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Zu Besuch bei den deutschen Vollblütern in Japan

Macht einen sehr entspannten Eindruck: Novellist mit seinem Pfleger Nada Sakoda in Shadai Stallion Station. Foto: Claudia von der Recke

Autor: 

Claudia von der Recke

TurfTimes: 

Ausgabe 330 vom Donnerstag, 21.08.2014

Bei der diesjährigen BBAG-Jährlingsauktion werden auch die Agenten und Interessenten aus Japan in Iffezheim zu sehen sein, auf der Suche vor allem nach topgezogenen Stuten "Made in Germany". Schon im letzten Jahr ging die Salestoppern Salwina (Wiesenpfad - Saldentigerin) nach Japan, dort ist auch ihre Schwester Salomina nach ihrem Erfolg im Preis der Diana, Gr. I, gelandet, ihr erstes Fohlen ist in diesem Jahr zu Welt gekommen. Etwa 40 Mutterstuten aus Deutschland gibt es allein im in den Gestüten Northern und Shadai Farm, und das ist nur eine vergleichsweise kleine Gruppe innerhalb einer über 1500köpfigen Mutterstutenherde, die alleine der Familie Yoshida gehört - die gesamte deutsche Vollblutpopulation ist kleiner. Deutschlands Wunderstute Danedream, auch wenn diese noch in Newsells Park Stud in England steht, ist sicher die populärste Erwerbung der japanischen Turf-Multis zusammen mit Novellist, der ein Jahr nach der Lomitas-Tocher die King George VI And Queen Elizabeth Stakes mit fünf Längen in Bahnrekordzeit gewonnen hat. Claudia von der Recke hat ihn und viele andere Pferde aus Deutschland bei ihrer Japanreise wieder gesehen.

Japan war eine Reise wert!

von Claudia von der Recke

Hat 125 Stuten in seiner ersten Saison in der Shadai Stallion Station gedeckt: Der Monsun-Sohn Novellist. Foto: Claudia von der ReckeHat 125 Stuten in seiner ersten Saison in der Shadai Stallion Station gedeckt: Der Monsun-Sohn Novellist. Foto: Claudia von der ReckeIm September 2013 wurde der viermalige Gr. I-Sieger Novellist (Monsun - Night Lagoon) an die Shadai Corporation nach Japan verkauft. Ein guter Grund, den von Dr. Christoph Berglar gezogenen Hengst, auf der Shadai Stallion Station in Abira auf der nördlichen japanischen Insel Hokkaido zu besuchen. Dabei wurde der Reisetermin so ausgewählt, dass neben dem Besuch der Shadai und Northern Farm auch einige der über 40 Mutterstuten aus Deutschland besichtigt und die beiden Tage der Select Sale auf dem Gelände des Northern Horse Parks miterlebt werden konnten.

Die Anreise mit Zwischenlandung in Dubai und Tokio dauerte in etwa 12 Stunden. Auf der Hinreise „verliert“ man sieben Stunden durch den Zeitunterschied. Zielflughafen ist Chitose/ Hokkaido. Ein empfehlenswertes Hotel in Chitose ist das ANA Crown, dass nur etwa 20 Minuten vom Auktionsgelände und letztendlich auch der Stallion Station entfernt ist.

Der Auktionskatalog mit in etwa 260 Jährlingen und ebenso vielen Fohlen zeigt zu jedem Angebot neben dem Pedigree auch ein professionelles Stand Up Foto. Der meiste Text ist allerdings japanisch. Darüber hinaus stellt die JRHA (Japan Race Horse Assosiation) von jedem Pferd ein kurzes Video ins Netz. Alles wirklich sehr informativ und professionell.

