Drucken Redaktion Startseite

Post aus Prag: Mission erfüllt für Trainer Adam Wyrzyk

Merion (innen) holt sich überraschend das Ungarische Derby. Foto: offiziell

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 425 vom Donnerstag, 07.07.2016

Mission erfüllt, konnte sich das Team um Trainer Adam Wyrzyk und die Besitzerfamilie Zielinski sagen, als am Sonntag ihr Hengst Caccini (American Post) mit Jockey Tomás Lukásek leicht das Polnische Derby auf der Warschauer Rennbahn Sluzewiec gewann. Doch der Sieg des haushohen Favoriten war alles andere als eine Formalität. Obwohl er aus der Startbox 3 eine günstige Ausgangsposition hatte, wurde er mehrmals von den Gegnern in die Zange genommen und Lukásek schüttelte später den Kopf, dass er solche Manöver nur selten erlebt hatte. Vor allem in der ersten Hälfte des Rennens sah es fast so aus, dass der Favorit von einigen Gegnern eine regelrechte „Zonen-Bedeckung“, wie man sie aus dem Fußball kennt, erhält. Das alles in einem nicht besonders schnellen Rennen, diese Minuten mussten die zahlreichen Anhänger des Favoriten viel Nerven kosten.

Lukásek, derzeit der führende Mann der polnischen Jockey-Statistik und vor zwei Wochen Zweiter im Tschechischen Derby, behielt aber den Überblick und war sich stets bewusst, dass er auf dem besten Pferd im Felde sitzt. Im Schlussbogen nahm er lieber die Außenspur, um weitere Kollisionen zu vermeiden, und Caccini kam dann in der Hälfte der langen Warschauer Zielgerade mit seinem gewohnten Speed. In den letzten 200 Metern löste er sich um drei Längen. Auf den weiteren Plätzen kamen polnisch gezogene Pferde mit deutschen Vätern – zweiter wurde Lebowski (Belenus) vor Design (Lord Of England).

Die größte Schlagzeile für Medien außerhalb des Rennsports kam allerdings erst nach dem Rennen. Der siegreiche Trainer verweigerte die Übernahme des Ehrenpreises als Protest gegen die personellen Änderungen, die die Regierung von Beata Szydlo auf den Führungsposten in den arabischen Gestüten Janow Podlaski und Michalowie vor einiger Zeit durchgeführt hatte. „Man hat die Zucht des arabischen Vollbluts in Polen schwer beschädigt, in dem man bedeutende Fachleute aus politischen Gründen rausgeschmissen hatte“, begründete Wyrzyk, warum er seinen Pokal während der Siegerzeremonie nicht übernehmen wollte. Für Caccini soll es jetzt nach Hoppegarten gehen, sein Start im Großen Preis von Berlin soll mehr über weitere internationale Ambitionen sagen. Der Vorgänger von Caccini, der letztjährige polnische Tripple Crown-Sieger Va Bank (Archipenko), blieb nach seinen großen Erfolgen zuhause. Am Sonntag gewann er um 1 3/4 Längen das lokale Listenrennen Nagroda Prezesa Totalizatora Sportowego über 2600 Meter.

Während die Polen von einem weiteren Ausnahmepferd träumen, in Ungarn ist man von seinem dreijährigen Jahrgang vorläufig etwas enttäuscht. Die ungarischen 2000 Guineas und das letzte Derby-Trial Alagi Díj wurden von sieglosen Außenseitern gewonnen und ähnlich kam es dann auch am Sonntag im Magyar Derby. Als Favorit ging der von Sigrun Menge gezüchtete Sieger eines Handicaps gegen ältere Pferde Rhodesien Storm (Intendant) ins Rennen, der aber am Ende nichts mit dem Kampf um den Sieg zu tun hatte und als bestes deutsch gezogenes Pferd Vierter wurde, der im Gestüt Helenenhof geborene Laurentius (Distant Music) belegte den sechsten Platz. Den Sieg machten Merion (Soldier Of Fortune) und Sárkányfü (Shaafi) unter sich aus. In der Hälfte der Zielgerade sah bereits der aus einheimischer Zucht stammende und auf der Außenseite groß anziehende Sárkányfü mit Jockey Bauyrzhan Murzabayev als Sieger aus, aber der bis dahin sieglose Merion mit Alberto Sanna rettete sich dann doch um einen Hals ins Ziel. Der Sieger, Zweiter im letzten Derby-Trial, wird vom Shootingstar der ungarischen Trainer Gábor Maronka unweit von Budapest vorbereitet und steht im Besitz des Stalles Bor-Export Sumarstvo.

Das Rahmenprogramm des Budapester Derbytages stand im Zeichen der deutschen Zucht. Im traditionsreichen Buccaneer Díj über 1600 Meter siegte leicht um 5 Längen der einstige Derbysieger aus der Görlsdorfer Zucht Mayday (Sternkönig) vor dem Ex-Zoppenbroicher Krabat (Tertullian). Im Nemzeti Fejlesztési Miniszter Díja über 2800 Meter sah man einen leichten 4 Längen-Sieg des 4-jährigen Eltham (It’s Gino) aus der Zucht des Stalles 5-Stars. Mit Tanganyika (Kaldounevees) und Heedy (Sabiango) konnten am Sonntag noch zwei weitere deutsch gezogene Pferde ihre Rennen gewinnen.

In Tschechien gibt es Neues zu Josef Vána. Die 63-jährige Hindernisikone will in diesem Jahr, in dem sie auch in den Senat-Wahlen antreten wird, wieder Rennen reiten. In der Qualifikation für die Große Pardubitzer hat Vána sein potentielles Pferd für das berühmte Hindernisrennen Rabbit Hawk Wing (Hawk Wing) getestet und mit einem siebten Platz eine nicht schlechte Figur gemacht. Wenige Tage später ritt er den einstigen französischen Listensieger A Pigalle (Discover D’auteuil) in Karlsbad und wurde vierter. „Vielleicht bin ich alt, aber irgendwie glaube ich, dass ich hier noch gut mitreiten kann,“ meinte Vána selbst.

Martin Cáp, Prag

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90