Hurricane Run 2013 neu im Gestüt Ammerland/Bernried

von Daniel Delius

Quelle: Turf-Times vom 17.01.2013

Stallion Hurricane Run ist ab 2013 neu im Gestüt Ammerland. Foto: offiziellStallion Hurricane Run ist ab 2013 neu im Gestüt Ammerland. Foto: offiziellNatürlich ist Hurricane Run (Montjeu) kein "neuer" Deckhengst, aber der Ammerländer ist in Deutschland eine gern gesehene Neuerscheinung, deshalb befassen wir uns in dieser Rubrik natürlich auch mit dem seit dem späten Frühjahr des vergangenen Jahres in Bayern stationierten Hengst. Die Entscheidung, Hurricane Run nach Ammerland zu holen, hatte sicher mehrere Gründe. Einer davon war die Tatsache, aus der kein Geheimnis gemacht wird, dass er rein psychisch mit der hohen Zahl von Stuten, die ihm in Coolmore zugeführt wurden, nicht klar gekommen ist. Auch deshalb der Umzug ins beschauliche Bayern und damit hat man anscheinend einen Volltreffer gelandet. Hurricane Run, der zu Beginn des Jahres 2012 in Irland noch 33 Stuten gedeckt hat, bekam nach seiner Ankunft in Ammerland noch drei eigene Stuten zugeführt, alle drei wurden sofort tragend. Beste Voraussetzungen also für Teil zwei der Deckhengstkarriere, die 2007 nach einer bemerkenswerten Rennkarriere in Coolmore begonnen hatte.

Gezogen wurde Hurricane Run vom Gestüt Ammerland, doch streng genommen kommt er natürlich nicht aus der deutschen Zucht, denn er wurde in Irland groß. Er ging in den Rennstall von Andre Fabre und schon zu Beginn des Jahres 2004, als er zweijährig war, gab es von dort sehr positive Signale. Einen einzigen Start absolvierte er in diesem Alter, er gewann im Oktober ein Rennen für Debutanten in Longchamp. Fabre meinte kurz danach, dass Hurricane Run sein Favorit in dessen Jahrgang sei, was sich dann auch mehr als bewahrheitete.

Die Rennkarriere

Dreijährig startete er mit Siegen über 2200m in Longchamp sowie im Prix Hocquart (Gr. II), ging danach als klarer Favorit in den Prix du Jockey Club (Gr. I), der in jenem Jahr erstmals über 2100m gelaufen wurde. Es war ein in jeder Hinsicht bemerkenswertes Rennen, das Start-Ziel von Shamardal (Giant's Causeway) gewonnen wurde, auf dem Frankie Dettori Mitte der Zielgeraden den richtigen Gang fand. Christophe Soumillon auf Hurricane Run fasste ihn zu diesem Zeitpunkt energischer an, kurz tendierte der Hengst etwas zur Seit, der Reiter wechselte den Stock, doch der Speed kam zu spät. Auf der klassischen Derbydistanz, ja schon über 2200m, hätte Hurricane Run fraglos gewonnen, aber letztlich scheiterte er nur an einem Klassepferd.

Hurricane Run mit seinem Züchter Dietrich von Boetticher: Der Montjeu-Sohn hatte in den Ammerländer Farben noch das Irish Derby, Gr. I, gewonnen und startete anschließend in den Tabor-Farben, für die er später unter anderem noch den Arc- , den Tattersalls Gold Cup und die King George und Queen Elizabeth Stakes gewinnen sollte. www.galoppfoto.de - Frank SorgeHurricane Run mit seinem Züchter Dietrich von Boetticher: Der Montjeu-Sohn hatte in den Ammerländer Farben noch das Irish Derby, Gr. I, gewonnen und startete anschließend in den Tabor-Farben, für die er später unter anderem noch den Arc- , den Tattersalls Gold Cup und die King George und Queen Elizabeth Stakes gewinnen sollte. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Kurz danach ging der Dreijährige in den Besitz von Coolmore über, im Irish Derby (Gr. I), das er unter Kieren Fallon als klarer Favorit gegen Scorpion (Montjeu) gewann, lief er aber noch in Ammerländer Farben. Er gewann später im Jahr den Prix Niel (Gr. II) und den Prix de l'Arc de Triomphe (Gr. I) gegen Westerner (Danehill), Bago (Nashwan) und Shirocco (Monsun), der favorisierte Motivator (Montjeu) wurde Fünfter. Es dürfte die beste Leistung in Hurricane Runs Karriere gewesen sein, er zeigte von weit hinten kommend auf durchlässiger Bahn enormen Speed, hatte aber auch das Glück, dass er innen freie Bahn fand. Am Ende des Jahres war er im internationalen Ranking die Nummer eins, der Welt-Champion.