Deutsche Stuten in der Northern und Shadai Farm

In der Mutterstutenherde der Northern Farm: Die Lomitas-Tochter Salomina, Diana-Siegerin 2012 aus der Zucht des Gestüt Bonas, und ihr erstes Fohlen von Deep Impact. Fotos Claudia von der ReckeIn der Mutterstutenherde der Northern Farm: Die Lomitas-Tochter Salomina, Diana-Siegerin 2012 aus der Zucht des Gestüt Bonas, und ihr erstes Fohlen von Deep Impact. Fotos Claudia von der ReckeDer erste Tag stand im Zeichen der Gestüte Northern und Shadai Farm sowie der Stallion Station. In blendender Verfassung was Futterzustand, Hufe und Haarkleid betraf präsentierten sich die Mutterstuten der Northern Farm (Katsumi Yoshida) Four Sins, Mandela, Mystic Lips, Lips PoisonSalomina, Mandura sowie deren Nachwuchs. Auch die Jährlinge aus der Umirage, Night Magic, Soberania, Mystic Lips, Mandura zeigten sich in einer hervorragenden Kondition. Schwester des einst besten Rennpferdes der Welt, Manduro: Mandura (Danehill Dancer) und ihr Fohlen von Deep Impact in der Shadai Farm. Fotos:  Claudia von der ReckeSchwester des einst besten Rennpferdes der Welt, Manduro: Mandura (Danehill Dancer) und ihr Fohlen von Deep Impact in der Shadai Farm. Fotos: Claudia von der ReckeDie Mehrzahl der Fohlen und Jährlinge waren für die Select Sale vorgesehen, andere bereits im Vorfeld vor der eigentlichen Auktion verkauft, wie z. B. der Jährlingshengst N. N. v. Deep Impact - Night Magic, erklärte Naohiro Hosoda der Manager der Shadai Stallion Station.

Im Trainingszentrum im Shadai Horse Park: Über 1500-Meter lang ist die überdachte Trainingsbahn, die bergan führt. Foto: Claudia von der ReckeIm Trainingszentrum im Shadai Horse Park: Über 1500-Meter lang ist die überdachte Trainingsbahn, die bergan führt. Foto: Claudia von der ReckeEin kleines Mittagessen mit Naohiro Hosoda im Northern Horse Park unterbrach den gut organisierten Tag und es ging mit dem Besuch der Shadai Farm in die zweite Tageshälfte. Der Park ist Ausflugsziel vieler pferdeverrückter Japaner, die in Bussen anreisen und den Park, das Museum sowie das Trainingszentrum mit einer überdachten, 1.500 Meter langen bergan führenden Trainingsbahn besuchen.

Die Acatenango-Tochter Dalicia in der Shadai Farm: Gruppesiegerin und Mutter des Kentucky Derby-Siegers Animal Kingdom 2011. Foto: Claudia von der ReckeDie Acatenango-Tochter Dalicia in der Shadai Farm: Gruppesiegerin und Mutter des Kentucky Derby-Siegers Animal Kingdom 2011. Foto: Claudia von der ReckeDie Shadai Farm von Teruya Yoshida beheimatet alte Bekannte  mit Moonlady, Noble StellaDalicia,Turfrose, Royal Fantasy, Stacelita und in anderen Stallungen deren Nachkommen als Fohlen bei Fuß und in anderen Stallungen deren Jährlinge.

Die Prix de Diane Siegerin Stacelita: Die deutsche gezogene Monsun-Tochter aus der Soignee (Dashing Blade) und ihr Nachwuchs von Frankel. Fotos: Claudia von der ReckeDie Prix de Diane Siegerin Stacelita: Die deutsche gezogene Monsun-Tochter aus der Soignee (Dashing Blade) und ihr Nachwuchs von Frankel. Fotos: Claudia von der Recke

Novellist in der Shadai Stallion Station

Am frühen Nachmittag, nach einem Abstecher ins Gestüt Oiwake Farm von Haruya Yoshida und weiteren Pferdepräsentationen, war es dann endlich soweit – das Ziel der Mission: die Shadai Stallion Station, die dort alle namhaften Größen der japanischen Deckhengste (34 laut Hengstkatalog) aufgestellt hat. Allen voran der japanische Spitzenhengst Deep Impact. Ihm folgten King Kamehameha, Heart's Cry, Deep Brillante, Manhattan Cafe, Eishin Flash, Lord Kanaloa, HarbingerWorkforce, French Deputy, Orfevre und natürlich Novellist.

