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Die wichtigsten neuen Deckhengste 2014 in FR/GB/IRL

Auch deutsche Züchter sind beteiligt am Deckhengst-Neuzugang Al Kazeem - hier mit James Doyle als Sieger in den Coral-Eclipse Stakes. www.galoppfoto.de - Mark Rose

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 298 vom Donnerstag, 09.01.2014

Als vor vielen Jahrzehnten erstmals Deckhengste syndikatisiert wurden, da gab es für diese jeweils vierzig Anteile. Jeder Anteilseigner konnte pro Jahr eine Stute zu dem Hengst schicken. Damit war er ausgebucht. Historie. Für Al Kazeem, einer der neuen Deckhengste 2014 in Europa, wurden einhundert Anteile verkauft, so haben sich die Zeiten geändert. Gleich mehrere große deutsche Gestüte haben sich Shares an dem Dubawi-Sohn gesichert, Ammerland, Fährhof und Ittlingen etwa, sicher nicht nur mit der Perspektive, irgendwann bei Queen Elizabeth II zum Tee eingeladen zu werden. Denn der Hengst beginnt seine Gestütskarriere in den Royal Studs der Königin, die natürlich auch mehrere Stuten zu Al Kazeem schicken wird. 

Es gilt aus ausgemacht, dass der Hengst, der sieben Rennen gewonnen hat, darunter die Coral Eclipse Stakes (Gr. I), die Prince of Wales's Stakes (Gr. I) und den Tattersalls Gold Cup (Gr. I), ausgebucht sein wird, wie überhaupt der Run auf die First Season Sires erheblich sein wird. Niemand will etwas verpassen, jeder will dabei sein. Al Kazeem ist sicher einer der interessantesten Neulingen in England, aus deutscher Sicht ist natürlich Farhh (Pivotal) zu erwähnen. Er steht für Darley im Dalham Hall Stud, ist ein Sohn der zweifachen Gr. I-Siegerin Gonbarda und kann mütterlicherseits auf eine erstklassige deutsche Linie verweisen. Er wird auf diversen hiesigen Deckplänen zu finden sein.

Deutsche Wurzeln: Der Gonbarda-Sohn Farhh wird in Dalham Hall aufgestellt. www.galoppfoto.de - Frank SorgeDeutsche Wurzeln: Der Gonbarda-Sohn Farhh wird in Dalham Hall aufgestellt. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Das Cheveley Park Stud hat in der Vergangenheit, zumindest was die PR anbetrifft, den deutschen Markt ziemlich vernachlässigt. Allerdings war und ist Medicean (Machiavellian) hierzulande populär und auch höchst erfolgreich. Bei den Neulingen Intello (Galileo) und Lethal Force (Dark Angel) könnte es etwas anders aussehen. Intello, der Sieger im Prix du Jockey Club (Gr. I) und Dritte im "Arc", soll zunächst zwei Jahre in England decken und dann die nächsten beiden Jahre in Frankreich aufgestellt werden - eine zumindest interessante Variante, die von den Züchtern aber auch erst einmal akzeptiert werden muss. Die Decktaxe von 25.000 Pfund erscheint nicht gerade niedrig. Der erstklassige Flieger Lethal Force, vergangenes Jahr Sieger im Darley July Cup (Gr. I) und in den Diamond Jubilee Stakes (Gr. I), wird bestimmt gut gebucht - aber eher nicht von deutschen Züchtern.

Der Gr. I-Sieger Cityscape (Selkirk), ein bulliger Typ, über die Jahre ein herausragender Meiler, steht zu einer Decktaxe von 5.000 Pfund im Overbury Stud nahe Cheltenham. Ein Hengst mit einer guten Mutterlinie - er ist Halbbruder des im vergangenen Jahr stark nachgefragten Bated Breath (Dansili) - aus einer Juddmonte-Linie, doch könnte sein Standort für den deutschen Züchter etwas exotisch sein. Dort steht im Übrigen auch Schiaparelli (Monsun). Havana Gold (Teofilo), nicht so ganz der auffällige Typ, hat im vergangenen Jahr insbesondere den Prix Jean Prat (Gr. I) gewonnen. Er dürfte kommerziell nicht uninteressant sein, da er von seinem Qatar-Besitzern mit Sicherheit eine ordentliche Liste bekommen wird.

