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Auftakt zur Derby-Woche: Die Highlights des ersten Wochenendes

Girolamo (hier vor seinem Dubai-Start) ist im Hansa-Preis der klare Favorit Foto: www.galoppfoto.de

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Turf aktuell

Nach allen Irrungen und Wirrungen rund um das Derby-Meeting in der jüngeren Vergangenheit führen nun die Vollblüter wieder das Regiment auf dem Horner Moor, der Austragungsstätte des neben den Rennwochen in Baden-Baden wichtigsten Galoppmeetings in Deutschland. Für sechsTage bildet die ansonsten von keinem Vollblüter betretene Hamburger Rennbahn den Nabel der deutschen Turf-Welt. Das bevorstehende Auftaktwochenende bietet am Samstag ein gemischtes Programm aus sieben Galopprennen auf der Flachbahn, einem Hürdenrennen und zwei Trabrennen, während am Sonntag ausschließlich Galopprennen auf der Flachbahn, insgesamt neun an der Zahl, ausgetragen werden. Sportlich stehen dabei die beiden Gruppe-Prüfungen eindeutig im Blickpunkt.

Die Rennpreise für die Highlights, am Eröffnungstag ist dies das den Stuten vorbehaltene Franz-Günther von Gaertner Gedächtnisrennen (Gruppe III, 1600m, €55.000) und am Sonntag der IDEE 113. Grosser Hansa-Preis (Gruppe II, 2400m, €70.000), sind, wie auf anderen deutschen Rennbahnen auch, international nicht mehr konkurrenzfähig, Gäste aus dem Ausland reisen kaum noch an. Im Stutenrennen bleiben elf heimische Pferdeladies komplett unter sich, am Sonntag gibt sich im neunköpfigen Aufgebot mit dem häufig auf deutschen Rennbahnen antretenden Norweger Sir Lando (Patrick Dobbs) auch nur ein ausländischer Dauergast in Hamburg die Ehre. Der von Wido Neuroth betreute Lando-Sohn tritt zum dritten Mal in Hamburg an. Einem 4. Platz im Deutschen Derby 2010 folgte vor zwei Jahren ein 3. Rang im Hansa-Preis. In dieser Saison hat der mittlerweile Sechsjährige noch nicht viel auf die Beine gestellt, so dass er als klarer Außenseiter ins Rennen gehen wird.

Selbst für die Cracks aus den heimischen Quartieren ist das Derby-Meeting längst nicht mehr das Maß aller Dinge. Die beiden derzeit besten älteren Galopper in Deutschland, Pastorius und Novellist, treten bevorzugt im Ausland an, in Hamburg können andere dies nutzen. Gestüt Ebbeslohs Girolamo (Eduardo Pedroza), im Deutschen Derby des Vorjahres Dritter hinter Pastorius und Novellist, ist im Hansa-Preis klar favorisiert, die acht Gegner dürften ihm eigentlich nicht das Wasser reichen können. Der letztjährige Europa-Preis-Triumphator stellte bei seinem leichten Sieg im Gerling-Preis unter Beweis, dass er auch in diesem Jahr als Vierjähriger auf Steherdistanz beachtliches Format besitzt, was man über seine Hamburger Konkurrenten kaum sagen kann. Vier Gegner, der Trybuhl-Schützling Runaway (Steven Drowne), Gestüt Röttgens Wilddrossel (Daniele Porcu), der immerhin schon mit zwei Gruppe-Siegen - allerdings in den Jahren 2010 und 2011 - dekorierte Silvaner (Dennis Schiergen) und der in diesem Jahr noch wenig überzeugende Wöhler-Schützling Andolini (Jozef Bojko), degradierte er im Kölner Gerling-Preis bereits zu Statisten. Da die Gewichtsverhältnisse für ihn im Hansa-Preis sogar deutlich günstiger sind als in Köln, spricht wenig für eine Formumkehr. Die ungewöhnliche Jockeybuchung von Eduardo Pedroza für Girolamo (der Ex-Championjockey reitet den Dai Jin-Sohn zum allerersten Mal) ist der Tatsache geschuldet, dass beide Stalljockeys des Asterblüte-Stalles, Andrasch Starke und Filip Minarik, am Sonntag gesperrt sind und Trainer Peter Schiergen daher einen Ersatzjockey für seinen Crack suchte, den er in Pedroza fand. Dass der Stalljockey des ebenfalls mit zwei Kandidaten im Hansa-Preis vertretenen Wöhler-Quartiers kein Pferd des eigenen Stalles reitet, sagt natürlich auch etwas über seine Chanceneinschätzung von Girolamo im Vergleich zu den beiden Wöhler-Vertretern aus.

