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Tschechisches Derby für Vana und Galileo

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 373 vom Donnerstag, 25.06.2015

Nur selten zuvor sah man in Tschechien ein so offenes Derby wie in diesem Jahr. Um die Geldränge können mindestens acht oder zehn Pferde kämpfen, so die überwiegende Meinung vor dem Rennen, das dieses Jahr zum erstenmal als „Mercedes-Benz Ceske Derby“ gelaufen wurde und umgerechnet 90 000 Euro wert war. Schließlich setzte sich in Prag der 15:1 Außenseiter Touch Of Genius (Galileo) mit Jockey Jaroslav Safár durch, der nach einem ruhigen Rennverlauf in den letzten Metern allen davonlief. Trainer Josef Vana feiert somit seinen dritten Trainersieg im Derby, für den relativ neuen Stall Statek Blata Cesky Ráj handelt es sich um eine Premiere. Sein Besitzer Josef Dufek ist Chef des Fußballklubs FK Mladá Boleslav, der dieses Jahr auf dem 4. Platz in der ersten Liga endete und zwei Tage vor dem Derby den ehemaligen Nationalspieler Milan Baros verpflichten konnte. „Ich kann es nicht fassen, das ist ein ganz anderes Adrenalin als Fußball. Ich war schon Tage vor dem Start nervös, konnte nicht schlafen.“ sagte Dufek, dessen Vereinsfarben zwar blau und weiß sind, doch der rosa Stalldress erinnert an einen Pokalsieg über FC Palermo.

Zweiter wurde der aus dem Gestüt Auenquelle stammende Oriental Sky (Tiger Hill), der im Frühling bereits die Trial Stakes in Ebreichsdorf gewinnen konnte und im letzten Derby-Trial auf einem starken zweiten Platz endete. Viele trauten dem Halbbruder der Gr.II-Zweiten Oriental Lady einen Sieg zu, die Derbydistanz sollte kein Problem sein, aber der Regen in den letzten 24 Stunden und der weiche Boden kamen dem späten Hengst aus dem Stall Patrik CR nicht entgegen. Als dritter kam der Stallkollege des Siegers Tamarind Cove (Galileo) ins Ziel, ein Sohn der Irish 1000 Guineas-Siegerin Saoire. Nur Platz vier blieb für den Favoriten Aldar (New Approach) aus dem Kadyrow-Stall, der bisher in der laufenden Saison ungeschlagen war. 2400 Meter schienen für den Schützling von Arslangirej Savujev schon etwas zu weit, vielleicht zur Erleichterung der Organisatoren, für die ein eventueller Derbysieg des tschetschenischen Präsidenten eine nicht gerade bevorzugte Schlagzeile war. Auf Rang fünf kam der Franzose Parzival (Myboycharlie) unter Umberto Rispoli ins Ziel, ein Syndikat-Pferd aus dem Training von Alessandro Botti, der selbst vor Ort war. Ein enttäuschender neunter Platz für den Starjockey des Tages Ioritz Mendizabal, der vom Präsidenten des Jockey Clubs Jiri Charvat auf seine zweimalige klassische Siegerin Dumnonia (Silver Frost) verpflichtet war, doch die Stute kam nie richtig ins Rennen und war bereits Eingang der Zielgeraden geschlagen.

Eine interessante Story gibt es zum Sieger, der zweijährig im Training von Andre Fabre war, doch als zu spätes Pferd zurück nach Coolmore geschickt wurde. Dort wurde der Sohn der Listed-Siegerin Festoso von Josef Vana Jr. inspiziert und als ein Teil eines „Sechserpacks“ von Galileo-Hengsten nach Tschechien verkauft. Der 24-jährige Vana Jr. sah in Touch Of Genius schon eindeutig ein interessantes Pferd für die ersten Hürdenrennen in Meran, doch ging er so gut in der Arbeit, dass er im Stall schließlich zur Nummer eins fürs Derby aufstieg. Er gab sein Debüt in einem 2000 Meter-Rennen in Karlsbad, nach einem dritten Platz gewann er ein kleines Rennen über 2400 Meter in Prag und war schließlich vierter im Derby-Trial. „Ich hatte schon Mumm auf ihn, da ich ihn in den letzten Wochen selbst in der Arbeit ritt. Jetzt werden wir mit ihm wahrscheinlich in Richtung Slowakisches Derby gehen.“ meinte der 62-jährige Josef Vana Senior, der bereits wieder mit einem Comeback-Gedanken in der diesjährigen Große Pardubitzer spielt.

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