In Irland sind die bemerkenswerten neuen Hengste auf Coolmore und Darley beschränkt, hinzu kommen der Flieger Society Rock (Rock of Gibraltar) und die Meiler Red Jazz (Johannesburg) sowie Worthadd (Dubawi). Der zweifache Gr. I-Sieger Society Rock wird im Tally Ho Stud mit Sicherheit reichlich Stuten bekommen, in Irland mag man solche Hengste besonders gern.

Stärkere Geschütze fahren natürlich die wichtigsten Hengsthalter der Welt auf. Declaration of War (War Front) ist zu einer Decktaxe von €40.000 der teuerste Neueinsteiger in der nördlichen Hemisphäre. In einer ambitionierten Saison 2013 hat er die Juddmonte International Stakes (Gr. I) und die Queen Anne Stakes (Gr. I) gewonnen, war als Dritter im Breeders' Cup Classic (Gr. I) nur unweit hinter dem Sieger zurück. Sein Vater ist stark in den Vordergrund gerückte War Chant (Danzig), die Mutter ist Halbschwester des Belmont Stakes (Gr. I)-Siegers Union Rags (Dixie Union). Das ist ein stark amerikanisch angehauchtes Pedigree, doch hat Declaration of War seine Bestleistungen auf Gras gezeigt - die Decktaxe ist trotzdem nicht gering angesetzt, doch würde es überraschen, wenn er nicht ein üppiges dreistelliges Buch decken würde.

Coolmores Camelot verpasste zwar die erhoffte Triple-Crown, gewann aber zwei Derbies. www.galoppfoto.de - Frank Sorge: Coolmores Camelot verpasste zwar die erhoffte Triple-Crown, gewann aber zwei Derbies. www.galoppfoto.de - Frank SorgeCoolmores Camelot verpasste zwar die erhoffte Triple-Crown, gewann aber zwei Derbies. www.galoppfoto.de - Frank Sorge: Coolmores Camelot verpasste zwar die erhoffte Triple-Crown, gewann aber zwei Derbies. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Das gilt auch für seinen Boxennachbarn Camelot (Montjeu), Investec Derby (Gr. I)- und Irish Derby (Gr. I)-Sieger, die Nummer eins in England/Irland in einem wenig aufregenden Jahrgang, der in Deutschland in der Breite mit Pferden wie Novellist (Monsun) und Pastorius (Soldier Hollow) sehr gut aufgestellt war. Camelot scheiterte nur knapp an dem Versuch, in England die Triple Crown zu gewinnen, er wurde danach durch eine Kolik zurückgeworfen, was denn auch seine nicht so ganz aufregenden Leistungen vierjährig erklären mag. Sein Vater Montjeu (Sadler's Wells) hat bereits mehrere Söhne im Gestüt. Diese sind nahezu sämtlich etwas zögerlich in ihre Karriere gestartet, doch wer da frühzeitig den Daumen gesenkt hat, der hat sich gründlich getäuscht, denn Motivator - siehe natürlich Treve - Hurricane Run und Authorized haben noch reichlich in der Pipeline. In Deutschland steht mit Jukebox Jury ein weiterer Montjeu-Sohn. Dritter Coolmore-Neuzugang ist der Gr. I-Sieger Most Improved (Lawman), der die St. James's Palace Stakes (Gr. I) gewonnen hat.

Dawn Approach im Dezember 2013 im Gestüt - ein Ebenbild seines Vater New Approach. www.dequia.deDawn Approach im Dezember 2013 im Gestüt - ein Ebenbild seines Vater New Approach. www.dequia.de

Darley hat drei Debutanten im Kildangan Stud, an der Spitze Dawn Approach (New Approach), dessen Decktaxe ebenfalls hoch angesiedelt ist. Optisch das Abbild seines Vaters war er ein nicht einfach zu handelndes, aber herausragendes Rennpferd, das zweijährig bei sechs Starts ungeschlagen war, letzte Saison die 2000 Guineas (Gr. I) und die St. James's Palace Stakes (Gr. I) gewann. Aus deutscher Sicht ist Epaulette (Commands) ein interessanter Newcomer. Der zweifache Gr. I-Sieger auf kurzen Distanzen stammt aus der berühmten Röttgener A-Familie, die international so viele herausragende Pferde gebracht hat. Für den deutschen Züchter könnte jedoch Epaulettes Dreiviertelbruder Helmet (Exceed and Excel) im wahrsten Sinne des Wortes naheliegender sein, er steht im Dalham Hall Stud in Newmarket. Maßgeschneidert für Irland ist Darleys dritter Newcomer Reckless Abandon (Exchange Rate), ein früher Sprinter, der sicher sehr populär sein wird.

