soll an diesem Samstag unter John Velazquez in den Preakness Stakes (Gr. I) an den Start kommen. Das mit einer Million Dollar dotierte 1900-Meter-Rennen wird von zehn Pferden bestritten, Baffert hat mit Concert Tour (Street Sense) einen weiteren Teilnehmer. Der Maryland Jockey Club erklärte am Dienstag, dass es einen Auftritt von Medina Spirit in dem Rennen akzeptieren wird. Derweil haben aber einige Besitzer reagiert. Die Spendthrift Farm hat Pferde aus seinem Stall abgezogen, der Phipps Stable wird Starter in Pimlico zurückziehen, wenn es gegen Baffert-Pferde geht. Churchill Downs, Austragungsort des Kentucky Derbys, hat Pferde von Baffert mit sofortiger Wirkung vom Rennbetrieb ausgeschlossen.

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