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Punchestown: Der "Sprinter" scheint unschlagbar

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 262 vom Donnerstag, 25.04.2013

Sprinter Sacre mit Barry Geraghty erneut auf der Siegerstraße. Foto John-James ClarkeSprinter Sacre mit Barry Geraghty erneut auf der Siegerstraße. Foto John-James Clarke

Wenn im Städtchen Naas, rund 30 Minuten südwestlich von Dublin gelegen, die rot-weißen Fahnen gehisst werden, die Hotels und Geschäfte ihre Fenster mit Rennsport-Memorabilia schmücken, und sogar der Friseur des Ortes einen Jockey-Dress im Fenster zeigt, kann das nur eines bedeuten: das Punchestown-Festival steht vor der Tür. Das vielleicht prestigereichste Meeting Irlands  ist der Abschluss der Hindernis-Saison auf der grünen Insel (der offizielle Final-Tag der englischen Saison kommt am nächsten Samstag in Sandown); nun ein Fünf-Tage-Meeting, bemüht man sich auch hier, die Qualität der startenden Pferde stetig zu verbessern, und hat für dieses Jahr einen spektakulären Coup gelandet: kein anderer als der Superstar der Szene, Sprinter Sacre (sein Name inzwischen ein Synonym für atemberaubende Qualität über die großen Sprünge) gab sich die Ehre, und Punchestown bereitete sich auf einen Besucheransturm vor. Im letzten Jahr hatte man bereits insgesamt rund 91.000 Zuschauer (über die 5 Tage verteilt, aber beeinträchtigt durch das extrem schlechte Wetter), in diesem rechnete man nun mit mindestens 98.000 Zuschauern.  

Eingebettet sind die Rennen in eine verwirrenden Vielzahl von kleinen und großen Veranstaltungen, "Best-dressed" Wettkämpfen, Musikbands, Kapellen, aber auch Champions-Paraden von ehemaligen Siegern, mit Moscow Flyer erwartet, am Mittwoch präsentierten sich neben Beef or Salmon, Silver Birch, Mossbank und Kicking King auch Blackstairmountain, frisch zurück von seinem spektakulären Erfolg in Japan´s Nakayama Grand Jump, mit voller Sieger-Montur. 

Zum einleitenden Tag des Meetings: es ging hier nur um ein Pferd, und dieses Pferd enttäuschte nicht. Hunderte von Zuschauern (es waren rund 5000 mehr als an einem "normalen" Eröffnungstag) umsäumten alleine die Pre-Paradering, am Führring selber gab es kein Durchkommen, und Sprinter Sacre war noch nicht einmal gesattelt! Nur die ganz Großen erhalten ihren Applaus bereits vor dem Rennen, bisher haben wir dies nur seinerzeit bei Moscow Foyer, der hier im Übrigen in beeindruckender Kondition vor dem Rennen paradierte, und natürlich Kauto Star gesehen. Nun bei "Sprinter", dessen fast schwarzes Fell in der irischen Sonne glänzte, man war ganz einfach, wie der Engländer sagen würde, "in the presence of Greatness". Sizing Europe war nach der vernichtenden Niederlage von Cheltenham erneut der Hauptgegener, und erneute setzte der 11-jährige Braune aus dem Quartier von Henry de Bromhead den Takt, Sprinter Sacre im Schlepptau. Direkt vor der Tribüne musste Geraghty seinen Partner das erste Mal aufnehmen, auch wenn eine durchaus solide Endzeit auf ein gutes Tempo hindeutete. Schnell ging es in diesem Rennen nur um drei, dann nur noch um zwei Pferde, Sizing Europe, treuer Kämpfer, der er ist, gab, was er hatte, aber der Schatten im Nacken ließ sich nicht abschütteln, fast hatte man Mitleid mit Andrew Lynch und Sizing Europe, beide waren um den letzten Bogen in voller, harter Arbeit, und noch am Gebiss und oh so mühelos glitt Sprinter Sacre über den Boden, nicht der Hauch eines Fehlers, zusammen in der Luft am vorletzten, übernahm Geraghty dann vor dem letzten Sprung, der hier in Punchestown direkt an den Rails und fast in Armlänge der Zuschauer liegt, die Führung. Zum Letzten - up and over - und vor den Augen einer bewundernden, atemlosen Menge hielt sich der Network-Sohn an seinen Namen und sprintete mühelos dem Ziel entgehen, hinter ihm ein sich unglaublich tapfer wehrender Sizing Europe, der gegenüber dem letzten Aufeinandertreffen etliche Längen gutmachte und in allen Ehren unterlag. Doch nicht nur mir wird sich dieses wunderbare Bild für immer tief eingegraben haben, der tiefbraun-schwarze Wallach, seine blau-roten Farben glänzen in der Sonne - "a perfect Ten from Ten" ruft der Kommentator, Barry Geraghty prüft die Leinwand, ballt weit vor der Linie die Hand zur Faust, hier ist der würdige Erbe der Zwei-Meilen-Krone, die ja auch von Moscow Flyer - dem Pferd, das Geraghty´s Namen "machte"  - über so viele Jahre getragen wurde. Während Kauto Star oder - um ein irisches Pferd zu nennen- eben Moscow Flyer sich die ungeteilte Bewunderung ihrer Fans über Jahre hart erarbeiteten mussten, und durch ihre Niederlagen und gar Stürze fast "menschlich" wurden, so ist hier ein junges Pferd (der im Übrigen genau an diesem Tag vor sieben Jahren in Frankreich geboren wurde)  auf der Höhe seiner Kräfte, Pegasus-Gleich und mit einem unbefleckten Rekord über die Chase-Sprünge, perfekter können Chaser kaum sein.

