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Sirius (Dashing Blade) Gr. I-Sieger im 124. Großen Preis von Berlin in Hoppegarten

Sirius mit Stephen Hellyn als Sieger im 124. Großen Preis von Berlin vor der Stute Berlin Berlin. www.galoppfoto.de - Sabine Brose

Autor: 

Daniel Delius

Es ist noch gar nicht allzu lange her, da wurden die Kandidaten für das Deutsche Derby bereits im Jährlingsalter genannt. Nachnennungen waren nicht gestattet, gemeldet wurde eigentlich immer alles, was halbwegs versprechend war, in den 90er Jahren, bei einer entsprechend hohen Population von Vollblütern, waren es in der Regel ordentliche dreistellige Zahlen, die zusammenkamen. Für das Derby 1993, das von Lando gewonnen wurde, gab es heute kaum mehr glaubliche 522 Nennungen, 63 davon aus dem Ausland.

Und es kam nur selten vor, dass Spitzenpferde des Jahrgangs nicht im Derby liefen, weil sie nie gemeldet waren. Ein berühmtes Beispiel der 60er Jahre war Mercurius (Atatürk), den sein Trainer Friedrich Wilhelm Schlaefke der Legende nach nicht nannte, weil er zu klein war und eine schlechte Stellung hatte. Er gewann dreijährig das Henckel-Rennen, die damaligen 2000 Guineas, und gleich nach dem von Fanfar (Sunny Boy) 1963 gewonnenen Derby den Großen Preis von Nordrhein-Westfalen und den Aral-Pokal. Ob er auch im Derby vorne gewesen wäre? Eine müßige Frage. Später kam es sogar schon einmal vor, dass durchaus reputierliche Trainer den Nennungsschluss ganz einfach vergaßen.

Das war bei Andreas Löwe ganz sicher nicht der Fall, doch war beim Meldeschluss der in seinem Stall befindliche Sirius (Dashing Blade) nicht zwingend ein Pferd, mit dem man Hamburg im Hinterkopf hatte. Er war unreif, kein ganz einfacher Geselle, war auch zweijährig gar nicht am Start gewesen. Los ging es mit ihm im April in Bremen, in einem in der Vergangenheit immer stark besetzten Sieglosen-Rennen, was auch diesmal der Fall war. Gewonnen wurde es von Swacadelic (Adlerflug), auch auf den Plätzen waren Pferde, die später in besseren Rennen antraten, Sirius wurde Fünfter, war aber nicht weit geschlagen. Man musste sich ihn merken. Anfang Mai holte er sich dann sehr souverän auf der Kölner Heimatbahn ein 2400-m-Rennen, lief dann im Iffezheimer Derby-Trial (LR), das er gleichfalls leicht gewann, diese Form wurde aber später nur von dem Vierten Eric (Tertullian) aufgewertet. Das Thema „Nachnennung“ wurde danach zwar angesprochen, doch nie genauer thematisiert. Sirius lief stattdessen im Großen Hansa-Preis, in dem als Dritter hinter den starkenWöhler-Pferden Protectionist (Monsun) und Singing (Singspiel) nicht hätte besser abschneiden können. Sein Team nannte ihn für den 124. Großen Preis von Berlin nach, es sprang am Ende ein sicherer Sieg heraus.

Es war ganz sicher nicht das am besten besetzte Gr.I-Rennen der deutschen Turf-Historie, doch danach fragt später niemand mehr. Berlin Berlin (Dubai Destination) wuchs als Zweite über sich hinaus, Lucky Speed (Silvano) tritt unverändert etwas auf der Stelle, er war schon in Hamburg unter fast ähnlichen Bedingungen rund zwei Längen hinter Sirius.

Was hätte Sirius im IDEE 145. Deutschen Derby erreichen können? Sea The Moon (Sea The Stars) war an dem Tag nicht zu schlagen, auch gegen den Stallgefährten Lucky Lion hätte er es schwer gehabt, auch wenn er sicher der größere Steher als dieser ist. Rang drei wäre in jedem Fall realistisch gewesen, den belegte in Hamburg Open Your Heart (Samum), der diesmal schon im Schlussbogen geschlagen war, diese Leistung kann so nicht stimmen.

Sirius wird jetzt im Großen Preis von Baden (Gr. I) antreten, gegen Sea The Moon, sowie möglicherweise die Platzierten aus Hoppegarten, Berlin Berlin und Lucky Speed. DieCarvalho-Pferde Guardini (Dalakhani) und Ivanhowe (Soldier Hollow) fallen im Feld noch auf, der angesprochene Singing sowie Wild Chief (Doyen). Aufregendes steht aus ausländischen Ställen derzeit nicht unter Order, man wird sich hüten, vier Wochen vor dem „Arc“ mit einem überdurchschnittlichen Pferd gegen Sea The Moon anzutreten.

Sirius krönt aufregende Tage für das Gestüt Etzean. Vor einer Woche lag sich die Familie Weil-Daßbach nach dem Sieg Feodoras im Henkel-Preis der Diana (Gr.I) in den Armen, da zeichnete die Zuchtstätte als Besitzer und Züchter. Diesmal war man „nur“ Züchter, was die Freude sicherlich kaum schmälern wird. Sirius stammt aus dem drittletzten Jahrgang des für Etzean so unendlich wichtig gewesenen Dashing Blade, die Mutter Saratina (Monsun) hat dreijährig drei Rennen gewonnen, darunter Ausgleiche II in Bad Harzburg und Bremen. In der Zucht startete sie mit Saratino (Lord of England), der im vergangenen Jahr das BBAG-Auktionsrennen in Avenches gewann und Zweiter im Deutschen St. Leger (Gr. II) war. Er ist unverändert im Rennstall von Mario Hofer, war in diesem Jahr jedoch noch nicht im Start. Nach Sirius kam Strawberry (Lord of England), die Andreas Wöhler für das Gestüt Etzean trainiert, es folgen Hengst und Stute erneut von Lord of England, der Jährling mit dem Namen San Salvador kommt mit der Katalog-Nummer 186 bei der BBAG-Jährlingsauktion in den Ring. Saratina, die in diesem Jahr von Soldier Hollow gedeckt wurde,  ist eine Schwester zu zwei Siegern aus der Schwarzgold-Familie, ein aktueller Name im Pedigree ist der des Prix du Muguet (Gr. II)-Siegers Sommerabend (Shamardal). Die zweite Mutter Sevgi, die in der Zucht bisher nichts Aufregendes geliefert hat, erst jetzt, in zweiter Generation, steht inzwischen im Besitz des Gestüts Franken. Alles Weitere ist dem Pedigree der Woche  zu entnehmen. 

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