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Der Streit um das Deutsche Derby

Präsident Eugen-Andreas Wahler und Vize Albert Darboven kämpfen für das Derby in Hamburg. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 228 vom Donnerstag, 16.08.2012

Unverschämt, unsachlich, fehlerhaft - der Vorstand des Hamburger Renn-Clubs (HRC) ging am Dienstag bei einer Pressekonferenz auf Konfrontationskurs mit dem Direktorium für Vollblutzucht und Rennen in Köln. Die Oberen des deutschen Turfs haben das seit 1869 in der Hansestadt gelaufene Deutsche Derby ausgeschrieben und damit den HRC kalt erwischt. "Wir wussten davon nichts", so Präsident Eugen-Andreas Wahler, der sich zusammen mit Vize Albert Darboven dagegen wehren will: "Wir prüfen rechtliche Schritte. Das Derby kann man uns nicht so einfach wegnehmen." Die Vorwürfe des Dachverbandes: Mangelndes mediales Interesse, zu wenig Zuschauer, kein Glamour, die Gegebenheiten entsprächen nicht modernem Standard. "Außerdem wird suggeriert, dass wir Zahlungsschwierigkeiten hätten", so Wahler, "dabei haben wir schon wenige Tage nach dem Derby alles abgerechnet. Unsere Zuschauerzahlen sind zudem echt, nicht wie auf anderen Bahnen geschönt."

Weitere Kandidaten für das Rennen sind laut einer Verbands-Presseinfo Baden-Baden und München. "Baden-Baden hat uns mitgeteilt, dass von deren Seite kein Interesse besteht", sagt Wahler, was im Gegensatz zu der von Albrecht Woeste unterzeichneten Presseinformation steht, die am Montag, also vor der PK in Hamburg verschickt wurde. Dort heißt es wörtlich:

"Obwohl traditionell das Deutsche Derby in Hamburg ausgetragen wird, sah sich das Direktorium, in dem alle deutschen Züchter und Rennvereine zusammengeschlossen sind und das laut Satzung für die Vergabe von Rennen verantwortlich ist, veranlasst, diese für den Rennsport so wichtige Rennwoche neu auszuschreiben, weil die Gegebenheiten in Hamburg dem modernen Standard nicht mehr entsprechen. Das DVR sucht neue, nachhaltige Konzepte zur Durchführung einer Premium-Veranstaltung rund um das wichtigste Vollblutrennen des deutschen Galopprennsports.

Neben Hamburg hat auch München Interesse bekundet und auch Iffezheim bei Baden-Baden hat seine Bereitschaft signalisiert, die Rennwoche zu übernehmen; von Hoppegarten steht die Antwort noch aus.

Das Präsidium des DVR e.V. zeigt sich deutlich irritiert über die Aussagen des Hamburger Renn-Clubs in der Presse der vergangenen Tage. Seit 2010 ist mit Hamburg darüber gesprochen worden, die Rennwoche an einen anderen Austragungsort zu vergeben. Um das mit einer solchen Rennwoche verbundene finanzielle Volumen darstellen zu können, hat der Rennsport insgesamt dem Hamburger Renn-Club nicht unerheblich geholfen. Schließlich vergibt das Direktorium nicht nur die Rennen, sondern schuldet allen aktiv am Rennsport Teilnehmenden die ordnungsgemäße Abrechnung der Leistungsprüfungen."

Eine Entscheidung, wo denn nun das Derby 2013 gelaufen wird, dürfte nicht vor Oktober fallen. Zumindest vom Hamburger Senat gibt es durchaus positive Zeichen. "Das Derby ist ein wichtiger Bestandteil des Sportangebots in Hamburg, und der Senat wird sich, falls es nötig wird, für den Erhalt der Veranstaltung einsetzen", sagte Senatssprecher Christoph Holstein, "momentan liegt aber nichts Konkretes vor. Insofern sieht der Senat derzeit keine Veranlassung einzugreifen."

In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich auch die Frage, auf welcher Basis zukünftig eine Zusammenarbeit zwischen dem Hamburger Renn-Club und dem Galopper-Dachverband aussehen soll. Denn wenn das Derby nicht mehr in Horn gelaufen wird, dürfte es diesen Standort für den deutschen Galopprennsport über kurz oder lang nicht mehr geben.

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