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Aufgalopp 285: Zur Entscheidung des Renngerichts im "Fall Meandre"

Meandre mit Siegerschärpe nach dem 51. Preis von Europa, die ihm nach der Entscheidung der Rennleitung zunächst abgenommen worden war. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 285 vom Donnerstag, 03.10.2013

Zwei Stunden dauerte die Beweisaufnahme, nur wenige Minuten benötigte das Renngericht des Direktoriums für sein Urteil, das zumindest dem Pferd, das im Preis von Europa als Erster den Zielpfosten passiert hatte, den Sieg zurückgab. Es drängte sich der Eindruck auf, dass die unmittelbar Beteiligten diesen Spruch durchweg akzeptierten - zu logisch war das, was zuvor vorgetragen wurde. Natürlich war aber die Rücknahme der Disqualifikation von Meandre eine Art Rüge gegenüber der Rennleitung und es stellt sich die Frage, ob das alles vermeidbar gewesen wäre. Wäre an jenem Sonntag nur Empoli disqualifiziert worden, dann wäre die Aufregung nur minimal gewesen, hätte man sich ein wenig würdiges Ende des Renntages und viele Diskussionen erspart.

Ist der Rennleitung ein Vorwurf zu machen? Sie hat die, auch vom Renngericht nicht bestrittene Behinderung von Meandre gegenüber Earl of Tinsdal als schwerwiegend, ja rennentscheidend angesehen. Dem konnte sich aber nach intensivem Studium des Rennfilms niemand mehr anschließen, nicht einmal der ansonsten so gestrenge Kontrollausschuss des Dachverbandes. Die Rennleitung hat also in der Hektik des Renntages objektiv falsch entschieden. Sie jetzt als beschädigt zu bezeichnen, ist aber völlig verkehrt, denn oft genug sind die Urteile der Stewards in der nächsten Instanz kassiert worden. Es untergräbt keineswegs die Autorität der Turf-Schiedsrichter. 

"Nach englischem Recht hätten wir anders entschieden", hatte der oberste Rennleiter Dr. Peter Tasch in seinen Ausführungen noch angemerkt. Und genau da liegt die Crux und letztlich auch das Unverständnis, das die ursprüngliche Disqualifikation ausgelöst hat. Möglicherweise ist dieser Fall auch ein Anlass dafür, die Rennordnung noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Rennsport verliert an Glaubwürdigkeit, wenn seine Regeln international nicht identisch sind.   

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