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Aufgalopp 684

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 684 vom Freitag, 03.09.2021

Als der Jockey Maxim Pecheur am frühen Sonntagabend auf dem Parkplatz der Iffezheimer Rennbahn in seinen Wagen stieg, war die Laune eher mäßig. Sicher, er hatte das Hauptrennen des Tages im Sattel von Tabera gewonnen, auch zwei Handicaps, doch ging eines im Zimmer der Rennleitung verloren. Auf Moon Power hatte er nach Meinung der Stewards Adaris entscheidend behindert. Das ist auch kaum diskussionswürdig, eher das Strafmaß. Bei einer Behinderung mit Disqualifikationsfolge ist eine Sperre von mindestens einem Tag unumgänglich. Pecheur bekam drei Tage. Das ist nicht wenig, angesichts der teilweise unverändert übersichtlichen Rennpreise und der zurückgegangenen Zahl von Renntagen.

In der anhaltenden Corona-Zeit haben alle finanziell Federn lassen müssen, auch die Jockeys. Und wer nicht ganz oben in der Szene mitmischt, der tut sich schwer. Die Reitgelder sind seit Jahren nicht mehr erhöht worden, 55 Euro gibt es in den Basisrennen, unwesentlich mehr in den besseren Kategorien. Spesen werden zumindest offiziell nicht gezahlt, da ist man auf den guten Willen der Besitzer angewiesen. In Frankreich gibt es da einen Automatismus bei den Abrechnungen, das ist in Deutschland noch Zukunftsmusik. Wer etwa aus dem Westen kommt, beispielsweise in Dresden vielleicht drei-, viermal reitet, ohne einen Sieg, verdient an diesem Tag nur wenig. Die Kosten laufen aber weiter. Organisiert sind die Jockeys in einem Verband, der die Trainer mit einschließt, also vielfach die Arbeitgeber. Eine Konstellation, die es halt immer schon gab.

Es geht nicht explizit um den Fall Pecheur, möglicherweise hat die Rennleitung bei dem Strafmaß auch korrekt gehandelt. Aber es beschleicht einen manchmal schon das Gefühl, dass die Berufsgruppe der Jockeys mehr denn je am unteren Ende der Leiter ihren Platz hat.

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