2010-11-06, Churchill Downs, 8. R. - TVG Breeders' Cup Mile

In lange versunkenen goldenen Jahren des Galopprennsports gab es einen Rennstallbesitzer namens Nelson Bunker Hunt, dessen Rennpferde die Szene in Europa und den USA auf Jahre hinaus prägten. Hunt, der Mitte der 70er Jahre zusammen mit seinem Bruder Herbert William gigantische Silberspekulationen betrieb und daran schließlich finanziell zerbrach, war ein wahrer Kosmopolit in Sachen Turf. Seine Pferde liefen überall und sie liefen vor allem lange, selbst wenn sie Stuten waren. Zwei seiner besten hießen Dahlia und Triptych, sie gewannen zweijährig, sie gewannen aber auch noch sechsjährig auf Gruppe I-Ebene. Was Dahlia nicht davon abhielt, eine herausragende Zuchtstute zu werden, während Triptych schon siebenjährig bei einem Paddockunfall verunglückte.

Nelson Bunker Hunt ist jetzt 86 Jahre alt. Wir wissen nicht, ob er am aktuellen Rennsportgeschehen noch Anteil nimmt, aber ein Pferd wie Goldikova (Anabaa) würde ihm sicher gefallen. In seiner Zeit liefen die Pferde jedoch noch häufiger, Dahlia kam 46mal an den Start, Triptych 41mal, Goldikova war am Samstag in Churchill Downs zum 21. Mal in ihrer Karriere am Ablauf, zudem reist es sich inzwischen sicher auch komfortabler. Doch ein paar Starts wird die Französin noch absolvieren, denn ihre Besitzer entschieden sich, sie noch ein weiteres Jahr im Training zu lassen. Eine Entscheidung "pro Sport", die in der Branche weltweit entsprechende Begeisterung ausgelöst hat. Wer den dritten Sieg von Goldikova in der Breeders' Cup Mile (Gr. I) gesehen hat, der dürfte auch nicht die geringsten Bedenken bezüglich der Fortsetzung der Karriere haben. In Zeiten, in denen Hengste nur noch zweijährig laufen und schon dreijährig in die Zucht gehen (siehe TT-Ausgabe Nr. 139) ist das nur zu begrüßen. Natürlich ist der Breeders' Cup, der auch 2011 wieder in Churchill Downs ausgetragen wird, das wichtigste Ziel im kommenden Jahr für die Stute, Deauville im Sommer ein weiteres.

Mit Goldikovas Abstammung haben wir uns an dieser Stelle des Öfteren auseinandergesetzt, das muss hier nicht wiederholt werden. Dass den Wertheimers, deren Familie nun schon seit einhundert Jahren Vollblüter züchtet, diese Stute besonders am Herzen liegt, hat natürlich auch mit der Historie zu tun: Die Tochter des im vergangenen Jahr mit gerade 17 Jahren eingegangenen Anabaa (Danzig) stammt aus einer alten und erfolgreichen Wertheimer-Linie. Ihre dritte Mutter Gold River (Riverman) feierte auch erst mit vier Jahren ihren größten Triumph: 1981 gewann sie den Prix de l'Arc de Triomphe, Alec Head, der Vater ihres jetzigen Trainers betreute sie für Jacques Wertheimer, den Vater von Alain und Gerard.