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Aufgalopp 527

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 527 vom Freitag, 20.07.2018

Am 7. August 1993 um 13.24 Uhr erklärte Walter Scheel den ersten Renntag nach der Wiederöffnung auf der Doberaner Rennbahn für eröffnet. Franz-Günther von Gaertner assistierte dem Starter Egon Würgau und drückte auf den Knopf, die Sportschau schaltete live nach Doberan und Ministerpräsident Berndt Seite kommentierte: „Das heutige Resultat ist überwältigend“. 12.000 Zuschauer waren vor Ort, die meisten ruinierten ihr Schuhwerk, denn in den zwei Wochen zuvor hatte es ununterbrochen geregnet. Der erste Sieger hieß Sinio, Günter Broda war der Trainer, im Sattel saß Britta Werning.

Am 7. August 2017, tatsächlich, einem Montag um 20.35 Uhr ging Shining Emerald in einem mit vier Pferden besetzten Rennen in Bad Doberan als Erster durchs Ziel. Eddie Pedroza, der oft genug seinen Geburtstag an der Ostsee gefeiert hatte, saß im Sattel. War es der endgültig letzte Sieger auf Deutschland ältester Rennbahn, die zu DDR-Zeiten bereits totgesagt war, aber dann doch eine große Renaissance erlebte? Gut möglich. Ein einziger Renntag sollte es dieses Jahr nur noch sein, doch den wird es auch nicht mehr geben, kurzfristig abgesagt. Ein Jammer.

Große Rennfeste hatte es dort gegeben, in der Spitze vier Renntage, die Aktiven kamen gerne, lagen zwischen den Renntagen am Strand, keiner fehlte. Ein global citizen wie Gerald Mossé war da, lokale und überregionale Polit- und Gesellschaftsprominenz, durchaus zahlungskräftige Financiers. Tempi passati. In jüngerer Zeit fanden sich Sponsoren nicht genügend repräsentiert, stimmte auch die Infrastruktur nicht mehr, die handelnden Personen  waren oft beratungsresistent. Zu einem einzigen Renntag wären Auswärtige ohnehin kaum noch gekommen. „Einmal tot, immer tot“ hat der aktuelle Präsident Volker Schleusner zu der Zukunft der Rennbahn Bad Doberan gesagt. Es steht zu befürchten, dass er recht hat.

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