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Aufgalopp 634: Die „Große Woche“ ist auf zwei Wochenenden geschrumpft

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 634 vom Freitag, 04.09.2020

„Große Woche“ – das impliziert etwas Wichtiges, Bedeutendes, etwas Außergewöhnliches. Und das war es ja auch immer, jene Zeit Ende August, Anfang September in Baden-Baden, genauer ein paar Kilometer außerhalb in Iffezheim. Mehr als nur Pferderennen im Sommer, an sechs Renntagen, es war Glamour, es war sehen und gesehen werden, zumindest in der Branche. Es war ein Festival der Wettumsätze. Der unlängst verstorbene legendäre Baden-Badener Gastronom Pit Fiolka hatte im Internet ein virtuelles Fotoalbum, in dem Freunde und Gäste verewigt sind. Es ist gewiss kein Zufall, dass viele Bilder auf der Rennbahn aufgenommen wurden, oft noch in Schwarz-Weiß, was der Faszination keinen Abbruch tut, im Gegenteil. Die Rennwoche war ein wichtiger Faktor im Leben der Region, früher sicher noch mehr, aber früher, da war ohnehin alles besser.

Wer in diesen Tagen nach Baden-Baden fährt, der sitzt am Volant seines Kraftwagens und hört im Radio die neuesten Restriktionen in Sachen Corona. Er erfährt, dass in einem Bundesland fünftausend Menschen unter freiem Himmel einer Veranstaltung beiwohnen können, in einem anderen nur wenige hundert. Er hat eine Maske in seiner Tasche, zur Vorsicht, weil er nicht weiß, ob er sie vielleicht beim Eintritt in ein Geschäft oder ein Restaurant benötigt oder nicht. Er kann das verstehen, er muss das aber nicht.

Die „Große Woche“ ist auf zwei Wochenenden geschrumpft, der Sport ist hochwertig, aber er findet letztlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, ein paar hundert Menschen dürfen auf die Bahn. Die Diskussionen in den Bars und Restaurants, die diversen Meinungen, die Tipps auf die Sieger von Morgen, sie gibt es nicht. Zumindest nicht in diesem Jahr. Aber in zwölf Monaten. Ganz sicher.

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