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Vier aus sieben - Amina Mathony im Porträt

Amina Mathony Anfang März in Dortmund. www.galoppfoto.de - Stephanie Gruttmann

Autor: 

Karina Strübbe

TurfTimes: 

Ausgabe 617 vom Freitag, 08.05.2020

Die letzten Galopprennen in Deutschland sind nun schon fast zwei Monate her. Seit letzten Sandbahnrenntag am 08. März herrscht Zwangspause. Der Beginn des Jahres 2020 hatte ganz im Zeichen der „jungen Wilden“ im Sattel gestanden: Amina Mathony und Leon Wolff gewannen ihre ersten Rennen auf der Dortmunder Sandbahn. Wir stellen die beiden in dieser und der nächsten Ausgabe vor. Den Anfang macht heute Amina Mathony.

Sieben Starts, vier Siege – was sich liest wie die Bilanz eines versprechenden Rennpferd zu Beginn seiner Karriere ist der Rennrekord der siebzehnjährigen Amina Mathony gewinnt am 27. Januar 2020 im Sattel von High Seas ihr erstes Rennen. www.galoppfoto.de - Stephanie GruttmannAmina Mathony gewinnt am 27. Januar 2020 im Sattel von High Seas ihr erstes Rennen. www.galoppfoto.de - Stephanie GruttmannAmina Mathony für das laufende Kalenderjahr. Beim ersten Start am 05. Januar wurde sie mit ihrem vierbeinigen Partner High Seas Dritte, musste nur Saga Altais und Compulsive vor sich dulden, die ebenfalls junge Reiterinnen im Sattel hatten. Die Herrenriege hatte das Nachsehen. Der erste volle Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Drei Wochen später war das Team High Seas und Amina Mathony auf ganzer Linie erfolgreich, der erste Sieg war perfekt: „Das Gefühl, ein Rennen zu reiten ist unbeschreiblich. Wenn man dann noch gewinnt, ist es mit nichts zu vergleichen“, beschreibt Amina Mathony das Hochgefühl eines Sieges. High Seas ist das Familienpferd, denn er läuft in den Farben von Aminas Mutter Sarah Mathony. Drei der vier Siege hat Amina Mathony im Sattel von High Seas geschafft – klar, wie die Antwort auf die Frage nach dem Lieblingspferd von Amina Mathony lautet.

Der März brachte nicht nur für den Rennsport einen Umbruch durch den jähen Stopp nahezu des gesamten öffentlichen Lebens, sondern auch für Amina Mathony. Sie wechselte aus Sonsbeck an den Stall von Yasmin Almenräder. Dort setzt sie nun ihre im November 2019 begonnene Ausbildung fort, ganz die Zukunft im Blick. „Das Angebot an Rennteilnahmen ist bei Frau Almenräder einfach größer“, begründet sie den Schritt. „Dazu werden Anfragen von anderen Trainern nicht pauschal abgelehnt“. Natürlich ist auch High Seas mit nach Mülheim umgezogen.

Amina Mathony mit ihrer High Seas bei der Morgenarbeit in Mülheim. Foto: privatAmina Mathony mit ihrer High Seas bei der Morgenarbeit in Mülheim. Foto: privatFür Amina Mathony ist die Berufswahl geradezu eine logische Folge. Als Enkelin des früheren Jockeys Uwe Mathony bereits in frühester Jugend mit dem Rennsportvirus infiziert, gab es für sie nie eine Alternative. „Ich kann mir gar keinen anderen Beruf vorstellen, der so auf meiner Linie liegt und mit meinen Wünschen so vereinbar ist, dass es mich rundum glücklich macht.“ Dabei ist sie durchaus selbstbewusst. Ihr Ziel ist, sich langfristig unter den besten deutschen Jockeys zu etablieren. Gerade für Frauen ist das nach wie vor kein ganz leichtes Unterfangen. Das weiß auch Amina Mathony und weist darauf hin, dass Frauen noch immer nur wenige Chancen in den höherklassigen Rennen erhalten. Doch Herausforderungen sind dazu da angegangen und gemeistert zu werden.

Mut und Begeisterung für den Galopprennsport muss mitbringen, wer in diesen Zeiten seine Zukunft im Rennsport sieht. Das gilt nicht erst seit Corona. Doch Überzeugung und Einsatzbereitschaft sind die Eigenschaften, die braucht, um erfolgreich zu sein. So sieht es auch Amina Mathony auf die Frage, was sie zu einer Lehre im Rennsport motiviert: „Erstens muss man auch in schwierigen Zeiten zu seinen Entscheidungen stehen und außerdem kann ich mir gar keinen anderen Beruf vorstellen, der so auf meiner Linie liegt und mit meinen Wünschen so vereinbar ist, dass es mich rundum glücklich macht. Es gibt auch Tage, an denen man sich fragt: ‚Warum mache ich das alles – mir tut eigentlich alles weh?‘ Und 10 Minuten später auf dem Pferd weiß ich wieder: Genau das ist es, was ich möchte!“

 

Fakten Amina Mathony
Geboren:

20.08.2002 in Dortmund

Rennreiterin seit:25.10.19 Amateur u. seit 15. November 2019 in Ausbildung (1. Lehrjahr)
Stall (Arbeitgeber):

seit März 2020 Trainingsbetrieb Almenräder in Mülheim/Ruhr

1. Sieg27.01.2020 in Dortmund auf High Seas
Wie viele Siege haben Sie insgesamt?:

4 Siege bei 7 Starts – dann kam Corona

Größte Erfolge:3 Siege hintereinander

Was ist Ihr niedrigstes Reitgewicht?    