Die zusätzlich zum Norweger neuen deutschen Gegner für Girolamo sind die Görlsdorferin Berlin Berlin (Andreas Helfenbein), der Mintchev-Schützling Baschar (Alexander Pietsch) und Gestüt Karlshofs Seismos (Eddy Hardouin). Während die erstmals auf einem solchen Level antretende 4jährige Stute aus dem Quartier von Markus Klug im Hansa-Preis die Rolle der längsten Außenseiterin übernimmt, ist der 5jährige Karlshofer Seismos durchaus ein interessanter Kandidat für die Platzierung. Der Dalakhani-Sohn war Ende letzten Jahres mit zwei Gruppe-Siegen en suite der Aufsteiger der Saison. Bei seinen beiden Auslandsstarts hingen die Trauben für ihn allerdings zu hoch, zuletzt in Iffezheim hatte er keinen störungsfreien Rennverlauf. Ob der von Andreas Wöhler in Gütersloh vorbereitete Wallach im Hansa-Preis seine Zugehörigkeit zur nationalen Steher-Elite endgültig unter Beweis stellen kann, bleibt abzuwarten. Für den bereits 6jährigen Baschar, der in der vergangenen Saison nicht nur seinen ersten Listensieg, sondern auch manch gute Platzierung auf Gruppe-Parkett erzielen konnte, ist es sein dritter Hamburg-Auftritt (den ersten hatte er vor drei Jahren mit Platz 17 im Deutschen Derby, den zweiten als Vierter im Hansa-Preis des Vorjahrs) ein später Start in die neue Saison. Die letzte endete mit Platz 6 im Europa-Preis, weit hinter Girolamo. Dass er diesmal vor ihm landen kann, ist kaum vorstellbar.

Weit offener ist dagegen das Stutenrennen zum Auftakt, das ganz im Zeichen der Revanche des Düsseldorfer Stutenklassikers vor vier Wochen steht. Gestüt Brümmerhofs Akua'da (Eduardo Pedroza) und Gestüt Haus Ittlingens Calyxa (Lennart Hammer-Hansen), die in Düsseldorf nur minimal getrennt die ersten beiden Plätze belegten, treffen erneut aufeinander. Auch die Sechst- und Siebtplatzierte aus Düsseldorf, Gestüt Auenquelles Molly Mara (Mirco Demuro) und Stall Lintecs Red Lips (Daniele Porcu) sind als Vertreterinnen des Derby-Jahrgangs in Hamburg vertreten.

Doch anders als im Stutenklassiker können sich diesmal auch die älteren Stuten in den Kampf um den Sieg und damit die Revanchepartie einmischen. Erstmals kommt es auf Gruppe-Level zu einem Jahrgangsvergleich bei den Stuten. Numerisch sieht es dabei gar nicht so schlecht aus für die älteren Jahrgänge, stellen sie doch sechs der elf Starterinnen. Doch sehen die Leistungen der jüngeren Vergangenheit bei keiner Stutes dieses Sextetts allzu ermunternd aus, so dass eine Wiederholung des Vorjahresergebnisses, als auf den ersten drei Plätzen ausschließlich 3jährige Stuten endeten, durchaus realistisch erscheint. Die Drittplatzierte des Vorjahres, die von Championtrainer Roland Dzubasz in Hoppegarten vorbereitete Lord of England-Tochter Lady Jacamira (Alexander Pietsch), ist bei ihrem zweiten Start in dieser Prüfung noch die größte Hoffnungsträgerin aus dem Sextett der Älteren.

Hier geht es zum ersten Renntag am Samstag, 29. Juni, mit allen Rennen, Pferden, Formen und Infos: Klick!

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