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Von Warendorf nach Angers - eine (Blog-)Reise der besonderen Art

Nikos liebstes Hobby sind die schnellen Vierbeiner, dafür reist er gerne und berichtet darüber in seinem Blog. http://nikosblech.blogspot.com

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 143 vom Freitag, 03.12.2010

Im Herbst 1982, auf dem kommerziellen Höhepunkt der Neuen Deutschen Welle, schaffte die mittlerweile längst in Vergessenheit geratene Band Foyer des Art um Max Goldt und Gerd Pasemann ihren einzigen Chart-Erfolg. Ihre zweite Single-Auskopplung aus dem skurrilen Album Von Bullerbü nach Babylon unter dem Titel Wissenwertes über Erlangen (Video zum Song) notierte immerhin sieben Wochen in den deutschen Charts. Dieser Fremdenverkehrswerbesong der etwas anderen Art verschaffte der zuvor kaum bekannten mittelfränkischen Universitätsstadt ungeahnte Aufmerksamkeit und blieb im kollektiven Gedächtnis der westdeutschen Gesellschaft. Selbst heute erkundigen sich noch gelegentlich ältere Besucher in der Tourist-Information im Erlanger Rathaus, welche der Erlanger Kirchen im Lied eigentlich besungen wird.

Ein ähnliches Schicksal bahnt sich für die westfranzösische Provinzhauptstadt Angers derzeit in deutschen Galoppkreisen an. Die von gut 150.000 Bewohnern bevölkerte Universitätsstadt an der Maine kannte vor einigen Monaten kaum jemand im deutschen Turf. Die Tatsache, dass dort eine Multifunktionsrennbahn mit einem Flach-, Hindernis- und Traboval existiert, auf der jährlich mehr als 20 Rennveranstaltungen abgehalten werden, war hierzulande nur Insidern bekannt, die sich intensiv mit der französischen Rennsportszene beschäftigen. Gelegentliche Starts reisefreudiger deutscher Quartiere wie das von Ralf Rohne (noch in der Vorwoche mit den beiden Youngstern Oro Americana und Oro Tiger dort ohne zählbare Ausbeute vertreten), Erika Mäder (vor zwei Wochen mit der  6jährigen Zuckerpuppe immerhin Vierte in einem angeviner Hürdenrennen) oder Hans Albert Blume (erster Sieg nach dem Umzug ins neue Krefelder Umfeld mit der im Familienbesitz stehenden Marny in einem angeviner Course D-Rennen der Vorwoche) schafften im Erfolgsfall zwar eine Randnotiz in der aktuellen Galoppberichterstattung, doch auf die Frage, wer bei den Renntagen in Angers sonst startet und was auf der Rennbahn passiert, hätte man auch von eingefleischten Turf-Fans vor einigen Monaten garantiert nur ein Achselzucken als Antwort erhalten.

Mittlerweile hat sich dies geändert, Angers wird zum Thema in der galoppsportlich interessierten Internetszene. Schuld daran trägt die aus dem münsterländischen Beelen stammende Karina Strübbe. Die 22jährige Studentin absolviert aktuell ein Auslandssemester an der Universität Angers. Die angehende Sprachwissenschaftlerin, die durch die Wahl ihres Nebenfachs Journalismus und die Mitwirkung an der Dortmunder Universitätszeitung Pflichtlektüre schon länger ihr Interesse an journalistischer Arbeit unter Beweis stellt, betreibt seit Anfang des Jahres einen eigenen Blog (http://nikosblech.blogspot.com/). Dort berichtet sie regelmäßig über ihre Erlebnisse des Alltags, philosophiert über aktuelle Ereignisse und lässt den Leser Anteil an ihrem Leben nehmen. Der Galoppsport spielt darin eine große Rolle, da die pferdeverrückte junge Dame offensichtlich jede Gelegenheit nutzt, um auf die Rennbahn zu gehen. Auf der Galopprennbahn in Dortmund erhielt sie im letzten Sandbahnwinter auch den Namensgeber des Blogs, einen kleinen Blechnikolaus, geschenkt, den sie häufig auf ihren Fotos in Szene setzt und der zu einem ständigen Rennbahnbegleiter geworden ist. Infiziert hatte Karina sich schon als Jugendliche durch Besuche auf der Warendorfer Rennbahn unweit des Elternhauses, doch hat sich der Aktionsradius mittlerweile spürbar erweitert. Ob es zu Sandbahnrennen in Dortmund, wo Karina bislang studierte, oder zu Grasbahnrennen auf den NRW-Bahnen geht, über alles wird in Text und Bild berichtet. Ein Ausflug zum Derby-Wochenende im Juli darf dabei natürlich auch nicht fehlen.

Anfang September verändert sich der Blog grundlegend, das Auslandssemester in Angers beginnt. Fern der Heimat nimmt die Intensität des Bloggens noch einmal zu, die Geschichten werden länger und erscheinen fast täglich. Neben Reiseberichten über Ausflüge in die Umgebung werden auch hier ihre Rennbahnbesuche in den Mittelpunkt vieler Blogbeiträge gestellt, mit vielen Details ausführlich geschildert und liebevoll bebildert. Der Wochenend-Trip zum Arc Meeting und der Besuch eines Renntags in Nantes, in dessen Mittelpunkt mit dem Grand Prix de Nantes die 12. Etappe der auch hierzulande bekannten Rennserie Le Defi du Galop stand, zeigen, welchen Radius die ausschließlich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesene Studentin in Frankreich hat. Natürlich stehen die „heimischen“ Renntage in Angers im Mittelpunkt, die trotz streikbedingter Anreiseschwierigkeiten auch bei Sturm, Regen, Kälte und Nebel aufgesucht werden. Mit viel Liebe zu den vierbeinigen Hauptakteuren werden die Rennbahnerlebnisse in Angers aus einer deutschen Besucherperspektive aufgearbeitet. Die turfinteressierte Internetszene nimmt zunehmend regeren Anteil daran, in drei Internetforen und auf Facebook finden sich mittlerweile Verlinkungen zu den aktuellen Blogbeiträgen wie z.B. zu diesem letzten angeviner Renntag http://nikosblech.blogspot.com/2010/11/froid-mais-avec-du-soleil-courses-et.html. Die wachsende Fangemeinde im Internet wird es bedauern, wenn Karinas Auslandssemester zu Weihnachten endet, denn wann erfährt man schon einmal etwas Wissenswertes über Angers aus ersten Hand?

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