Hurricane Run (Kieron Fallon) gewinnt den Prix de l'Arc de Triomphe Lucien Barriere auf der Galopprennbahn Longchamp und wird Welt-Champion des Jahres 2005: www.galoppfoto.de - Frank SorgeHurricane Run (Kieron Fallon) gewinnt den Prix de l'Arc de Triomphe Lucien Barriere auf der Galopprennbahn Longchamp und wird Welt-Champion des Jahres 2005: www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Vierjährig lief er siebenmal. Er startete mit einem Sieg gegen allerdings nur zwei Gegner im Tattersalls Gold Cup (Gr. I), unterlag im Grand Prix de Saint-Cloud (Gr. I) knapp der großen Rennstute Pride (Peintre Celebre), um sich danach die King George VI and Queen Elizabeth Stakes (Gr. I) gegen Electrocutionist (Red Ransom) zu holen. Nach Rang zwei zu Shirocco im Prix Foy (Gr. II) ging es erneut in den "Arc", der in jenem Jahr von gerade acht Pferden bestritten wurde. Klarer Favorit war der japanische Crack Deep Impact (Sunday Silence), der hinter Rail Link (Dansili) und Pride Dritter wurde, zudem wurde bei ihm ein verbotenes Mittel nachgewiesen, er musste disqualifiziert werden. Hurricane Run rückte somit vom vierten auf den dritten Rang. Es folgten noch ein dritter Platz in den Champion Stakes (Gr. I) und Rang sechs im Breeders' Cup Turf (Gr. I). In der zweiten Jahreshälfte 2006 fehlte Hurricane Runs Kampagne fraglos die Brillanz des Vorjahres, doch gab es dafür auch Gründe. So wurde ihm des Öfteren kein Pacemaker zur Seite gestellt, was bei seiner Art, Rennen zu laufen, sicher besser gewesen wäre. Gerade im "Arc" wurde dieser schmerzlich vermisst.

Der vom Gestüt Ammerland gezogene Hurricane Run war auch im Jahr nach seinem 2005-Arc-Sieg erfolgreich: Neben dem Auftaktsieg im Tattersalls Gold Cup gelang unter Christophe Soumillon ein weiterer Gr. I-Treffer in den King George VI and Queen Elizabeth Diamond Stakes. www.galoppfoto.de - Frank SorgeDer vom Gestüt Ammerland gezogene Hurricane Run war auch im Jahr nach seinem 2005-Arc-Sieg erfolgreich: Neben dem Auftaktsieg im Tattersalls Gold Cup gelang unter Christophe Soumillon ein weiterer Gr. I-Treffer in den King George VI and Queen Elizabeth Diamond Stakes. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Die Abstammung

Hurricane Run ist ein Sohn des im vergangenen Jahr eingegangenen Montjeu (Sadler's Wells), der als Rennpferd ein ähnliches Profil hatte. So lief er vierjährig in genau den sieben Rennen, die auch Hurricane Run in jenem Alter bestritt, nur mit dem Unterschied, dass der Vater den Grand Prix de Saint-Cloud und den Prix Foy gewann. Sein relativ früher Tod war natürlich ein großer Verlust, denn er gehört zu den besten Vererbern in unserer Zeit. Eine große Zahl seiner männlichen Nachkommen ist bereits im Gestüt, interessant ist natürlich, dass mit Jukebox Jury zeitgleich ein anderer Sohn von ihm als Neuling in Etzean aufgestellt wird.

