TurfTimes:
Ausgabe 610 vom Freitag, 20.03.2020
Antonio Somma, 59, Chef einer Krankenversicherung, hat gerade einen etwas ungewöhnliche Vorschlag gemacht. Er hält einen 50prozentigen Anteil an Face Time Bourbon, einem der besten Trabrennpferde der Welt, vor einigen Wochen Sieger im Prix d’Amerique. Der Neapolitaner besitzt in seiner Heimat einen umfangreichen Rennstall, der natürlich wie weltweit alle Pferdequartiere vom Coronavirus betroffen ist. Somma will sich an den italienischen Staat wenden und fordern, dass jeder Rennstallbesitzer pro Pferd 1.000 Euro pro Pferd und Monat aus Finanztöpfen der Regierung bekommen solle. Zumindest so lange, wie es keine Rennen gibt. In Italien! Wo ohnehin die dortigen Besitzer noch auf die Rennpreise vom letzten Herbst warten.
Dass der Wunsch von Signore Somma auf taube Ohren treffen wird, dürfte sicher sein, aber er hat einen ernsten Hintergrund. Denn die Folgen, die die derzeitige Krise auf den Rennsport haben wird, sind unabsehbar. Selbst wenn es Ende April wieder mit dem Sport losgehen könnte, was absolut unsicher ist, wird sich eine gewaltige Finanzierungslücke auftun. Der Dachverband in Köln spricht von einem „modifizierten und verdichteten Programm für die Zeit danach.“ Doch muss das bezahlt werden. Schon ist davon die Rede, dass etwa Gruppe- und Listenrennen nicht mit dem bisher vorgesehenen Preisgeld ausgetragen werden können und auch im unteren Bereich wird man den Rotstift ansetzen. Denn im Moment verlieren gerade viele Menschen in Industrie und Wirtschaft viel Geld. Dazu zählen zahlreiche Sponsoren, bei denen in naher Zukunft niemand wegen irgendwelcher Unterstützung anfragen muss. Aus welchen Kanälen Unterstützung kommen soll, steht in den Sternen und so soll auch der Dachverband schon Kurzarbeit beantragt haben.
Alles wird gut. Hoffentlich.