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Post aus Prag: Chardonney Tcheque landet 17. Sieg in den Charvát-Farben

Lagaro holt sich die 2000 Guineas in Bratislava.  fotovolf.com - Václav Volf.

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 419 vom Donnerstag, 26.05.2016

Dass Erfolg und Enttäuschung im Rennsport oft nebeneinander liegen, konnte sich letzten Sonntag Gábor Maronka auf eigene Rechnung überzeugen. Der ungarische Erfolgstrainer stellte mit dem letztjährigen Derbysieger Quelindo (Aussie Rules) und dem besten Meiler seines Landes Red Hot Calypso (Art Connoisseur) die ersten zwei des Magdeburger Jubiläumspreises, musste aber am gleichen Tag eine bittere Niederlage im Slowakischen 2000 Guineas (Velká jarná cena, 1700 m, 25 000 Euro) einstecken. Maronka und Stall Almodo haben zwar in Bratislava beide Dreijährigen-Trials gewonnen, aber in den Klassikern selbst landeten die ungarischen Favoriten im geschlagenen Feld. Der mit viel Vertrauen geschickte Waslawi (Halling) konnte den Spieß mit einem achten Platz nicht umdrehen. Die Sieger kamen aus Tschechien – der von Rostislav Kopecký selbst gezüchtete Lagaro (Dalghar) bestätigte seinen klassischen Sieg aus Prag und hat sich mit einer Start-Ziel-Vorstellung das Ticket für bessere Aufgaben im Ausland gelöst. Sein Stallgefährte Bonys (Intense Focus) holte noch den dritten Platz, eine halbe Länge hinter dem besten Slowaken Portorikos (Intense Focus). Für den vom Stall 5-Stars gezüchteten Royal Gino (It’s Gino) war nicht mehr als ein sechster Platz drin.

Die 2000 Guineas wurden letzte Woche auch auf der Warschauer Rennbahn Sluzewiec gelaufen. In den letzten Metern der Nagroda Rulera (1600 m, etwa 15 800 Euro) gab es einen großen Kampf, schließlich zog aber der in Irland geborene Bronislav (Windsor Knot) um einen Hals an Langfuhr (Soldier Of Fortune) vorbei, dritter wurde Tebinio (Ecosse). Im Sattel des Siegers brillierte das 24-jährige Talent Michal Abík. Der Sohn eines Jockeys, vor zwei Jahren Champion in der Slowakei, ist in diesem Jahr in Polen als Stalljockey im Stall von Adam Wyrzyk tätig. Neben dem tschechischen Champion Bayurzhan Murzabayev ist er der zweite junge Jockey in der Region, dessen Namen man sich beim notorischen Mangel an guten Nachwuchsreitern dringend merken sollte.

Einen Erfolg der deutschen Zucht gab es in Ungarn. Der 6-jährige Röttgener Akaba (Kallisto) holte sich mit Stanislav Georgiev das traditionsreiche Millenniumi Díj (1800 m). Sein größter Gegner war am Ende nicht etwa der in Görlsdorf geborene Mayday (Sternkönig) oder der 8-jährige Urgestein (Goofalik), sondern der serbische Mr Bas (Swashbuckler), den dritten Platz errang der von Werner Glanz trainierte Motabaary (Tamayuz).

Der größte Sieger des Wochenendes war allerdings der Präsident des Tschechischen Jockey Clubs Dr. Jirí Charvát. Nachdem sein bestes Pferd Trip To Rhodos (Rail Link) am Samstag im mailändischen Coppa d’Oro (L, 3000 m, 41 800 Euro) locker seinen vierten Blacktype-Sieg holte und definitiv in die Top 10 der gewinnreichsten tschechischen Pferde aller Zeiten einrückte, demonstrierte einmal mehr einen Tag später seine Klasse der 8-jährige Chardonney Tcheque (One Cool Cat). Der Halbbruder des Gruppesiegers Shamalgan war in den letzten fünf Jahren in allen großen tschechischen Meilerprüfungen mit Ausnahme des Großen Preises von Prag erfolgreich. Seinen 17. Karrieresieg in den Charvát-Farben feierte er im Prager Mai-Preis über 1600 Meter, wo er sich bis zum Ende den einstigen Schützling von Aidan O’Brien und jetzt bei Josef Vána stehenden Father Frost (Rip Van Winkle) vom Leib hielt. Das Besondere – Chardonney Tcheque gewann dieses Rennen zum vierten mal in Folge – eine Leistung, die es so nur einmal in der Geschichte der Prager Rennbahn gegeben hat. Viermal siegte 40er Jahren der legendäre Lionel (West Nor West) im Präsidenten Preis, ein Pferd, das 1943 der junge Hein Bollow reiten konnte und sich bis heute daran erinnern kann.

Zurück aber in die Gegenwart. Die Frage des Derbyfavoriten in Prag ist so offen, wie lange nicht mehr. Ein Pferd, über das man in den letzten Tagen immer lauter spricht, ist Gontchar (Champs Elysees) im Besitz von Valentin Bukhtoyarov. Trainer Arslangirej Savujev wählt mit ihm bisher die französische Route, nach einem Sieg in Wissembourg wurde die Form am Montag mit einem vierten Platz auf Listenebene in Saint-Cloud reichlich aufgewertet. Jetzt soll es in das Prager Derby gehen, das dieses Jahr wegen der Fußball-EM an einem Donnerstag (23. Juni) gelaufen wird.

 Martin Cáp, Prag

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