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Was bleibt vom Arc-Erfolg der Lomitas-Tochter Danedream in Deutschland?

Am Tag der Geburt: Danedrop und Danedream, die Mutter der Arc-Siegerin wurde 2005 verkauft. www.galopponline.de

Autor: 

Daniel Delius

Die ganz großen Rennbahnen dieses Kontinents sind eigentlich nicht unbedingt die Welt von Patrick Isenmann. Trotzdem hatte er sich am vergangenen Sonntag mit ein paar Freunden nach Longchamp aufgemacht. Um einem Pferd im Prix de l’Arc de Triomphe die Daumen zu drücken. Denn der ehemalige Amateurrennreiter Isenmann ist seit sieben Jahren Präsident der Rennbahn im elsässischen Wissembourg. Dort werden im Jahr drei reine Galopprenntage durchgeführt, 2.100 beträgt der Zuschauerschnitt, immerhin, für Frankreich ist das ganz ordentlich. Und in diesem Wissembourg hatte am 20. Juni 2010 Danedream ihr Lebensdebut gegeben. In einem 1200m-Rennen mit den Titel Prix Constructions HR Rene Hemmerle Schleithal, das sie schließlich mit zwei Längen Vorsprung auf Kirolus und Königstreuer, zwei ebenfalls in Deutschland trainierte Pferde, gewann. Stephane Breux saß im Sattel, für ihn war es einer von gerade einmal acht Siegen 2010, „unspektakulär“, sagt er heute, viel ist nicht in Erinnerung geblieben.

Danedream ist in ihrer Karriere nie in Watte gepackt worden. Das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Wenn ein Zweijähriger ein-, zweimal läuft, dann ist es schon viel, ein Derbysieger, der als Youngster am Start war, wird inzwischen zur Rarität. Und auch ältere Pferde werden fünf-, sechsmal gezielt eingesetzt, mehr nicht, im Gegensatz zu früheren Jahren. Danedream ist zweijährig fünfmal gelaufen, dreijährig siebenmal, das ist in den heutigen Zeiten, in denen Trainer aus welchen Gründen auch immer in der Regel defensiv vorgehen, schon viel. Das Phänomenale bei der Stute ist, dass sie sich bei allen zwölf Starts immer wieder einen Tick gesteigert hat. Nach ihrem Sieg in Wissembourg gab es Rang drei im Oppenheim-Rennen, dann die unglückliche und umstrittene Disqualifikation in einem Listenrennen in Deauville. Auch der sechste Platz im Prix Marcel Boussac, am „Arc“-Tag, war gut genug, der Rennverlauf war nicht optimal. Mit dem dritten Platz in der „Winterkönigin“ beendete sie die Saison 2010.

Es war aber alles nicht so überzeugend, als dass man Nennungen für größere Rennen getätigt hätte. So fehlte sie in der Nennungsliste für den Henkel-Preis der Diana und gleich zweimal mussten in diesem Jahr kostspielige Nachmeldungen getätigt werden, für den Großen Preis von Berlin und den „Arc“. Zum Zeitpunkt der Arc-Nennung war sie zwar gerade Dritte im Derby Italiano gewesen, doch dies nach einem vierten Platz in einem Listenrennen in Mailand. Dort gewann sie dann aber die Oaks D’Italia, fuhr dann nach Saint-Cloud, wo das gesamte Feld im Prix de Malleret (Gr. II) von der Start-Ziel-Siegerin Testosterone genarrt wurde. Inklusive Maxime Guyon, einer von immerhin fünf Jockeys, der die Stute schon steuerte. Dann war dreimal Andrasch Starke an Bord, dreimal wurden Gr. I-Rennen gewonnen, mit fünf, sechs und nochmals fünf Längen Vorsprung. Ein weiterer Kommentar wäre da überflüssig. Der „Arc“ war ein geniales Rennen, geschuldet natürlich auch einem idealen Rennverlauf (günstige Startnummer, optimale Bodenverhältnisse). Am Ende sprang ein Rennrekord heraus, dank der Tempomacherin Shareta, die Thierry Jarnet nicht hätte besser reiten können. Der Aga Khan wusste schon, warum er diesen Job einem erfahrenen Mann anvertraut hatte. Doch nicht Sarafina wurde letztlich in die Karten gespielt, Danedream profitierte davon.

Wie von einem anderen Stern - Danedream weit voraus. www.galoppfoto.deWie von einem anderen Stern - Danedream weit voraus. www.galoppfoto.de

Ein GAG von 104 ist natürlich schon ein Wort. Danedream ist damit aktuell das drittbeste Pferd der Welt, nach Frankel (Galileo) und Black Caviar (Bel Esprit). Auch in Deutschland wird zumindest in der jüngeren Zeit nur sehr selten eine dreistellige Marke verteilt. In früheren Zeiten war das im Übrigen anders. In den 50er Jahren gingen die damaligen Handicapper geradezu inflationär damit um, so bestand 1952 die Spitzengruppe der deutschen Pferde aus Mangon (106), Niederländer (106), Faubourg (105) und Grenzbock (104). Lange her. Dass Stuten damals nicht im Vorderfeld auftauchten, lag daran, dass sie nur sehr selten gegen die Hengste antraten, was inzwischen jedoch der Vergangenheit angehört.

