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Ein Quintett: Hengste mit dem ersten Jahrgang auf der Bahn

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 601 vom Freitag, 17.01.2020

In gut zwei Monaten stehen in England und Frankreich die ersten Rennen für den Jahrgang 2018 an. In Deutschland wird es diesbezüglich noch eine ganze Zeit dauern, bis die Zweijährigen in das Geschehen eingreifen, wie überhaupt die Zahl der jungen Pferde, die in Deutschland an den Start kommen, in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Selbst Spitzentrainer starteten ihren Nachwuchs, auch spätere Derbypferde, einst stets vier, fünf- oder sechsmal. Der große Acatenango debütierte zweijährig Anfang Juni. Und wurde Zehnter. Sein Trainer Heinz Jentzsch packte die jungen Pferde ganz gewiss nicht in Watte. Inzwischen gehen die Ställe wesentlich vorsichtiger mit ihren späteren Cracks um. Championtrainer Henk Grewe, der 2019 29 Zweijährigen-Sieger stellte, hat dadurch aber möglicherweise eine Wende angestoßen.

Eine ganze Reihe von Zweijährigen in den deutschen Rennställen stammt von Hengsten ab, die 2017 neu ins Geschäft eingestiegen sind, mithin mit ihrem ersten Jahrgang in einigen Monaten auf den Bahnen vertreten sind. Sie sollen hier in alphabetischer Reihenfolge genauer unter die Lupe genommen werden.

Guiliani (Tertullian) startete zu einer Decktaxe von 3.500 Euro im Gestüt Erftmühle, wo er unverändert steht, 2020 werden 3.000 Euro verlangt oder 3.500 Euro bei 48 Stunden lebendem Fohlen. Er war zweijährig gar nicht am Start, war dreijährig allerdings schnell zur Hand, gewann im April in Frankfurt und holte sich im Juni ein Listenrennen in Maisons-Laffitte. Kurze Zeit später musste er verletzungsbedingt eine längere Pause einlegen, sein großes Jahr war 2015, in dem er u.a. den Großen Dallmayr-Preis (Gr. I) gewann.

28 Stuten hat er 2017 gedeckt, zwanzig lebende Fohlen hat der Dachverband registriert. Letzten Sommer waren fünf Nachkommen von ihm in Iffezheim im Ring, vier wurden zugeschlagen, eine Schwester des Gr. I-Siegers Mawingo (Tertullian) ging für 32.000 Euro über Blandford Bloodstock an das Watership Down Stud nach England, eine erste Adresse. Nicht verkauft wurde bei 46.000 Euro mit Agnelli der Bruder von Alson (Areion) und Ancient Spirit (Invincible Spirit), er hat für Schlenderhan eine Box bei Andreas Wöhler bezogen. Elf Zweijährige stehen auf deutschen Trainingslisten, bei den Trainern Andreas Wöhler (3), Roland Dzubsasz (2), Christian von der Recke, Sascha Smrzcek, Ertürk Kurdu, Regine Weißmeier, Hans-Jürgen Gröschel und Markus Klug. Es gab eine Reihe von Nennungen für die Auktionsrennen, zwei Wöhler-Schützlinge, darunter Agnelli, wurden für den „Winterfavoriten“ eingeschrieben. Die Möglichkeit zur Profilierung ist also gegeben.

Der Jahrgang 2019 ist dann wesentlich kopfstärker ausgefallen, mit sechzig Bedeckungen zählte Guiliani zu den meist beschäftigten Hengsten des Landes, was auch daran lag, dass sein Vater Tertullian kurzfristig ausgefallen war. Im vergangenen Jahr deckte Guiliani 32 Stuten.

Vom Start weg sehr starke Bücher hat Isfahan (Lord of England) gedeckt: 89 Stuten gleich im ersten Jahr, zu einer Decktaxe von 4.000 Euro, 2018 waren es 67 Stuten, 2019 auch noch 46. Er steht in diesem Frühjahr zu einem Tarif von 3.000 Euro auf dem Ohlerweiherhof, wobei es allerdings zahlreiche Sonderkonditionen gibt. Schaut man sich seine Rennlaufbahn an, so kann er durchaus als „früh“ bezeichnet werden, denn schließlich gewann er zweijährig bei drei Starts den Preis des Winterfavoriten (Gr. III). Dreijährig holte er sich das Bavarian Classic (Gr. III), nach dem Sieg im IDEE 147. Deutschen Derby (Gr. I) war dann ja bedauerlicherweise schon Schluss.

Die ersten Nachkommen von Isfahan sind in aller Welt verstreut, denn eine ganze Reihe von ihm tragende Stuten wurden in Iffezheim und Deauville auf den Auktionen angeboten, teilweise ging es in weit entfernte Länder, womit man sich demnächst auf entsprechende Spurensuche begeben wird.

Auf deutschen Trainingslisten findet man derzeit mehr als zwei Dutzend Isfahan-Nachkommen, u.a. bei den Trainern Gerald Geisler, Henk Grewe, Werner Haustein, Pavel Vovcenko und Werner Haustein. Das Gros allerdings, fast fünfzehn, ist im Pre-Training bei Nastasja Volz-Degel, die meisten Zweijährigen gehören Darius Racing. Stefan Oschmann hat seinen Hengst massiv unterstützt, zwölf Söhne und Töchter von Isfahan gehören ihm, wurden zum Teil auf den Auktionen gekauft und werden auf dem Ohlerweiherhof für den Rennstall vorbereitet. „Sie werden dann auf die entsprechenden Trainer verteilt, also in erster Linie Henk Grewe, Waldemar Hickst und Andreas Wöhler“, berichtet Holger Faust, der Rennstallmanager von Darius Racing, „möglicherweise kommt noch der eine oder andere Trainer dazu.“ Auf dem Jährlingsmarkt gab es Preise bis zu 37.000 Euro.

