Aufgalopp 752

Das beste Pferd der Welt war 2022 Flightline. So jedenfalls haben es die internationalen Handicapper entschieden und dem inzwischen ins Gestüt gewechselten Hengst ein Rating von 140 zuerkannt. Das ist die höchste Einschätzung seit Einführung der International Classification im Jahre 1977, gleichauf allerdings mit Frankel, dem am Ende seiner fabelhaften Karriere ebenfalls ein Rating von 140 zuerkannt wurde. Es sind somit die beiden weltweit besten Pferde der letzten Jahrzehnte, zumindest auf dem Papier. 

Doch eigentlich ist das alles reine Theorie. Frankel lief in drei Rennzeiten 14mal, blieb auf Distanzen zwischen 1400 und 2100 Metern ungeschlagen, er startete ausschließlich auf Gras in Großbritannien. Flightline kam sechsmal nur auf Sand an den Ablauf, siegte ebenso oft auf Strecken zwischen 1200 und 2000 Metern, stets in quantitativ relativ überschaubaren Feldern. Ein Vergleich zwischen beiden ist kaum statthaft, auch wenn eine internationale und in diesem Fall unabhängige Größe wie John Gosden bei beiden Pferden eine ähnlich flüssige Aktion konstatierte. Das Rating von ungeschlagenen Pferden ist immer eine schwierige Angelegenheit, denn wie weit will man nach oben gehen? “Es ist immer schwer, ein so dominantes Pferd wie ihn einzuschätzen”, sagt etwa William Haggas zu Flightline, “deutlich schwerer etwa, als etwa Baaeed einzustufen.” Den hat er schließlich trainiert und der hat die Marke von 135 bekommen. Womit er auf dem geteilten achten Platz der Liste seit 1977 steht. Vor ihm stehen noch Koryphäen wie Dancing Brave oder Sea the Stars, gleichauf eher vergessene Cracks wie Daylami, Harbinger oder St. Jovite, die teilweise nach wenig aufregender Deckhengst-Tätigkeit in der Obskurität verschwunden sind. Was von Frankel wirklich nicht gesagt werden kann. Über die Nachhaltigkeit von Flightline können wir erst in einigen Jahren urteilen.