Die mütterliche Linie von Hurricane Run ist in dem 80er Jahren nach Ammerland gekommen. Seine zweite Mutter Hone (Sharpen Up), die als Fohlen nur 220gns. kostete, gewann zweijährig über 1000m in Windsor, wurde dann nach Belgien verkauft, wo sie mehrere dortige Listenrennen gewann. Ihre Abstammung war alles andere als aufregend, doch gab es eine Menge Steher in der Familie. Hone wurde zunächst in Belgien in der Zucht eingesetzt, brachte dort den Derbysieger Balkan Prince (King of Macedon), später ging sie wieder nach England. Dietrich von Boetticher erwarb sie 1987, tragend von Caerleon, als sie immerhin schon 13 Jahre alt war. Für Ammerland sollte sie noch vier Fohlen bringen, zunächst den sehr guten Hondo Mondo (Caerleon), Gr. II-Sieger, vielfach in Gr.-Rennen platziert, Deckhengst in Deutschland und Polen. Es folgten Honcera (Salmon Leap), Mutter u.a. der Listensiegerin Homita (Lomitas), sowie Hondero (Damister), Gr. III- und Listensieger, schließlich Hold On (Surumu), die zwei Rennen gewann und im Dortmunder Stutenpreis (LR) Zweite war.

Zwölf Fohlen hat sie bisher gebracht, Hurricane Run natürlich an der Spitze, ihr Erstling war Hibiscus (Law Society), Sieger im Fürstenberg-Rennen (Gr. III), Zweiter im Preis von Europa (Gr. I), Deckhengst auf Zypern. Sie hat aktuell auf der Koppel einen Jährlingshengst von Lope de Vega (Shamardal), das ist aber auch ihr letzter Nachkomme, die 1991 geborene Stute ist in Rente. Vier ihrer Töchter sind in der Ammerländer Stutenherde: Hold Off (Bering), Mutter des aktuellen Hürden-Seriensiegers Home Run (Motivator) und von High Heat (Boreal), High Fidelity (Peintre Celebre), Heather Rose (Montjeu) und seit kurzem Hot Blood (Galileo), die für Peter Schiergen letztes Jahr listenplatziert gelaufen ist.

Der Deckhengst

Hurricane Run hat sieben Black Type-Pferde auf der Bahn. www.galoppfoto.de - Frank SorgeHurricane Run hat sieben Black Type-Pferde auf der Bahn. www.galoppfoto.de - Frank SorgeHurricane Run ist 2007 in Coolmore zu einer Decktaxe von damals 30.000 € aufgestellt worden, sein erster Jahrgang ist somit fünfjährig. Er ist bisher Vater von sieben Gr.- und acht Listensiegern. Er selbst war kein frühreifes Pferd, deshalb war auch keineswegs zu erwarten, dass er schnelle Zweijährige bringt. Immerhin hatte er im vergangenen Jahr den inzwischen im Besitz von Team Valor stehenden First Cornerstone in Irland auf der Bahn, ein dortiger Spitzenzweijähriger, Sieger in den Futurity Stakes (Gr. II) und Vierter in der Racing Post Trophy (Gr. I). Der Irish Derby (Gr. I)-Dritte Memphis Tennessee ist noch zu erwähnen, zudem eine Reihe interessanter jüngerer Pferde, zu denen auch der von Andreas Wöhler für Manuela Sohl trainierte Empire Hurricane zählt. Deutsche Züchter haben Hurricane Run bisher relativ zurückhaltend behandelt, was sicher auch daran liegt, dass Irland nicht unbedingt um die Ecke liegt und man bei der Decktaxe zunächst im oberen Bereich gelegen hat. Das ist jetzt natürlich ganz anders. Als Montjeu-Sohn aus einer Surumu-Tochter, mit einer glänzenden Rennkarriere und einem respektablen Start im Gestüt im Rücken ist der Hengst fraglos sehr interessant. Einen endgültigen Überblick bezüglich der Buchungen gibt es noch nicht, doch wird ihn Ammerland mit 15 bis 20 Stuten unterstützen, führende deutsche und auch französische Gestüte haben Stuten angemeldet. Die Decktaxe für 2013 beträgt für Hurricane Run 9.000 Euro.

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