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Aufgalopp 250: Die Berührungsängste der Politik mit dem Galoppsport

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 250 vom Donnerstag, 31.01.2013

Man stelle sich vor, Angela Merkel würde bei der Jährlingsauktion der Baden-Badener Auktionsgesellschaft (BBAG) in Iffezheim gegen 10 Uhr morgens das Pult des Versteigerers entern, ein paar freundliche Grußworte sprechen, allen Anwesenden einen freundlichen Tag wünschen und dann noch ein paar dezente Hinweise auf mögliche Salestopper geben. Utopie. Aber gerade in Neuseeland geschehen. Wobei natürlich nicht die deutsche Bundeskanzlerin in Aktion trat, sondern der dortige Premierminister John Key, der die wichtigste Jährlingsauktion des Landes eröffnete, nicht zum ersten Mal, der Bedeutung der Vollblutzucht in Neuseeland geschuldet.

Was schon ein Licht auf das Verhältnis zwischen Galopprennsport und Politik in Deutschland wirft. Wann war eigentlich der letzte deutsche Bundespräsident beim Derby? Oder ein Bundeskanzler auf einer Rennbahn? Selbst regional gibt es oft Berührungsängste, Ausnahmen bestätigen die Regel, wie etwa Hannover, wo sich Landes- und Kommunalpolitik zuverlässig abbildet und Christian Wulff in seiner Zeit als Staatsoberhaupt auch schon einmal privat vor Ort war. Doch gerade die Diskussion um die Spiel 77-Zuschüsse in Nordrhein-Westfalen zeigt, dass es bei der Kommunikation mit den entscheidenden Stellen Defizite gibt. Der letzte NRW-Ministerpräsident auf einer Rennbahn war irgendwann vor zwanzig Jahren Johannes Rau, zuständige Fachminister werden nie gesehen.

Es mag für Politiker populäre Orte geben als eine Galopprennbahn, doch entbindet das nicht von einer intensiven Pflege dieser Herrschaften. Letztlich geht vielerorts nicht ohne staatliche Zuschüsse und das Beispiel Bremen zeigt, dass dort auch durch mangelnde Kommunikation mit dem zuständigen Stellen die Rennbahn vor dem Aus steht. Es muss ja nicht zwingend dazu kommen, dass wie in Großbritannien das Staatsoberhaupt einen guten Teil der Freizeit auf der Rennbahn verbringt. Aber etwas mehr Lobbyarbeit wäre wohl doch vonnöten.  

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