Aber auch im Rahmenprogramm wurde hochklassiger Sport geboten, allen voran die Grade 1 Champion Novice Hurdle, die ein erneutes Aufeinandertreffen von Irlands wohl besten 2-Meilen Nachwuchs-Hürdlern brachte, Champagne Fever, der in Cheltenham die Oberhand behalten hatte, und Jezki für JP McManus, aber ausnahmsweise im Training bei Jessica Harrington (deren mit Abstand bestes Pferd Moscow Flyer war). Nachdem bei bisher zwei Aufeinandertreffen der beiden bisher ein Gleichstand an Siegen zu verzeichnen war, entschied Jezki diese Partie mit spielerischer Überlegenheit für sich, im Führung schon das mit Abstand bestaussehende Pferd, machte er hier mit allen Gegnern kurzen Prozess und gewann unangefasst mit 16 Längen.

Auch der zweite Tag konnte mit drei Grade 1-Rennen aufwarten, der Höhepunkt des Tages ohne Frage der Punchestown Gold Cup, hier hatte sich auch ohne den aktuellen Cheltenham-Gold Cup Sieger Bobs Worth ein extrem starkes Feld versammelt. Aus England waren Captain Chris (Philip Hobbs - Jockey Richard Johnson), Kauto Stone (Paul Nicholls - Ruby Walsh) , Long Run (Nicky Henderson - Sam Waley-Cohen) sowie Riverside Theatre (Henderson - Barry Geraghty) angereist, ihnen stellte sich vor allem der Besitzer Michael O´Leary mit seinen Gigginstown Stud -Trio First Lieutenant, Quito de la Roque und Sir Des Champs, dem Favoriten der Prüfung,  in den Weg. Unter seinem ständigen Reiter sah man Long Run wie gewohnt resolut an der Spitze, gefolgt von einem dichtgedrängten Feld, aus dem sich nur Riverside Theatre fern hielt, Jockey Barry Geraghtys Taktik der Suche nach besserem Boden ging hier aber nicht auf. Long Run setzte an der Spitze ein gemäßigtes Tempo, und doch trennte sich weit vor Ziel die Spreu vom Weizen, Long Run geriet unter Druck, Sir Des Champs kam in großer Haltung ins Rollen, und auch der eisenharte First Lieutenant , der gefühlt in jeder Steher-Grade 1 Prüfung der Saison am Start war, ließ sich an der Innenseite nicht abschütteln. Am letzten Sprung in Front, geriet Sir Des Champs (Trainer Willie Mullins, im Sattel Gigginstown Stall-Jockey Davy Russell) in die Spur des groß kämpfenden Long Run, konnte dann seinen knappen Vorsprung bis ins Ziel retten. Eine anschließende Überprüfung des Rennverlaufes brachte keine Änderung mehr. Die Teams der beiden Erstplatzierten zeigten sich mehr als zufrieden mit der Leistung ihrer Schützlinge; Ryanair-Entrepreneur Michael O´Leary, der mit dem Sieg seinen Vorsprung im irischen Besitzer-Championat uneinholbar ausbaute: " Das Ergebnis aus Cheltenham wurde voll bestätigt; aber was für ein verdammt gutes Pferd muss dieser Bobs Worth sein?" Trainer Willie Mullins hat bereits den Cheltenham Gold Cup 2014 fest im Visier, während Robert Waley-Cohen den herzlichen Beifall, den Long Run bei Ankunft im Absattelring erhielt, mit viel Stolz entgegen nahm, dann aber reflektierte: "Wir waren nun zweimal hinter Sir Des Champs, vielleicht sollte uns das etwas sagen."

Im Rahmenprogramm des Mittwoch liefen u.a. die jungen Staying Hurdler, hier gab es mit dem Sieg des 150:10 Außenseiter Morning Assembly aus dem kleinen Quartier von Pat Fahy eine ziemliche Überraschung. Im Grade 1 Bumper lief der Black Sam Bellamy - Sohn Blackmail als 4. ein solides Rennen, gegen den aus England entstandten The Liquidator (David Pipe, Mrs. J Mangan) gab es allerdings kein Ankommen, er machte seinem Namen buchstäblich alle Ehre.

Am dritten Meetingstag sollte es im Ladbrokes World Series Hurdle zum großen Duell zwischen dem Solon-Sohn Solwhit, deren Mutter Toowhit Towhee einst für das Team Kurt Becker/Uwe Stoltefuß/Dirk Fuhrmann in der damals noch existenten deutschen Hindernisszene Akzente setzte, und der Stutenkönigin Quevega kommen. Doch wenige Augenblicke vor dem Rennen musste der favorisierte Solwhit aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig zurückgezogen werden, der Weg war frei für Quevega. Die neun Jahre alte Stute aus dem Mullins-Stall absolvierte unter Ruby Walsh einen besseren Trainingsgalopp, um sich nach 4800m die Siegbörse von €105.400 zu sichern. Es war der 15. Sieg von Quevega, die nun acht Rennen in Folge gewonnen hat, zum vierten Mal in Folge in Punchestown erfolgreich war.


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