Aufgalopp 560 zur Jahrespressekonferenz des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen

Es gab einmal eine Zeit, in der Pressekonferenzen des Galopper-Dachverbandes zu später Stunde in lockerer Runde in der Kölner Altstadt endeten. Mit den tragenden Herren des Hauses in vorderster Linie. Heute wird in den schmucklosen Räumen in der Rennbahnstraße bei alkoholfreien Getränken doziert und nach 87 Minuten angesagt, man möchte doch jetzt zum Ende kommen. Allerdings war es früher schon so, dass die anwesende Journaille, die damals noch kopfstärker war, mit den Worten „schreiben sie doch mal was Positives“, ermahnt wurde. Auch am Dienstag, bei einem Hintergrundgespräch, wie diese Jahrespressekonferenz diesmal tituliert wurde, war die Stimmung diesbezüglich schon recht bestimmend.

Der deutsche Rennsport steht aber wieder einmal vor erheblichen Herausforderungen. Ohne Subventionen, ohne Zuwendungen, aus welchen Töpfen auch immer, kann kein Rennverein mehr veranstalten. Bis herunter zum Ausgleich III gibt es inzwischen Zuschüsse, für Renntrage unter der Woche, für Samstage, für Black Type-Rennen. Eine Steigerung der Erträge soll, so die Aussage der Verbandsoberen, insbesondere über die Wetten erfolgen. Die Kürzung der Abzüge in den Sieg- und Platzwetten war der erste richtige Schritt, doch hapert es bislang an der Kommunikation. Interviews in Fachblättern mögen zwar helfen, aber auf den Rennbahnen selbst ist die Botschaft, dass jetzt mehr Geld ausgeschüttet wird, noch nicht recht angekommen. Die Viererwette, die unverändert ordentliche Umsätze generiert, wird seitens der Veranstalter zu stiefmütterlich propagiert. Und Smarturf, das mit einigem Ballyhoo angekündigte Wetten mehr Internet, kommt auch im zweiten Jahr nicht richtig in die Gänge, scheint technisch unausgereift und ist äußerst kompliziert.

Den Entscheidern der Branche könnte sicher etwas mehr Wettkompetenz nicht schaden, was schon dadurch dokumentiert wird, dass bei diesbezüglichen Fragen stets auf externe Experten verwiesen wird. Vielleicht sollte man sich auch öfter auf der Rennbahn sehen lassen. Und mal praktische Erfahrungen am Wettschalter sammeln.