Drucken Redaktion Startseite

York Ebor Meeting 2013: Das Jahr 1 nach Frankel

Im Jahr 1 nach Frankel: Declaration of War mit Joseph O'Brien gewinnt die Juddmonte International. www.galoppfoto.de - John James Clark

Autor: 

Catrin Nack

Was für ein Unterschied ein Jahr macht…. Im August 2012 stand der Eröffnungstag des Ebor-Meetings, und wohl eigentlich die gesamte Veranstaltung, im Zeichen von Frankel, und mit ihm seinem Trainer Sir Henry Cecil. Die Erinnerung an den Tag, an das "Ich war da"-Gefühl, die Zehntausenden, die kamen, um das Pferd ihres Lebens zu sehen und seinem von der so schweren Krankheit gezeichneten Trainer ihre Ehrerbietung zu zeigen, schwebt noch immer über der Bahn.  Und sie wurden nicht enttäuscht. Frankel dominierte eine starke Edition des Rennens mit einer nie gesehenen Überlegenheit, und Sir Henry, der in diesem Rennen die Kulmination eines lang gehegten Planes sah, stand seinem Hengst zur Seite, gezeichnet und gebeugt, aber noch nicht besiegt. Die Wärme in der Luft und die Wärme und der geballte Wille der Fans schienen Cecil gleichsam zu heben, ihn wie auf einer Welle zu tragen. Es sind diese Erinnerungen, die tiefe Bewunderung für Pferd und Trainer und die schiere Begeisterung für die Kraft und das Talent des vierbeinigen Athleten, die diesen Tag zu einer kostbaren Erinnerung für jeden machen, der sein Herz an diesen Sport verloren hat.

In diesem Jahr nun ist alles anders. Sir Henry Cecil erlag seiner Krankheit, sein geliebtes Royal Ascot war ihm schon nicht mehr vergönnt. Frankel fügte seinem Triumph noch einen weiteren Sieg hinzu und wurde mit seinem makellosen Rekord von 14 Siegen ungeschlagen von der Rennbahn verabschiedet;  nun Deckhengst, muss er sich in einem neuen Metier beweisen.  Von den platzierten Pferden konnte Farhh die Stärke der Rennens mit seinem Erfolg in den Lockinge Stakes 2013 unterstreichen, ist momentan aber verletzt, und ein schlimmeres Schicksal befiel den drittplatzierten St. Nicholas Abbey, der nach seinem dritten Sieg im Corporation Cup 2013 einen schweren Unfall auf den Galopps  erlitt und immer noch um sein Leben kämpft, auch wenn die jüngsten Updates durchaus auf ein Wunder -und sein Überleben mit einer guten Prognose- hoffen lassen.

Was blieb - und bleibt - ist die Bedeutung der Rennen in York, und natürlich vor allem der Juddmonte International (Gruppe 1, 2100m), in diesem Jahr das höchstdotierte Rennen, das jemals auf der Rennbahn ausgetragen wurde. Im Jahr Eins nach Frankel schien es schwer, ein adäquaten

Nachfolger auf die Beine zu stellen, aber das Rennen gewann in den Wochen zuvor tagtäglich an Bedeutung, und am Mittwoch versammelten sich mit Al Kazeem, dem Rising Star des Jahres und zuletzt in fünf Gruppe-Rennen in Folge, davon drei Gruppe I-Rennen, ungeschlagen, Toronado, einem der Top-Dreijährigen Meiler, Trading Leather, dem Irischen Derby-Sieger aus dem Stall von Alt-Meister Jim Bolger, und Declartion of War aus dem Champion-Stall von Aidan O'Brien veritable Gruppe-Pferde zu einem faszinierenden Rennen. Hier geht es zum kompletten Rennen: Klick!

