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Post aus Prag - Dally Hit als Überraschung in Dresden

Dally Hit mit Jiri Palik im Sattel. fotovolf.com - Václav Volf.

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 444 vom Donnerstag, 17.11.2016

Sie wurde im Vorfeld des Großen Dresdner Herbstpreises kaum beachtet, wurde von vielen eher als exotische Bereicherung des Starterfeldes gesehen. Die tschechische Kultstute Dally Hit (Ad Valorem) lief aber unter Jirí Palík auf schwerem Boden ein großes Rennen und musste sich am Ende nur dem Sieger Iraklion (Areion) geschlagen geben, ganze vier Längen vor dem Rest des Feldes. Die kleine Stute ist dank dieser Listenplatzierung das 30. Blacktype-Pferd in Tschechien und hat gute Chancen nach 7 Siegen von 10 Starts auch noch den Titel "Pferd des Jahres" in ihrer Heimat zu gewinnen. Mit Trip To Rhodos und Wireless gab es zwar auch dieses Jahr Pferde im Lande, die sich auf Gruppe 1-Ebene platzieren konnten, aber die Wahl des Pferdes ist ja kein Handicap und soll nicht unbedingt nur die sportliche Dominanz festhalten. Viel mehr sind Emotionen im Spiel, das gewisse Etwas, wegen dem die Zuschauer auf die Rennbahn kommen und mit dem man neue Fans für den Turf begeistern kann. Und nicht immer muss es gerade ein Protectionist, Overdose oder Caccini sein, der so etwas bewegen kann. Wenn etwas in dieser schweren Zeit eine Randsportart wie Galopprennen an den Massenzuschauer gut verkaufen kann, dann sind es eben Underdog-Geschichten.

Die Prager Trainerin Ivana Pejsková ist mehr als 40 Jahre im Geschäft. Obwohl sie auch das eine andere bessere Pferd vorbereitet hatte, die Mehrzahl ihrer Schützlinge verdient ihr Geld in Basisrennen. Als die für 1.500 Euro gekaufte Dally Hit in ihren Stall kam, sah Pejsková in der unscheinbaren Stute vom ersten Moment etwas Besonderes. 2014 wurde sie nach großem Kampf Zweite im Tschechischen Oaks, Vierte in der polnischen Variante und Vierte im Prager Präsidenten-Preis, trotz guten Platzierungen war sie aber bis zu dieser Saison nur eine Ausgleich II-Siegerin, letztes Jahr blieb sie vierjährig nach einer schweren klassischen Saison sieglos. Somit boten sich in der aktuellen Saison gute Chancen „von unten“ anzufangen und Pejsková nutzte sie. Zwischen Mai und Juli gewann Dally Hit viermal hintereinander kleinere Rennen in Most, Prag und Karlsbad, immer mit Jirí Palík im Sattel. Der erste Test in einem besseren Rennen, Preis der Stadt Karlsbad – Josef Dolejsí Erinnerungsrennen, endete mit dem Richterspruch „hochüberlegen 11“.

Dally Hit setzte dann ihre Siegesserie auch in Grand Prix-Rennen fort, mit einer einzigen Ausnahme nach einem schlechten Rennverlauf. Beim European Jockeys‘ Cup gewann sie leicht um 3 Längen und war der entscheidende Faktor, warum Bauyrzhan Murzabayev den Pokal holte, und vom einheimischen Publikum verabschiedete sie sich mit einer faszinierenden Speed-Leistung im traditionsreichen Preis von Böhmen und Mähren in Most. Pejsková dachte über ein Stutenrennen in Hannover nach, entschied sich aber schließlich für Dresden. „Wir haben vor niemanden Angst. Ich denke eher, dass die anderen vor uns Angst haben sollten", sagte Palík vor dem Rennen, zum Pech der deutschen Wettern allerdings auf dem tschechischen Portal Dostihový svet. Alles in allem sind solche Geschichten jedes Jahr und in vielen Varianten zu sehen, aber man wird sie nie satt und nicht immer schafft es leider der Rennsport sie vermarkten. Dally Hit sollte auch nächstes Jahr im Training bleiben und man kann schon jetzt gespannt sein, wie es mit ihr weiter gehen wird.

Auf ein gutes Jahr blicken auch die tschechischen Steepler in Italien zurück. Sie gewannen fünf von acht Gr.1-Hindernisrennen, der letzte Streich gelang in der vergangenen Woche Anaking (Astarabad) mit Jockey Jaroslav Myska aus dem Stall von Jirí Charvát im Gran Corsa Siepi di Milano. Der sechsjährige Wallach bleibt somit nach seinem diesjährigen Import aus Frankreich noch ungeschlagen, zuvor entschied er die „Prager Grand National“ und die Pardubitzer Silberne Trophy für sich. Einen starken zweiten Platz holte in Milan der beste ungarische Steepler Diplomata (Egerton) aus dem Training von Károly Székely, zuvor bereits Zweiter in Pardubitz.

Martin Cáp, Prag

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