Die Hengstpräsentation erfolgte mit viel Ruhe und Gelassenheit und überzeugte somit auch was das Horsemanship der Hengstwärter betrifft. Alle Hengste waren mit einer Ausnahme unbeschlagen. Novellist zeigte sich blendend aussehend und entspannt. Es war eine Freude zu sehen wie gut er sich mit seinem Pfleger Nada Sakoda versteht. Er hat prächtig ausgelegt und sicherlich an die 50 Kilo zugelegt.  Nach einer kurzen Präsentation auf dem Rasen vor den Stallungen wollte Novellist nur noch grasen. Alle dort stationierten Hengste kommen am Tag mehrere Stunden auf ihren Paddock. Novellist hatte in seiner ersten Saison 125 Stuten gedeckt, davon 62 Yoshida-Stuten. Wie von Naohiro Hosoda zu hören war, ist Novellist sehr beliebt und hatte eine gute Liste an qualitativ hochwertigen Stuten. Seine Decktaxe beläuft sich auf vier Millionen Yen was in etwa €29.225 entspricht. Wir dürfen gespannt sein, wenn Fotos seiner ersten Nachkommen 2015 zu sehen sein werden.

Die Auktion in anderen Dimensionen

Stallung in der Northern Farm: Heimat vieler deutsch gezogener Stuten. Foto: Claudia von der ReckeStallung in der Northern Farm: Heimat vieler deutsch gezogener Stuten. Foto: Claudia von der ReckeDie Philosophie der Shadai Corporation hat sich geändert: Ursprünglich wurden nur Fohlen verkauft. Im Jahr 2006 fand die erste Jährlingsauktion statt. In der Regel werden die besten Pferde im Vorfeld auf der Farm an Syndikate verkauft. So zum Beispiel auch der 2013 geborene Erstling von Night Magic. Hierzu werden Hochglanz-Kataloge gedruckt und potentielle Kunden an einem Nachmittag aufs Gestüt eingeladen. Sie kommen mit Bussen, es gibt einen Hospitality Bereich - alles gut durchorganisiert. Es herrschen Auktionsbedingungen. Die verkauften Pferde, sei es bei der Auktion auf dem Gestüt, als auch bei der Select Sale, bleiben bis sie in den Rennstall einrücken auf ihrem Heimatgestüt zu relativ geringen Pensionskosten. Die Jährlinge sind nur in den seltesten Fällen beschlagen. Auf Nachfrage warum das denn so ist, lautete die Antwort, dass man bei beschlagenen Pferden etwas zu verbergen hätte - etwa schlechte Hufe?

Ihnen gehört jetzt auch Danedream: Teruya Yoshida mit seiner Frau, Eigner der Shadai Farm, bei der Auktion. Foto: Claudia von der ReckeIhnen gehört jetzt auch Danedream: Teruya Yoshida mit seiner Frau, Eigner der Shadai Farm, bei der Auktion. Foto: Claudia von der ReckeAm Samstag ist der erste Besichtigungstag der Jährlinge auf dem Auktionsgelände. Im Grunde werden 2/3 der Angebote von den Yoshida-Brüdern offeriert. Die Pferde wirkten entspannt bei dem regen Treiben zwischen den Stallungen. Der Untergrund auf dem gesamten Gelände besteht aus Sand, Gras oder Gummiboden, um das Verletzungsrisiko so minimieren. Die Pferde werden mit Halfter und Steiggebiss vorgeführt, ein guter Schritt scheint bei der Beurteilung eines Pferdes hinter dem Pedigree zu stehen, jeder Pferdeführer erhält ein Trikot mit der Lot-Nr. seines Pferdes, jeder Bieter muss sich im Vorfeld im Auktionsbüro autorisieren und erhält eine Bieternummer (ähnlich wie bei Kunstauktionen), die Auktion findet in einer ausgebauten Reithalle statt und hat für ausgewählte Bieter reservierte Plätze. Die gesamte Anlage der Auktion ist zweckmäßig gestaltet und verzichtet auf Extravaganz.