Lomitas im Gestüt Fährhof vor der Statue von Surumu. Foto www.galoppfoto.deLomitas im Gestüt Fährhof vor der Statue von Surumu. Foto www.galoppfoto.deÜber das Pedigree ist an dieser Stelle schon mehrfach in aller Ausführlichkeit geschrieben worden. Zuletzt war es Pedigree der Woche in unserer Ausgabe Nr. 181. Viel wird nicht von Danedream in Deutschland bleiben, der Vater Lomitas ist eingegangen, die Mutter steht in Frankreich und sie selbst wird eines schönen Tages nach Japan gehen. Für Lomitas war es, wie schon oft aufgeführt, ein spätes Highlight in einem besonderen Jahrgang. Der Derby-Dritte Saltas, der vorjährige „Winterkönig“ Silvaner, aber auch Ever Strong, Oriental Fox, Polish Vulcano, Salut und Sundream sind überdurchschnittliche Dreijährige. Das sind alles Hengste wie überhaupt Lomitas trotz Danedream oder auch Meridiana, Sadowa oder Quilanga eher ein Hengstevererber war.

Der Jahrgang 2009 war noch einmal sehr umfänglich, Jährlinge sind nur noch acht registriert, bei der BBAG verkaufte das Gestüt Wittekindshof einen Lomitas-Sohn gerade für 95.000 €. In der Deckhengststatistik ist Lomitas dem führenden Big Shuffle noch einmal sehr nahe gerückt, doch wird es kaum zum Championat reichen. Sein finaler Jahrgang, dieses Jahr zur Welt gekommen, umfasst vorerst sechs Köpfe, das letzte Fohlen war eine am 18. April zur Welt gekommene Stute aus der Mattinata. Bei der anstehenden BBAG-Herbstauktion bietet das Gestüt Brümmerhof einen Jährlingshengst von ihm an, das Capricorn Stud schickt eine Jährlingsstute in den Ring.

Im Zusammenhang mit Danedreams Sieg im „Arc“ wurde auch über einen möglichen Start in diesem Rennen von Lomitas vor zwanzig Jahren gesprochen. „Im Frühjahr stand eine Nennung gar nicht zur Debatte“, erinnert sich sein damaliger Trainer Andreas Wöhler, „es existierte damals schon eine Nachnennungsmöglichkeit und es ist auch nach dem Sieg im Großen Preis von Baden mit Walther Jacobs darüber gesprochen worden. Wir haben aber davon Abstand genommen, weil er uns auf Grund seiner Startschwierigkeit noch nicht reif für einen Auslandsstart erschien. Er ist dann im Preis von Europa gelaufen.“ Den hat er auch gewonnen. Ob Lomitas 1992, als er unter den bekannten Umständen das Land verlassen musste, überhaupt eine „Arc“-Nennung erhalten hatte, wusste Wöhler auch nicht mehr.

Danedreams Mutter Danedrop ist im November 2005 von der BBA Germany bei Goffs für 47.000 € gekauft worden. Sie hat für Brümmerhof zwei zunächst zwei Hengste von Soviet Star und Medicean gebracht. Der erste hieß Danestorm (Soviet Star), war bei in Warendorf für Martin Kind im Training und galt als talentiertes Pferd, doch ging er nach einem Trainingsunfall (Aortariss) ein. Der zweite namens Danestar (Medicean) wurde bei der BBAG-Herbstauktion für 4.500 € an die Orbay GmbH nach Ungarn verkauft, er ist vierjährig und hat dort drei Rennen gewonnen. In England hatte Danedrop, die selbst nicht gelaufen ist, zwei Nachkommen, Valdan (Val Royal), der bei 66 Starts vier Rennen gewonnen hat, jetzt siebenjährig ist und noch Mitte September in einem Handicap Letzter war, sowie Accused (Xaar), der es auf der Insel und auch in Griechenland nicht zu einem Treffer gebracht hat. Danedream war also der vierte Nachkomme, der es auf die Bahn geschafft hat, bis dahin war die Mutter, bei allem Respekt, ein ziemlicher Ausfall.

So wurde sie im Dezember 2008 in Deauville für 17.000 € an Tony Clout verkauft, tragend von Soldier Hollow. Das daraus resultierende Hengstfohlen namens Nuptial ging im Dezember 2010 in Deauville für 11.000 € an Crispin de Moubray. Jonathan Pease trainiert ihn für Michael Watt und Christopher Wright in Chantilly. Danedrop hat zudem eine Jährlingsstute von Gold Away, doch ist sie weit entfernt von Europa geboren, nämlich in Schoelcher auf der Insel Martinique für den Ecurie Khaddam. Derzeitiger Eigner ist die SARL Lemzar, für die Danedrop am 18. Mai ein Stutfohlen erneut von Gold Away (Goldneyev) gebacht hat. Trotz des späten Abfohldatums ist die Stute dann doch noch einmal gedeckt worden, von Panis, was eine Bedeckung im kommenden Jahr erschwert. Panis (Miswaki), ein Meiler, hat sich bislang auch noch nicht unbedingt als herausragender Vererber profilieren können. Derzeit stehen Danedrop und ihr Fohlen im Haras du Berlais von Jean-Marc Lucas im französischen Ceaux en Couhe im Departement Vienne. Wie lange noch, bleibt abzuwarten, Angebote soll es schon genug gegeben haben. Abzuwarten bleibt auch, ob diese geniale Tochter Danedream für die Mutter ein Einzelfall war oder ob die Erfolgsgeschichte zumindest im Ansatz wiederholbar ist.

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