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Trials-Day in Cheltenham

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 250 vom Donnerstag, 31.01.2013

Das Wetter hatte auch in  England in den letzten Wochen für viele Störungen gesorgt, diverse Renntage fielen dem harten Frost zum Opfer. Cheltenham, welches am vergangenen Samstag seinen immer populärer werdenden „Trials-Day“ abhalten wollte, hatte seit Tagen die Rennbahn mit Planen eingedeckt und machte sich seit Mitte der vorangehenden Woche daran, den Schnee mit Dutzenden von Helfern und sogar schweren Maschinen von diesen Abdeckungen abzutragen. Man hatte dann das Glück des Tüchtigen und war, auch mit Hilfe steigender Temperaturen, am Samstag „rennbar“; der erste wichtige Renntag nach rund 14 Tagen. Ascot hatte am 19. Januar seinen Renntag um die renommierte Victor Chandler Chase absagen müssen; das Rennen wurde nun auch in Cheltenham gelaufen und gab der Karte einen weiteren Höhepunkt.

Der Trials-Day, rund 6 ½ Wochen vor dem Festival gelaufen, gibt nun schon seit Jahren Trainern die Möglichkeit, ihre Schützlingen direkt an Ort und Stelle, und häufig auch über die gleiche Distanz, einen „Probe-Lauf“ absolvieren zu lassen; gerade bei einer Bahn mit den Eigenarten von Cheltenham eine gute Idee.

Gleich im einleitenden Triumph-Hurdle Trial, beim Festival das Rennen für vierjährige Nachwuchs-Hürdler über den Minimum-Trip von zwei Meilen, schlug Nicky Hendersons Rolling Star den heißen Favoriten Irish Saint aus dem Stall von Paul Nicholls, erneut also deutet sich auch in diesem Rennen ein Duell der beiden Top-Trainer an, die die Szene in dieser Saison schon fast nach Belieben dominieren.  Beide Pferde waren rund 30 Längen vor dem Dritten, das sah schon gut aus. 

Die neuangesetzte Victor Chandler Chase nur als Trial für die Champion Chase zu bezeichnen, hieße eigentlich, ihr Unrecht zu tun, es handelt sich schließlich um ein veritables Gruppe I-Rennen. Wohl nicht einmal Kauto Star hat in den letzten Jahren den Hindernis-Sport so beherrscht, wie die Zwei-Meilen-Division der etablierten (im Gegensatz zu den Novice-Chasern) Chaser von eben Sprinter Sacre beherrscht wird, über den wir schon im Vorfeld des letztjährigen Festivals mehrfach berichtet haben. Der mächtige Network-Sohn gewann im letzten Jahr die Arkle-Chase (das Rennen für die Zwei-Meilen Novice Chaser) nach Belieben, und hat diese Form nun nahtlos fortgesetzt. Bei bisher zwei Starts ungeschlagen, scheint es in dieser Sparte einfach keine Gegner für ihn zu geben, auch der schwere Boden machte nicht den Hauch eines Unterschiedes; Sprinter Sacre, im Training bei Nicky Henderson, ist der Frankel unter den Chasern, sein Jockey Barry Geraghty hat wohl als größtes Problem, beim Umschauen nach den Gegnern nicht herunterzufallen. Henderson, der vor dem Rennen wie immer ein Bündel von Nerven war – „Ich würde eine Million Pfund zahlen, wenn ich ihn nicht laufen lassen müsste. Die Leute erwarten von ihm halt Perfektion“, erhielt genau dies; ab der Hälfte des Rennens gab Geraghty jeden Versuch der „Zurückhaltung“ auf, ließ sich von Sprinter Sacre an die Spitze tragen, und gewann unangefasst mit  14 Längen. Sicher DER Banker für das Meeting, letztendlich könnte er sich nur selber schlagen.

Im Gegensatz dazu ist die World-Hurdle, ehemals Stayers Hurdle, nach dem Ausfall von Big Buck's offen wie nie, und auch die als Trial anzusehende Cleeve Hurdle brauchte keinen wirklichen Aufschluss. Henderson nutzte das Rennen, um seinem ungemein konstanten Oscar Whisky, der eigentlich ein Zweieinhalb-Meiler ist und mit genau zwischen die Champion –  und die World-Hurdle fällt, noch eine Chance über die geforderten drei Meilen zu geben, nachdem er über diese Distanz im letzten Jahr so unerklärlich versagt hatte. Er unterlag zwar einem wiedererstarkten Reve de Sivola, der – wie einst Big Buck's - über die großen Chase-Sprünge nicht zurecht kam und nun zum zweiten Mal über  Hürden punktete, aber er hielt Oscar Whisky nur mit einem Hals in Schach; das kann beim Festival schon anders aussehen.

Gleich zwei Rennen, darunter die renommierte Argento-Chase, waren eine Art Trial für den Gold Cup, auch wenn beide Sieger eher als Außenseiter unterwegs sein werden. Sowohl für den jungen in Frankreich von Laveron gezogenen Katenko aus dem Stall von Venetia Williams als auch für den so toll gesteigerten Cape Tribulation, immer Festival-Sieger in 2012, sollte die Krone der Chaser eine NummeCr zu groß sein. Aber immerhin schlug Cape Tribulation, der im Übrigen in den Farben der auch hier bestens bekannten eisenharten Sprinterin Branston Abby unterwegs ist, den 2010 (!) Gold Cup-Sieger Imperial Commander, der nach fast zwei Jahren Pause ein geradezu heroisches Comeback gab. Nun zwölf Jahre alt, sprang der Wallach in dem eher schwach besetzen Rennen sehr sicher und schien aus dem Vordertreffen lange hinzukommen; erst auf dem letzten Metern musste er sich dem zähen Steher Cape Tribulation geschlagen geben. Beide Pferde haben den Gold Cup fest im Visier, und beider Pferde Trainer – Malcom Jefferson und Nigel Twiston-Davies – sind sicher, dass ihre Schützlinge zumindest eine Platzchance haben.

Lediglich die Zwei-Meilen Hürdler, die „Champion-Hürdler“, hatten auf der Karte kein eigenes Vorbereitungsrennen. Dafür fertigte der Ire Hurricane Fly, Sieger eben dieses Rennens in 2011, einige Gegner, darunter einen sichtlich un-fitten Binocular (Champion Hurdle Sieger von 2010) am Sonntag in Leopardstown in der Irish Champion Hurdle ab, und zementierte seine Favoritenstellung für 2013, nachdem er die Krone im letzten Jahr so unerklärlicherweise verloren hatte.

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