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Aufgalopp 267: Zusammengeklaubte Satteldecken ...

Vergangene große Zeiten in Mülheim mit bedeutenden Rennen mit dem  Deutschen Stutenpreis, in dem die Siegerin 1952 Windstille (Ossi Langner) hieß. Foto: Archiv Ravensberg

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 267 vom Donnerstag, 30.05.2013

Wer schon lange keine Tränen mehr in den Augen gehabt hat, der sollte einmal einen Blick ins Archiv werfen. Ganz willkürlich einen Jahresrennkalender von vor zwanzig Jahren nehmen, die gigantischen Wettumsätze jener Zeit checken. Sechs Millionen Mark am Derbytag, fünf Millionen am Tag des Großen Preis in Iffezheim. Und 1,2 Millionen am Weihnachtsfeiertag in Mülheim. Nur mit Handicaps. Und einem Jagdrennen, erster Start 11.15 Uhr. Goldene Zeiten auf der verkehrstechnisch so ideal gelegenen Bahn am Raffelberg.

Und heute? Auf unzähligen Freikarten herrührender guter Besuch am letzten Samstag, unterstützt durch vorzeigbare Öffentlichkeitsarbeit, mit sogar noch annehmbaren Umsatz. In irgendwie ärmlichem Ambiente mit wenig gepflegten Außenanlagen, zusammengeklaubten Satteldecken mit Logos längst vergessener Sponsoren, einer unzureichend justierten Lautsprecheranlage. Der Niedergang begann in Mülheim mit dem Verdikt des jetzt in Hong Kong amtierenden Winfred Engelbrecht-Bresges, Winterrennen nur noch in Neuss und Dortmund abzuhalten. Wurde abgeschlossen mit der Abwahl der engagierten Oberbürgermeisterin, die einige Jahre ambitioniert als Präsidentin agierte. Und jetzt erfahren wir, dass der ehrenamtliche Geschäftsführer, der ohnehin nicht rennsportnahe Golfclub-Macher Rolf Schmitz sein Amt beim Rennverein "aus persönlichen Gründen" niederlegt. "Ich weiß gar nicht, wer sich da eigentlich um irgendetwas kümmert", teilte uns unlängst eine Größe des deutschen Turfs in Bezug auf Mülheim mit. Offensichtlich keiner.

Die Bahn hat Potenzial, sie hat durchaus Charme, sie ist dank ihrer Lage unverändert populär, das wirtschaftliche Umfeld ist keineswegs verkehrt. Sie wäre sogar ein ideales Objekt für eine gemeinschaftlich betriebene Vorzeigebahn. Nur: Wer soll das umsetzen? Es wäre ein schwer zu ersetzender Verlust, würde diese Bahn nicht mehr zu Verfügung stehen. Momentan, so steht es zu befürchten, würde es aber niemand so recht merken. Ein Jammer.  

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