Aufgalopp 647: Was ist "züchterfreundlich" ... ?

Bei ihm steht "private" drauf: Wer seine Stute zu Galileo schickt, könnte sich dafür auch ein Eigenheim kaufen ... ©galoppfoto - Jimmy ClarkWer auch immer das merkwürdige Wort „züchterfreundlich“ erfunden hat, wird wohl kaum damit rechnen können, dass es irgendwann Einzug in den Duden findet. In der Regel wird seit geraumer Zeit damit eine Decktaxe bezeichnet, die zumindest aus dem Blickwinkel des Hengsthalters besonders günstig ist. Wobei ein jeder, der sich auch nur am Rande mit dem Rennsport befasst, eine züchterfreundliche Grundhaltung haben sollte. Denn wer in diesen Zeiten züchtet, der hat eigentlich jährlich Anspruch auf eine der Medaillen, die der Dachverband gelegentlich aus meist unerfindlichen Gründen verteilt. Das Gegenteil wäre im Übrigen „züchterfeindlich“, womit natürlich keine Decktaxe bezeichnet wird. Obwohl man bei der einen oder anderen durchaus darüber diskutieren könnte. Sind etwa die 140.000 Euro, die der Aga Khan für die Dienste von Siyouni verlangt, gerechtfertigt? Ja, solange die Leute das bezahlen, so könnte argumentiert werden. Dieses Frühjahr hat er 176 Stuten gedeckt, für einen Tarif von 100.000 Euro. Eine Gelddruckmaschine. Wenn wir aber etwas genauer rechnen, müsste ein im kommenden Frühjahr gezeugter Siyouni-Nachkomme bei einer Auktion knapp 200.000 Euro bringen, um einen minimalen Gewinn zu machen. Oder nach heutigem Stand der Rennpreise zwanzig Listenrennen in Deutschland gewinnen.

Nichts ist jedoch in Stein gemeißelt und so weiß jeder, zumindest in diesem Land, dass wenn er bei einer Decktaxe 10.000 Euro aufruft er diese in den seltensten Fällen auch bekommt. Verkauft wird dann für 8.000 Euro, was hierzulande schon ein hoher Tarif ist, denn so „züchterfreundlich“ wie bei uns ist es nirgendwo in Europa.

Noch charmanter ist es allerdings, wenn es bei einer Decktaxe „private“ heißt. Sie ist also verhandelbar. So wie bei Galileo. Man könnte ja mal in Coolmore anrufen.