Aufgalopp 533

Das Ausfüllen eines Dreierwettscheins gehörte einst in Baden-Baden zur Pflicht. Bei jedem Rennen. Weil es in den in der Regel mit interessanten Pferden aus dem gesamten Land stark besetzten Handicaps schwer genug war, die Sieger zu finden, weil man aber vielleicht den einen oder anderen heißen Tipp hatte, gerade wenn man sich zuvor mit Münchener Rennen beschäftigt hatte. Dort ansässige Fachkräfte wie Schreiner, Seiffert oder Staudte durfte man nie vom Zettel lassen. Und, das wichtigste Argument, eine Dreierwette zu spielen: Die Quote stimmte. Fünfstellig war sie fast immer.

Wir wissen nicht so ganz genau, wie die Abzüge damals waren, aber sie waren deutlich geringer als heute. Ein Blick auf aktuelle Dreierwettquoten ist entlarvend. Sie bewegen sich selbst dann, wenn Außenseiter vorne dabei, oft im unteren vierstelligen Bereich. Kein Anreiz, um an den Schalter zu gehen. Und deshalb ist die Diskussion, die am Montag bei der Besitzervereinigung angestoßen wurde, überfällig gewesen. Viel zu lange ist der Sektor des Wettens in den verschiedenen Gremien vernachlässigt worden, weil sich auch der Eindruck festgesetzt hat, dass viele Entscheidungsträger des Rennsports gar nicht so genau wissen, wie das Ausfüllen oder die Abgabe eines Wettscheins funktioniert. Das Wettgeschäft ist, was nicht vergessen werden darf, immer noch die Basis zur Finanzierung der Rennen. So mancher Verein behandelt etwa die Viererwette, die immer noch sehr gute Umsätze generiert, viel zu stiefmütterlich. Ein einziger Rennverein, der in Magdeburg, hat sich in der jüngeren Vergangenheit einmal an die Abzüge herangewagt, anderswo ist das ein Thema, das besser nicht angepackt wird. Doch es ist kurzsichtig. Die Reduzierung der Abzüge mag vordergründig Mindereinnahmen bringen, doch langfristig können Wetter zurückgewonnen werden. Und dann kommt halt doch mehr Geld in die Kassen.