Allgemein erwartet wurde ein Zweikampf zwischen Toronado (würde er mit der neuen, weiteren Distanz zurechtkommen?) und Al Kazeem (der erneut auf zu festem Boden starten musste), und es kam dann auch so anders als gedacht. In einem schnell gelaufenen Rennen, in dem sich der irische Derby-Sieger für das Tempo verantwortlich zeichnete, hatte Al Kazeem zwar immer eine gute Position, konnte aber nicht zulegen, als es darauf ankam, während Toronado, ein massiger Typ und rein optisch wirklich ein reiner Meiler, zu keiner Zeit je in der Partie war, "ich hätte wirklich nirgendwo gewonnen", bekannte ein enttäuschter Richard Hughes. Zum Sieg kämpfte sich, nach einem aufreibendem Dreikampf auf den letzten Metern, der Ire Declaration of War, noch zehn Tage zuvor  nur 4. hinter Moonlight Cloud in Deauville.

Trading Leather, der sich im  King George rund sechs Längen hinter Novellist wiederfand, wertete diese Form indirekt durchaus auf, er hielt hart kämpfend am zweiten Platz fest. Dann erst kam Al Kazeem ein, während Toronado angehalten als Letzter über die Linie trudelte. Ein Rennen, dass noch einige Zeit für gewissen Kopfkratzen sorgen wird; allerdings ist es durchaus solide Form und Pferde sind eben auch nur Menschen und nicht jeden Tag in der Lage, ihre Höchstleistungen abzurufen.

Im Rahmenprogramm gewann ein weiterer Alt-Meister in Form von Henry Candy die Acomb Stakes, nun ein Gruppe III Rennen für Youngsters; ein Trainer, der seinerzeit mit Time Charter (Jockey damals kein geringerer als Billy Newnes) eine Spitzen-Stute von Sieg zu Sieg führte und dieses Talent keineswegs verlegt hat. Mit einem überschaubaren Lot hat er immer wieder gute Pferde, die zu erstaunlich hohen Quoten punkten, und scheint in diesem Jahr mit dem hier siegreichen Treaty of Paris und seiner Goodwod-Siegerin Valonia bei seine Zweijährigen besonders gut aufgestellt.

Am Donnerstag war Lady's Day und damit auch Yorkshire Oaks Day. Die "deutsche" Beteiligung am Rennen, Wild Coco, wurde kurzfristig wegen des festen Bodens gestrichen, aber Lady Cecil, die die Trainingsanlage ihres Mannes übernommen hat und das Team mit bewundernswerter Haltung und bemerkenswertem Erfolg zu diversen guten Erfolgen geführt hat, hat mit Riposte, der emotionalen Ribblesdale Siegerin für Team Cecil während Royal Ascot (dem ersten dort nach seinem Tod)  einen Starter; die Stute sollte hier eine gute Chance haben. Ebenfalls mit von der Partie ist Secret Gesture, die sich im Preis der Diana nur Penelopa geschlagen geben musste und nun weitere Hinweise zur Stärke dieser Form geben sollte.

Am Freitag steht mit dem Gruppe I Nunthorpe Stakes über 1000m ein faszinierender Sprint an, mit 20 Startern und vielen Chancen das reinste Rätselraten. Am Samstag dann das namengebende Ebor-Handicap ("Ebor" im Übrigen der alte romanische Name für die Stadt York; hier auf dem Knavesmire, wie die Rennbahn, und der Grund und Boden, auf dem die Rennen ausgetragen werden, heisst, wurden früher die Verbrecher des Landes gehängt; der berühmt-berüchtigste sicherlich Dick Turpin). In diesem Jahr mit unglaublichen 250.000 GBP dotiert, erneut ein echtes Wettrennen, vor allem, da die Wettervorhersage jeden Tag wechselt.

Wenn auch heute für viele der weiblichen Rennbahnbesucher die Mode im Vordergrund steht ("Best-Dressed" Veranstaltungen sind heutzutage Gang und Gebe auf englischen Rennbahnen, die Siegern gewinnt tatsächlich eine Reise nach Dubai!), so waren, sind und bleiben es doch die Pferde und die Rennen, die diese wunderbare Rennbahn zu einem so lohnenswerten Reiseziel machen, ob als Zuschauer oder gar als Trainer oder Besitzer. See you in York 2014!

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90