Zum Tod von Lando

von Daniel Delius

Quelle: Turf-Times vom 22.08.2013

"Lando war das beste Pferd, das ich trainiert habe": Der gewinnreichste deutsche Galoppertrainer Heinz Jentzsch vor seinem selbstgemalten Bild des siebenmaligen Gr. I-Siegers. www.galoppfoto.de - Sorge"Lando war das beste Pferd, das ich trainiert habe": Der gewinnreichste deutsche Galoppertrainer Heinz Jentzsch vor seinem selbstgemalten Bild des siebenmaligen Gr. I-Siegers. www.galoppfoto.de - SorgeDer große Heinz Jentzsch hat in seiner langen Trainerkarriere so manchen genialen Schachzug gemacht. Bei einem der besten Pferde, das er je in seiner Obhut hatte, ist ihm aber etwas ganz Besonderes gelungen. Es war kurz vor dem Japan Cup 1995 (Klick zum Rennen mit Video), Lando war der Starter von ihm in diesem Monster-Rennen, eine exotische Aufgabe gerade für diesen Trainer. Jentzsch war mit der Kondition von Lando nicht zufrieden, er ordnete ein Spezialtraining an. Zwei Tage vor dem Rennen hatte sein damaliger Reiter Michael Roberts ihn auf der 2400-m-Distanz auf Gras in vollem Rennbahngalopp zu reiten - eigentlich eine viel zu harte Vorbereitung. Eigentlich. Aber es war Heinz Jentzsch, der dies angeordnet hatte und er hatte völlig richtig gelegen. Am 15. November gewann Lando die 15. Ausgabe des Japan Cups in Tokyo, sorgte damit für den größten Erfolg in der Geschichte des Züchters und Besitzers, des Gestüts Ittlingen von Manfred Ostermann und Janet Leve-Ostermann.

Am Dienstag ist Lando im Alter von 23 Jahren eingegangen, er war wegen einer Darmkolik in die Tierklinik gekommen, zog sich allerdings beim Aufstehen nach erfolgreicher Operation eine Spiralfraktur am Ellenbogengelenk zu.

Zieleinlauf im Deutschen Derby des Jahres 1993: Der an der Innenseite postierte Monsun mit Peter Schiergen im Sattel muss sich dem Speed des an der Außenseite heranrauschenden Stallgefährten Lando beugen und verpasst den Sieg im Blauen Band um anderthalb Längen. Ganz rechts sieht man den favorisierten Röttgener Sternkönig, der am Ende Platz 3 vor dem innen vom liegenden Komtur schafft. Foto: www.galoppfoto.de - Frank SorgeZieleinlauf im Deutschen Derby des Jahres 1993: Der an der Innenseite postierte Monsun mit Peter Schiergen im Sattel muss sich dem Speed des an der Außenseite heranrauschenden Stallgefährten Lando beugen und verpasst den Sieg im Blauen Band um anderthalb Längen. Ganz rechts sieht man den favorisierten Röttgener Sternkönig, der am Ende Platz 3 vor dem innen vom liegenden Komtur schafft. Foto: www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Lando war der letzte Überlebende der Cracks des legendären Jahrgangs 1990, einem der besten, den die deutsche Vollblutzucht je hatte. Er war gewann 1993 ein fast schon historisches Derby (Klick zum Rennen mit dem Video), in der damaligen Rekordzeit von 2:26,8 Minuten, als 245:10-Außenseiter unter Andrzej Tylicki. Dabei war er als "Winterfavorit" in das Jahr gestartet, doch nach drei schwachen Vorstellungen in den relevanten Vorbereitungsrennen wurde er vergessen. Erst der Wechsel der Taktik - er wurde streng aus der Reserve geritten - brachte den Erfolg, Monsun, sein großer Rivale, Sternkönig und Komtur kamen auf die Plätze. Es war ein sensationeller Tag in Horn, mit gezählten 41.111 Zuschauern, einem Wettumsatz von 6,1 Millionen Mark und einer Basisdotierung im Hauptereignis von einer Million Mark. Harald Siemen betitelte dieses Rennen in seinem Derby-Buch mit "Das Jahrhundert-Derby."

Und es war kein Zufallstreffer, Lando wurde eines der besten deutschen Rennpferde aller Zeiten. Er gewann zweimal den Großen Preis von Baden (Gr. I), holte sich den Deutschlandpreis (Gr. I) und war zweimal auf höchster Ebene in Italien erfolgreich. Im Prix de l'Arc de Triomphe (Gr. I) kam er auf Rang vier, die Krönung war der erwähnte Sieg im Japan Cup.
Lando nach seiner Rückkehr ins Gestüt Ittlingen in Werne im Jahr 2011. www.galoppfoto.de - Sandra ScherningLando nach seiner Rückkehr ins Gestüt Ittlingen in Werne im Jahr 2011. www.galoppfoto.de - Sandra ScherningLando war auch ein großer Erfolg im Gestüt. Er stand zunächst im Heimatgestüt, wechselte dann für einige Jahre in das französische Haras d'Etreham, kehrte aber 2011 wieder nach Werne zurück. Er ist Vater von sieben individuellen Gr. I-Siegern, an der Spitze Paolini, der sogar noch mehr Geld verdiente als sein Vater, dann Donaldson, Intendant, Epalo, Gonbarda, Scalo und Prince Flori.

Auch als Mutterstutenvererber hat er sich bereits auszeichnen können, etwa durch den Gr. I-Sieger Farrh, in der laufenden Saison auch noch durch Altano, Dabbitse oder Daytona Bay. Lando war auch 2013 noch im Deckeinsatz, sein Fohlenjahrgang umfasst  24 Köpfe. Und auf der anstehenden BBAG-Jährlingsauktion werden sechs Nachkommen von ihm in den Ring kommen.

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