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Aufgalopp 315: Jubelposen und große Gesten

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 315 vom Donnerstag, 08.05.2014

Wenn sich ein Fußballspieler nach einem Tor kurzzeitig von seinem Trikot befreit und dem Publikum seinen häufig großflächig tätowierten Oberkörper zur Schau stellt, wird er bestraft, mit einer gelben Karte. Bei einem Jockey haben wir Derartiges noch nicht erlebt, es wäre auch technisch nicht ganz einfach, sich aus Freude über einen Sieg noch auf dem Pferd des Renndresses zu entledigen. Trotzdem werden unangemessene Jubelszenen nicht gerne gesehen und ziehen Konsequenzen nach sich, etwa "Grüssen ins Publikum", wie es die Rennordnung formuliert.

Das hat natürlich seinen guten Grund. Wer etwa im Finish unkontrolliert den Arm in die Luft reißt, riskiert eine Verletzung des Pferdes. Unvergessen der Jubel von Mickael Barzalona beim knappen Derbysieg von Pour Moi 2011 in Epsom - gelaufen ist das Pferd nie mehr. In Deutschland gab es einmal einen ähnlichen Fall. Die Regel besteht also nicht ohne Grund.

Usus ist es inzwischen, dass unterlegene Jockeys gerade nach großen Rennen kurz nach dem Ziel dem Sieger mit einer Berührung gratulieren, ihm die Hand reichen. Letzte Woche war es in Longchamp aber umgekehrt: Christophe Soumillon, ohnehin ein Meister pointierter Gesten, fuhr nach dem Prix Ganay den Arm in Richtung Frankie Dettori aus - dabei hatte Soumillon mit Cirrus des Aigles gerade Dettori auf Treve eine bittere Schlappe bereitet.

Der Sieger, so schien es, war sich in dem Augenblick bewusst, dass er der Spielverderber des Tages war. Der Nimbus von Treve war dahin. Hätte Soumillon es auch nach einer Niederlage gemacht? Wohl kaum. Dettori, immerhin, hat die Hand nicht zurückgewiesen. Und das Gros der Turf-Aficionados, das den betagten Wallach "Cirrus", der einen kleinen Stall und ebensolche Besitzer vertritt, als einen vierbeinigen Outlaw in der Szene ansehen, werden sich gefreut haben.  

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