Frankreich war in der jüngeren Vergangenheit von Deutschland aus gutem Grund vernachlässigt worden, was seine Deckhengste anbetraf, denn die Qualität konnte nicht mit der in England/Irland mithalten. Im mittleren Bereich ist inzwischen aufgeholt worden, die Transporte in die Normandie werden zahlreicher. Mit dem Haras de Bouquetot ist zudem ein neues Unternehmen auf den Markt gekommen, Scheich Joaan Al Thani ist erst am Anfang seiner Aktivitäten, von ihm ist noch Einiges zu erwarten. Style Vendome (Anabaa), Sieger in der Poule d'Essai des Poulains (Gr. I), ist einer seiner zwei Debutanten, nur die Hälfte der bei ihm aufgerufenen Decktaxe wird bei Planteur (Danehill Dancer) verlangt. Der über mehrere Rennzeiten geprüfte Gr. I-Sieger stammt aus einer erstklassigen Wildenstein-Familie. Bei beiden Hengsten gilt es zudem zu berücksichtigen, dass sie in ihrer jeweils ersten Saison gleich mit sehr guten Stuten bedacht werden.

Auf dem Zettel mehrerer deutscher Züchter steht Masterstroke (Monsun), ein Hengst, der beinahe sogar nach Deutschland gekommen wäre. Darley hat sich dann aber doch entschlossen, ihn im Haras du Logis von Julian Ince aufzustellen. Er ist sicher nicht der Größte, war jedoch Sieger im Grand Prix de Deauville (Gr. II) und Dritter im "Arc", geht auf die Schlenderhanerin Allegretta (Lombard) zurück, womit er eine der besten Blutlinien der Welt vertritt. Für die anderen neuen Hengste in Frankreich wird es vorerst kaum einfach sein, mehr als nationale Bedeutung zu gewinnen. Das mag noch am Ehesten French Fifteen (Turtle Bowl) und George Vancouver (Hentythenavigator) gelingen. 

Frankreich

HengstStandortDecktaxe
French Fifteen (Turtle Bowl)Logis Saint-Germain€6.000
George Vancouver (Henrythenavigator)Hetraie€6.000
Masterstroke (Monsun)Logis€3.000
Pedro the Great (Henrythenavigator)Haie Neuve€3.000
Penny's Picnic (Kheleyf)Hoguenet€3.000
Planteur (Danehill Dancer)Bouquetot€6.000
Saonois (Chichicastenango)Mesnil€3.000
Sri Putra (Oasis Dream)Saz€3.000
Style Vendome (Anabaa)Bouquetot €12.000

Großbritannien

HengstStandortDecktaxe
Al Kazeem (Dubawi)Royal Studs£18.000
Cityscape (Selkirk)Overbury£5.000
Farhh (Pivotal)Dalham Hall£17.500
Finjaan (Royal Applause)Gazeley£4.500
Havana Gold (Teofilo)Tweenhills£8.500
Intello (Galileo)Cheveley Park£25.000
Lethal Force (Dark Angel)Cheveley Park£12.500
Swiss Spirit (Invincible Spirit)Whitsbury Manor£4.500

Irland

HengstStandortDecktaxe
Camelot (Montjeu)Coolmore€25.000
Dawn Approach (New Approach)Kildangan€35.000
Declaration of War (War Front)Coolmore€40.000
Epaulette (Commands)Kildangan€7.500
Most Improved (Lawman)Coolmore€6.000
Reckless Abandon (Exchange Rate)Kildangan€10.000
Red Jazz (Johannesburg)Ballyhane€4.500
Society Rock (Rock of Gibraltar)Tally-Ho€8.000
Worthadd (Dubawi)Irish National Stud€6.000

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