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Sitzung der Besitzervereinigung: Die Derby-Ausschreibung im Fokus

Die Führungsspitze vom Direktorium und der Besitzervereinigung stellt den Derby-Standort Hamburg auf den Prüfstand - Andreas Tiedkte, Albrecht Woeste, Manfred Ostermann. Fotos (3) www.galoppfoto - Frank Sorge

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 230 vom Donnerstag, 30.08.2012

Es gab Jahre, da gerieten die Jahreshauptversammlungen der Besitzervereinigung zu echten Langweilern. Standen keine Wahlen an, so war die ganze Angelegenheit oftmals schon nach einer Stunde beendet. Das hat sich in der jüngeren Vergangenheit jedoch gründlich geändert, was teilweise an den Problemen und Schwierigkeiten liegt, mit dem der deutsche Rennsport zu kämpfen hat. So waren am Montag in den Räumen von Baden Racing auf der Rennbahn in Iffezheim die einleitenden Worte des Direktoriums-Oberen Albrecht Woeste nach mehr Gemeinsinn ziemlich in den Wind gesprochen. "Wir sprechen uns wechselweise den guten Willen ab, lassen den Respekt untereinander vermissen", konstatierte er, doch ist man daran in Köln sicher nicht ganz unschuldig.

Die positiven Tendenzen, wie etwa die großen Erfolge deutsch gezogener Pferde im Ausland oder die teilweise hervorragend besuchten Rennveranstaltungen in den Sommermonaten, gerieten völlig in den Hintergrund. Die Diskussion entzündete sich weniger an dem Glücksspielstaatsvertrag, dessen Folgen für den Rennsport ohnehin noch nicht abzusehen sind, sondern eher an der Ausschreibung des Derbymeetings. "Es gibt keinen Stolz auf das Derby mehr, weil es zu viele Kritik gibt", begründete Woeste das Vorgehen des Verbandes.

Allerdings scheint von der Verbandsspitze weitgehend die Basis falsch eingeschätzt worden sein, denn nicht nur die zahlreichen Wortmeldungen zu diesem Thema, auch das am Tag zuvor vom Trainer- und Jockeyverband ausgesprochene Votum war eindeutig pro Hamburg. Die Tatsache, dass ohne das Derby der Standort Hamburg nicht mehr zu halten ist, wurde ein- ums andere Mal angesprochen. Der ostwestfälische Züchter und Besitzer Dr. Reinhard Göhner beklagte in harten Worten die Vorgehensweise des Direktoriums und das ehemalige Hamburger Vorstandsmitglied Dr. Hans-Wilhelm Jenckel wies darauf hin, dass die Pläne für eine Doppelrennbahn seitens des Senates deutlich weiter sind als gemeinhin angenommen.

Ein Zurückrudern des Direktoriums gibt es allerdings nicht, an der Ausschreibung, die Hamburg ablehnt, wird weiter festgehalten, auch wenn Woeste das so nicht explizit gesagt hat. Mit München gibt es bekanntlich einen zweiten ernsthaften Bewerber. "Wir begeben uns auf eine neutrale Position, bis wir von beiden Vereinen eine adäquate Präsentation bekommen haben", erläuterte Besitzervereinigungs-Präsident Manfred Ostermann. "Wir möchten Hamburg das Derby nicht wegnehmen, aber wir brauchen Rahmenbedingungen, die unseren Pferden gerecht werden", fügte er hinzu.

Baden-Baden, so stets die Aussage von Baden Racing-Chairman Dr. Andreas Jacobs, bewirbt sich nicht für das Derbymeeting, steht nur zur Verfügung, wenn Hamburg nicht willens ist, zu veranstalten. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang sicher ein Schreiben von Andreas Tiedtke, dem Geschäftsführenden Vorstandsmitglied des Direktoriums, an Baden Racing, in dem er den Willen bekundet, die Bahn in Iffezheim mit seiner Gesellschaft C.S.A. Beratung und Analyse GmbH für Rennveranstaltungen zu pachten. Das wiederholte er auch vom Rednerpult und kündigte an, damit alsbald Gewinne zu generieren.

Das Thema ist also längst nicht vom Tisch und es wird schwer sein, den viel beschworenen Gemeinsinn wieder herzustellen. Als der ersichtlich angeschlagene Manfred Ostermann, dem ohnehin Amtsmüdigkeit nachgesagt wird, nach knapp vier Stunden die Versammlung schloss, tat er das mit den Worten: "Ich bin vom Sitzungsverlauf sehr enttäuscht."   

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