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„Sirius Black“ – Galopp-Schwarzseher bleiben außen vor

Autor: 

Frauke Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 175 vom Freitag, 29.07.2011

Für etwas mehr als 20 Euro im Monat leisten wir uns „Galopp-TV“, die Fernsehübertragung des Dachverbandes, die Bilder also, die auch die Buchmacher übertragen. Was wir dafür bekommen? Komischerweise nie die Bilder von Baden Racing in der über den  Bahnsprecher angekündigt neuen tollen digitalen Qualität, sondern meistens merkwürdig verzerrte Bilder, bei denen die Pferde und Jockeys immer einen ganz besonders schlanken Fuß haben. Dafür sahen die eigentlich so durchtrainierten Vollblüter auf anderen Bahnen manchmal aus wie Ackergäule. Anscheinend ein Problem der Übertragungstechnik, in der die unterschiedlichen Sendeformate von 16:9 und 4:3 nicht richtig synchronisiert werden. Auch leere Parkplätze bekommen wir zu sehen. Merkwürdiges Stimmengewirr zu hören. Wo ist die Regie? Das Konzept? Es wird einem wahrlich nicht immer leicht gemacht, da zu zuschauen.

Immerhin gab es das IDEE 142. Deutsche Derby wirklich live, leider aber ohne die anschließenden Interviews mit dem siegreichen Trainer und Jockey. Stattdessen fanden wir uns beim Pony-Rennen in Mannheim wieder. Deshalb haben wir uns auch sehr gefreut, dass auf dem Fan-Kanal des Hamburger Renn-Clubs, der von einem ambitionierten Turf-Enthusiasten unter dem Nick HorseRaceSports bei YouTube hochgeladen worden war, die ganze Derby-Geschichte zu sehen war. Sehr schön zusammengeschnitten. Sehr sehenswert. Mit Herzblut gemacht. Genauso wie die Planetopia-Reportage ohne Werbung . Solche Videos haben wir gerne gesehen und natürlich auch in unserem Portal www.turf-times.de verlinkt.

Auch  German Racing hat sich bedient, denn sogar im Webportal des deutschen Galopprennsports  findet man diese Videos, die natürlich nicht offiziell waren, aber – weil nach dem Rennen gezeigt  - auch niemanden geschadet haben. Ganz im Gegenteil. Die Galoppsportfans haben sich über den Service gefreut. Und: So gewinnt man vielleicht noch ein paar neue Fans hinzu. Denn erst muss man Menschen für eine Sache begeistern, bis man sie an die Wettkassen und gar zu den Wettportalen locken kann. Auch viele Rennvereine – von Hamburg bis München – haben sich der YouTube-Videos gerne bedient. Umso mehr als der Service stets kostenlos war.

Doch nun hat der Dachverband anscheinend einen Riegel vorgeschoben. Lässt die Bilder nur noch verschlüsselt über den Sender, so dass keine Mitschnitte der Originalbilder (Feed) mehr möglich sind. Wohl aus Schutz vor „Schwarzsehern“. So ist bis auf Weiteres Schluss mit den  Aktivitäten von HorseRaceSports. Aus rechtlicher Sicht mag das richtig sein. Aber was kommt danach? Sollen Rennfilme jetzt gar nicht mehr bei YouTube zu sehen sein? Hat man die Werbung nicht mehr nötig? Und wenn es dann doch Videos zu sehen gibt: Wer darf diese denn nun hochladen und wer nicht? Und in welcher Qualität? Muss Baden Racing dann die Zerrbilder von Galopp-TV übernehmen oder darf man auf dem eigenen Baden Racing-Kanal auch die tatsächlich vorhandene neue digitale Qualität zeigen, auch das Material, beispielsweise Siegerehrungen und Interviews, das gar nicht über den Sender gegangen ist? Und wie kommt man an die verschlüsselten Bilder ran? Wenn ein Rennverein das darf, dann müssten das alle dürfen. Aber haben alle Vereine auch die finanziellen und personellen Möglichkeiten dazu? Dann könnte man es gleich so lassen, wie es seit langem geduldet worden ist. Es sei denn, German Racing übernimmt das fortan in eigener Regie. Das wäre in der Tat wünschenswert. Ansonsten wird auch die Mediathek unter www.german-racing.com leider bald leer sein.

Frauke Delius

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