Die Voraussetzungen für einen guten Start mit dem ersten Jahrgang sind also schon sehr gut. Die ersten Nachkommen haben eine Flut von Nennungen für die Auktionsrennen bekommen, doch gab es auch fünf Engagements für den Preis des Winterfavoriten (Gr. III) und immerhin acht für den Preis der Winterkönigin (Gr. III).

Ito (Adlerflug) hingegen muss mit nur wenigen Nachkommen punkten. Er selbst hatte seine beste Saison vierjährig, als er den Großen Preis von Bayern (Gr. I) und den Großen Preis der Badischen Unternehmer (Gr. II) gewann, im Jahr darauf holte er sich noch den Gerling-Preis (Gr. II). Er startete 2017 im Gestüt Bernried zu einer Decktaxe von 5.000 Euro, letztes Frühjahr wechselte er nach zwei Deckzeiten in Bayern in das Gestüt Ertftmühle, wo er für 3.000 Euro angeboten wird. 14-6-17 sind seine Bedeckungszahlen von 2017 bis 2019. Gerade vier „Itos“ stehen aktuell in deutschen Rennställen, bei Waldemar Hickst, Jan Korpas, Gerhard Sybrecht und Andreas Wöhler, ein paar bessere Nennungen wurden abgegeben.

Die Marktlage für Ito-Nachkommen ist kaum seriös einzuschätzen, aber einen interessanten Verkauf sollte man nicht auslassen: 2017 wurde tragend von Ito die Ammerländerin Baltic Best (King’s Best), eine Schwester der Gr. I-Siegerin Baltic Baroness (Shamardal), Enkelin von Borgia (Acatenango), für stolze 380.000gns. bei Tattersalls an das Fittocks Stud der Familie Cumani verkauft. Heraus kam eine jetzt zwei Jahre alte Stute.

Lucky Lion (High Chaparral) war zweijährig immerhin Vierter im BBAG-Auktionsrennen im Oktober in Iffezheim, auch wenn man ihn sicher nicht frühreif nennen konnte. Sein bestes Jahr hatte er dreijährig, als er den Großen Dallmayr-Preis (Gr. I) und das Mehl Mülhens-Rennen (Gr. II) gewann, Zweiter in dem von Sea The Moon (Sea The Stars) gewonnenen Deutschen Derby (Gr. I) war. 5.000 Euro betrug seine Decktaxe zum Start im Gestüt Graditz, 2020 wird er für 4.500 Euro angeboten. Seine Bedeckungszahlen lagen von Beginn an konstant im Bereich oberhalb der zwanzig, was natürlich nicht unbedingt schnelle Profilierung verspricht. Zumal gerade ein einziger Nachkomme von ihm auf einer Trainingsliste steht, bei Dr. Andreas Bolte. Ein vom Gestüt Graditz gezogener Sohn von Lucky Lion ging bei der BBAG-Jährlingsauktion für 21.000 über Matt Coleman an Five Star Bloodstoock nach England.

Ganz anders sieht die Sache bei Protectionist (Monsun) aus. Auch wenn der Hengst seine besten Leistung im Alter von „vier plus“ zeigte, war er zweijährig schon sehr gut unterwegs. Er gewann beim Debüt im September, war dann Zweiter im Ratibor-Rennen (Gr. III). Dreijährig musste er nach einem Listensieg in Bremen das Derby verletzungsbedingt auslassen, vierjährig holte er sich nach Erfolgen im Hansa-Preis (Gr. II) und im Prix Kergorlay (Gr.II) den Melbourne Cup (Gr. I). Sechsjährig gewann er den Hansa-Preis zum zweiten Mal und siegte im Großer Preis von Berlin (Gr. I). Von Beginn an wurde er im Gestüt Röttgen bestens unterstützt, stets zu einer Decktaxe von 6.500 Euro.

58 Bedeckungen gab es 2017, wobei eine Zahl von Stuten aus dem Ausland kam. Der Markt sendete positive Signale, denn in Baden-Baden gab es Zuschläge durchweg im mittleren und gehobenen fünfstelligen Bereich bis zu 95.000 Euro. Zu den Käufern zählte auch Joseph O’Brien, weswegen der eine oder andere Protectionist-Nachkomme wohl in Irland trainiert wird.

18 Zweijährige, die von Protectionist stammen, sind auf hiesigen Trainingslisten. Sein einstiger Trainer Andreas Wöhler hat acht Söhne und Töchter von ihm im Stall, dazu wurden Waldemar Hickst und Markus Klug (je 3), Peter Schiergen, Dr. Andreas Bolte, Karl Demme und Hans-Jürgen Gröschel bedacht, einige andere dürften noch folgen. Neben vielen Engagements für Auktionsrennen wurden fünf Hengste für den Preis des Winterfavoriten (Gr. III) und vier Stuten für den Preis der Winterkönigin (Gr. III) genannt. Man darf gespannt sein.

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