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Post aus Prag: Siegeszug der Dreijährigen

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 487 vom Donnerstag, 28.09.2017

Hindernisrennen sind zwar in Deutschland ziemlich rar geworden, aber immer wieder können wir in dieser Kolumne über bedeutende Siege von deutsch gezogenen Pferden berichten, meistens unter der tschechischen Flagge. Zum bisher größten Erfolg in dieser Hinsicht kam es am letzten Sonntag in Meran, als die ersten drei Pferde im LXXVII Gran Premio Merano Alto Adige (Gd1, 5000 m, 250.000 Euro) deutsche Wurzeln hatten. Mit Al Bustan (Medecis) aus dem tschechischen Stall Lokotrans gewann sicher um 1 1/4 Längen wahrscheinlich das beste Pferd im Felde. Der von Jan Faltejsek gerittene Wallach wurde zwar im Haras des Marais geboren, ist aber ein Sohn der aus der Asterblüte-Familie stammenden Avera (Monsun), die ihr einziges Rennen über Hürden in Saarbrücken gewonnen hatte. Zweiter wurde der im Gestüt Etzean geborene Franzose Marinas (Sholokhov) aus dem Training von Guillaume Macaire und auf dem dritten Platz landete der vom Gestüt Westerberg geborene und von Josef Vána vorbereitete Broughton (Teofilo). Der Vorjahressieger Mazhilis belegte den fünften Platz, der deutsche Falconettei (Desert Prince) aus dem Stall von Pavel Vovcenko wurde Achter.

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Einmal mehr – zum vierten mal in den letzten fünf Jahren – gewannen das größte italienische Jagdrennen die Tschechen. Für Al Bustan, der von Stanislav Popelka unweit von Olmütz trainiert wird, war es bereits der fünfte Saisonsieg, geschlagen wurde er nur bei seinem ersten Start am 1. Mai in Lysá nad Labem. Seitdem setzte er sich im schwedischen Grand National, in Wroclaw und dreimal in verschiedenen Meraner Big Points durch. Sein Halbbruder Avere (Black Sam Bellamy) war vor sechs Jahren Zweiter im tschechischen Derby und versuchte sich später auch in Hindernisrennen. Der Besitzer des Stalles Lokotrans Karel Jalový kaufte später neben Al Bustan auch seine Halbschwester Angostura (Air Chief Marschal), die bisher in Hindernisrennen sieglos geblieben ist, und schließlich auch die Mutter Avera selbst. Inzwischen kommt mit Avant Tout (Rajsaman) ein erster selbstgezogener Jährling ins Training.

Jan Faltejsek scheint zur Zeit der Mann der Stunde auf der Hindernisszene zu sein. Nachdem er in Meran die starke französische Equipe geschlagen hatte, wird er in einer Woche in Pardubitz für seinen ehemaligen Chef Macaire bei der Großen Pardubitzer in den Sattel steigen. Ein in Frankreich trainiertes Pferd hat zum ersten und bisher auch letzten mal die Pardubitzer genau vor 70 Jahren gewonnen. Zwei Jahre nach dem Krieg war es der Wallach Rayon de Lune mit Kapitän Buret aus der berühmten „Cadre Noir“-Truppe. Damals belegten die Franzosen auch den dritten Platz und auch in dieser Hinsicht ist nicht ausgeschlossen, dass es ein Parallele geben wird. Nicht weniger als zwei französische Pferde wurden nachgenannt.

Zur Zeit stehen in der Region noch aber Flachrennen im Vordergrund. Und ähnlich wie im Preis von Europa mit Windstoss, auch in den bedeutenden Komparationsrennen in Polen und Tschechien waren dreijährige Pferde erfolgreich. Das Herbst-Highlight im Warschauer Sluzewiec Wielka Warszawska (2600 m, 50.900 Euro) hatte im neuen September-Termin allerdings die schwächste Besetzung seit Jahren. Vielleicht hat der Triple Crown-Sieger Bush Brave (Bushranger) einige potentielle Gegner abgeschreckt, letztendlich kamen aber nur fünf Pferde auf den Start. Eine ungenützte Chance auch für deutsche Ställe, denn noch 1999 gewann hier Christian von der Recke mit Vishnu (Shareef Dancer).

Inzwischen ist die Wielka Warszawska seit Jahren eine rein polnische Angelegenheit und meistens endet sie ganz nach Erwartungen. Mit Bush Brave siegte zum fünften mal hintereinander der aktuelle Derbysieger. Tomás Lukásek zeigte sich im kleinen Feld unbeeindruckt von der Stallregie des Trainers Adam Wyrzyk, und kam in der Zielgeraden wieder mit großem Speed angeflogen. Der für 1.800 Euro gekaufte Hengst des Trainers Wojciech Olkowski löste sich um 13 Längen, zweiter wurde der lange führende Largo Forte (Rip Van Winkle) vor Neo (Ecosse).

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Auch im Nagroda Mosznej (1600 m, 12.100 Euro) freute sich das Team Olkowski – Lukásek. Die von Witold Krzeminski gezogene dreijährige Jagienka (Wiener Walzer) hatte Pech in den klassischen Rennen, diesmal ging aber alles nach Plan und die Tochter der klassischen Siegerin Jagabella gewann um eine halbe Länge vor Umberto Caro (Stormy River). Dritter wurde der Tscheche Dominique (Motivator), als zweiter im Preis des Winterfavoriten und Halbbruder des dreimaligen Listensiegers My Old Husband eine der großen klassischen Hoffnungen des Besitzers Dr. Jirí Charvát, der aber in der ersten Saisonhälfte nur wenig ausrichten konnte.

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Ein Dreijähriger, dessen Erfolg man so nicht unbedingt erwartet hatte, brillierte im 39. Großen Preis von Prag (1600 m, 21.100 Euro). Der Hengst Noble Cliffs (Canford Cliffs) aus dem Stall Pegas hatte nach dem zweiten Platz im tschechischen 2000 Guineas als Letzter im Derby enttäuscht. Nach der Rückkehr auf die mittlere Distanz lief er bereits beim European Jockeys‘ Cup unter Andreas Helfenbein ein anständiges Rennen. Nun beorderte ihn Petr Foret auf die Spitze und teilte seine Kräfte optimal ein. In der Zielgeraden währte Noble Cliffs die Attacken des Pferdes des Jahres Dally Hit (Ad Valorem) ab, auf dem dritten Platz lief ein weiterer Dreijähriger Mamadysh ein starkes Rennen.

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In Bratislava sah man wieder einen österreichischen Sieg dank des 6-jährigen Culdaff (Aqlaam) in einem Sprintrennen über 1200 Meter. Das Rennen des Tages war allerdings die slowakische Version des „Winterfavoriten“, die Karpatská cena (1600 m, 10.000 Euro). Schon sah kurz der im Gestüt Napajedla geborene Quintero (Stormy Jail) wie der Sieger aus, aber auf der Außenseite kam der Schimmel Res Judicata (Jukebox Jury) aus der eigenen Zucht von Dr. Jirí Charvát groß angezogen und holte sich unter Jakub Pavlícek einen sicheren Sieg um 1 1/2 Längen. Das beste slowakische Pferd war auf dem dritten Platz Standing Rock (Cockney Rebel).

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Martin Cáp, Prag

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