Die Auktionen starteten am Montag und Dienstag jeweils um 10 Uhr. Während der gesamten zwei Tage wird für alle ein kostenloses Catering zur Verfügung gestellt. Das war wirklich sehr angenehm, hatte es doch mittlerweile Temperaturen um die 30° C. Neben dem Yen wird auch der US Dollar Bieter-Preis auf einer Schautafel in der Auktionshalle eingeblendet. Der letztendliche Zuschlagspreis beinhaltet die Steuer und eine Lebensversicherung. Die Versicherung endet, wenn die Pferde das Gestüt verlassen und in den Rennstall wechseln.

Select Sale der Japan Racing Horse Association im Northern Horse Park:: Ungewöhnliche Präsentation der Fohlen mit ihren Mutterstuten am Vortag der Auktion. Foto: Claudia von der ReckeSelect Sale der Japan Racing Horse Association im Northern Horse Park:: Ungewöhnliche Präsentation der Fohlen mit ihren Mutterstuten am Vortag der Auktion. Foto: Claudia von der ReckeEin Riesen Spektakel war am Dienstagmorgen um 8 Uhr die Präsentation der Fohlen mit ihren Müttern auf einem angrenzenden Gelände der Auktion. In verschiedenen Sektionen wurden alle ca. 250 Fohlen des Tages den Interessenten vorgestellt. Die Vorstellung verlief für die Pferde sehr harmonisch und relativ ruhig. Zum Teil machten die Fohlenstuten mehr Aufhebens als ihre Nachzucht, die an diesem Morgen sehr früh auf dem Auktionsgelände waren und manche schon etwas müde wirkten. Im Vergleich zu den Fohlen Auktionen in Europa und USA hat diese Art der Versteigerung für die Fohlen einige Vorteile: Sie sind mit der Mutter bei Fuß und werden direkt nach dem Zuschlag wieder in ihre gewohnte Umgebung ins Gestüt transportiert. Dort verbringen sie die restliche Zeit bis sie in den Rennstall einrücken. In anderen Ländern sind die Fohlen zum Zeitpunkt der Auktion abgesetzt, gehen dann durch viele Phasen (psychisch als auch physisch) und müssen in der meist nasskalten Jahreszeit zur Auktion um sich anschließend wieder in eine andere Umgebung einzufinden. Pinhooking findet in Japan nicht statt. Das entspricht nicht dem japanischen Geschäftsmodel.

War schon vor der Auktion verkauft: Der Jährlingshengst N. N. v. Deep Impact - Night Magic. Foto: Claudia von der ReckeWar schon vor der Auktion verkauft: Der Jährlingshengst N. N. v. Deep Impact - Night Magic. Foto: Claudia von der ReckeDie Zuschlagspreise für die Jährlinge als auch Fohlen übertreffen bei weitem, was man in Europa gewohnt ist. Auch hier sorgte der über alle Kontinente investitionsfreudige Sheikh Fahad Al Thani mit dem Kauf eines Jährlingshengstes von Deep Impact aus der Listen mit 260 Millionen Yen (1,9 Mio Euro) für den Top Seller. Auch als Verkäufer am nächsten Tag bei den Fohlen agierte der Investor aus Katar. Für den Verkauf eines Frankel-Fohlens erhielt er umgerechnet €695.000. Aber auch als Käufer, vertreten durch seinen Agenten David Redvers, sorgte der Eigner von Qatar Racing mit umgerechnet 1,3 Mio Euro für den Höchstpreis bei der Fohlenauktion am Dienstag.

In den fünf Tagen erhielt man einen guten Einblick von der japanischen Zucht und den immensen Einfluss der Familie Yoshida, die dem Geschehen doch deutlich ihren Stempel aufdrücken. Bleibt nun nur noch zu erwähnen, dass die große Gastfreundschaft und Höflichkeit, mit der einem die Japaner entgegentreten den Aufenthalt zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht hat.

 


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