50 kg

 

15 Fragen an Amina Mathony
Was verbindet Sie mit dem Rennsport und wie fing alles an?

"Angefangen hat alles durch meinen Opa, der mich schon als Kleinkind mit auf die Rennbahn genommen hat. Mein Opa war in den 1970er Jahren ein erfolgreicher Jockey. Mich begeistern am Rennsport das Temperament der Pferde und die Geschwindigkeit in den Rennen."Familienbande: Amina Mathony mit Opa Uwe und Mutter Sarah. www.galoppfoto.de - Stephanie GruttmannFamilienbande: Amina Mathony mit Opa Uwe und Mutter Sarah. www.galoppfoto.de - Stephanie Gruttmann

Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus, welche Höhen und Tiefen gab es?

"Ich bin noch am Anfang und habe aus meinen 7 bisherigen Starts in diesem Jahr 4 Siege errungen und das ist für mich ein sehr gutes Ergebnis, was meine Erwartungen weit übertroffen hat. Als Tiefpunkt habe ich das Nichtbestehen der ersten Amateurprüfung empfunden. Hier war ich nahe daran, aufzugeben. Das war allerdings nur ein kurzer Moment."

Welches große Ziel haben Sie im Rennsport?

"Ich würde schon gern zu den guten und besten Rennreitern gehören."

Worin liegt für Sie der Reiz Ihres Berufs?

"In erster Linie bei den Rennen. Das Gefühl, ein Rennen zu reiten ist unbeschreiblich und mit Geld nicht zu kaufen. Wenn man dann noch gewinnt, ist es mit nichts zu vergleichen."

Was mögen Sie an Ihrem Beruf eher nicht?

"Das in den höheren Rennklassen Frauen eher unterrepräsentiert sind. Ich kann mich bisher nicht beschweren, da ich bisher viel Unterstützung hatte."

Wer sind Ihre Vorbilder und warum?

"Mein Opa, weil er mir viel über den Rennsport erzählt hat und mir viele gute Tipps gibt."

Haben Sie ein Lieblingspferd und wenn ja, warum gerade dieses?

"Ja, die Stute High Seas. Mit Ihr habe ich schon 3 Mal gewonnen. Sie ist ein zuverlässiges Pferd mit Kämpferherz und bringt mich jedes Mal sicher ins Ziel und das schon öfter ganz vorne. Außerdem gehört High Seas meiner Mutter." Lieblingspferd High Seas, drei Siege haben die beiden zusammen bislang erzielt. Foto: privatLieblingspferd High Seas, drei Siege haben die beiden zusammen bislang erzielt. Foto: privat

Welche Rolle spielt der Tierschutzgedanke bei Ihnen?

"Ich finde den übertriebenen Gebrauch des Stockes nicht schön und habe selbst den Stock noch nie wirklich eingesetzt. Ich versuche es auch, zu vermeiden."

Welches ist Ihre Lieblingsrennbahn?

"Bisher die Rennbahn in Dortmund. Ich bin ganz in der Nähe aufgewachsen und mit 2 Jahren hat mein Opa mich dort auf ein Rennpferd gesetzt. Außerdem habe ich dort alle meine Siege feiern dürfen, habe aber auch keinen wirklichen Vergleich und bin gespannt auf andere Bahnen."

Ein freier Tag – was tun Sie?

"Gerne ausschlafen, einen gemütlichen Ausritt in den nahen Wald mit unseren Freizeitpferden, die wir auf unserem Hof halten und mich um unsere anderen Tiere kümmern."

Wo/wie entspannen Sie?

"Am besten im Bett, allerdings wohnen wir sehr schön und ich genieße einen Tag zu Hause."

Was ist Ihr Lieblingsessen?

"Pizza oder Cordon Bleu – allerdings esse ich schon immer ziemlich wenig."

Auf was können Sie nicht verzichten?

"Milch zum Frühstück – das ist schon immer so gewesen."

Sie haben drei Wünsche frei, was wünschen Sie sich?

"Gesund bleiben, Erfolg im Leben und persönliches Glück finden."Feierabend auf der Weide. Foto: privatFeierabend auf der Weide. Foto: privat

Wie sähe bei Ihnen eine Werbebotschaft pro Rennsport aus, die sich an Leute richten soll, die keine Ahnung davon haben?

"Diese Werbebotschaft sollte die Leute auf den Rennsport neugierig machen und die negativen Vorurteile beseitigen. Rennpferde heißen Rennpferde, weil sie gern rennen und nicht, weil sie dazu gezwungen werden. Unserem privaten Freizeit-Vollblüter kann man jeden Tag anmerken, dass er den inneren Drang hat, immer wieder „Vollgas“ zu geben."

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