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Porträt Mario Hofer: "Irgendwann werde ich das Derby auch mal gewinnen!"

Reich beschenkt in Hoppegarten - Stefanie und Mario Hofer. www.galoppfoto.de

Autor: 

Frauke Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 205 vom Donnerstag, 08.03.2012

Der Name Hofer ist im deutschen Rennsport nicht mehr wegzudenken. Ob im Rennsattel, als Trainer, im Wettgeschäft. Der Name ist allgegenwärtig. Dabei fing alles durch einen Zufall an. Mit einer Zeitungsannonce. „Jockeylehrling gesucht. Voraussetzung: klein, leicht und sportlich!“, hieß es da vor nunmehr 41 Jahren. „Da passte alles“, erinnert sich  Mario Hofer rückblickend, „bis auf die Tatsache, dass ich nicht reiten konnte“. Aber das, so dachte sich der damals 15-jährige optimistisch „lernst Du schon“. Er hat es gelernt. Durch die alte klassische Jockeyschule in Wien. Der erste Hofer im Rennsattel. Der Bruder  Manfred folgte. Mit dem jüngsten Bruder  Pierre ist noch ein Hofer in Deutschland aktiv, als Geschäftsführer beim Wettanbieter  Pferdewetten. Dabei stammt die Familie gebürtig aus Österreich, genau aus Kärnten, und hatte mit Pferden eigentlich gar nichts zu tun: „In einer Familie mit sieben Kinder war so etwas wie Reiten eigentlich unvorstellbar …“, heißt es rückblickend, „jetzt reitet mit meiner Tochter  Stefanie schon die nächste Generation.“

Aktuell steht für die Trainertochter, die im vergangenen Jahr 57 Rennen (mit Auslandserfolgen) gewonnen hat und unter den Top Ten in der Statistik steht, der erste Trainerlehrgang auf dem Programm. „Auch wenn ich nicht weiß, ob sie das in 10, 15 Jahren überhaupt in Deutschland noch gebrauchen kann, habe ich ihr trotzdem zugeraten“: Trainer Mario Hofer (55) ist eben ein positiv denkender Mensch. Normalerweise jedenfalls. Aber da dieses Interview Anfang März stattfindet, fällt es bei einem Thema sogar ihm schwer, das Gute auch unter schwierigen Umständen zu finden. Denn unweigerlich geht es in diesen Tagen auch um die Winterrennen. Da ist es mit der Gemütsruhe des gebürtigen Österreichers vorbei. „Du arbeitest als Trainer, bereitest Dein Pferd auf ein Rennen vor, und erfährst dann am Donnerstagnachmittag am Computer, dass das Rennen ausfällt“, so die Kritik. Das sei ihm mittlerweile nun schon  zum dritten Mal in diesem Winter passiert, „da fallen immer mehr Rennen aus“. Früher, so heißt es, hätte er in solchen Fällen wenigstens noch einen Anruf vom Direktorium oder vom Rennveranstalter bekommen, „da habe man sich noch bemüht, die Rennen zusammenzubekommen“. In diesem Winter sei kein einziger Anruf gekommen. „Das sind lieblos hin geklatschte Veranstaltungen“, wettert Hofer, und seine Frage, ob das des Rätsels Lösung im deutschen Galopprennsport sei, ist eine rhetorische. Es ginge, so Hofer, immerhin um vier Monate im Jahr. Eine lange Zeit, in denen er tunlichst keine neuen Besitzer mit auf die Rennbahn in Neuss mitnehme, „das schreckt die Leute doch eher ab“. Ohnehin werde er im nächsten Winter für solche Rennen und unter solchen Umständen „kein Pferd mehr rausholen“. Das rechne sich einfach nicht. Bei 2000 Euro für den Sieger. Gerade mal knapp 8000 Euro habe sein Stall in diesem Winter verdient.

Frühjahrsputz im Hofer-Stall. www.dequia.deFrühjahrsputz im Hofer-Stall. www.dequia.deGott sei Dank ist nun auch langsam der Frühling wieder in Sichtweite. Und da darf der Krefelder Coach wieder optimistisch werden. 90 Pferde hat er im Stall. 20 Angestellte  gehören zum Team. Darunter drei Jockeys:  Terence Hellier,  Andre Best und seine Tochter  Stefanie. „Die Drei sind sehr gut eingespielt, da gibt es viele wertvolle Informationen für mich als Trainer“, betont Hofer und ist selbst erstaunt, dass das seit nunmehr drei Jahren so gut läuft: „Das ist für mich ein lange Zeit!“ Wichtig im Team ist auch Regina Ahrens, geb. Molenda, die im Büro die Fäden zusammenhält. „Ein echter Glücksfall für unseren Stall“, betont Hofer, „denn früher hat ja meine Frau die ganze Organisation im Hintergrund übernommen. Nach ihrem Tod vor zwei Jahren war das für Stefanie und mich sehr schwierig. Mit ihrer Erfahrung von der Arbeit im  Direktorium und bei den Trainerkollegen  Andreas Schütz und Andy Trybuhl konnte uns Regina Ahrens sehr helfen.“

Das vergangene Jahr war für Mario Hofer ein sehr erfolgreiches. Er wurde Vize-Champion – wie schon so oft. Diesmal lag er nur drei Treffer hinter Andreas Wöhler. „Klar hätte ich gerne gewonnen“, heißt es, „aber ein zweiter Platz ist schon gut.“ Und das Ziel Champion zu werden, bleibt im Visier. Genauso wie der Derby-Sieg. Dreimal war Hofer auch da Zweiter. Mit Nadour Al Bahr 1998, Night Tango 2005 und Zazou 2010. „Aber irgendwann werde ich das Derby auch mal gewinnen“, lacht Hofer, „ich bin ja noch jung.“  Mit Mano Diao, Nostro Amico und Pastorius hat er dafür in diesem Jahr noch drei mögliche Chancen: „Da darf ich mir schon berechtigte Hoffnungen machen.“  Mit Smooth Operator und Point Blank sind zwei weitere Kandidaten für die „big points“ im Stall.

Ein gute Adresse im deutschen Rennsport. www.dequia.deEin gute Adresse im deutschen Rennsport. www.dequia.deSeit 1985 ist Mario Hofer Trainer, hat angefangen in München, seit 1993 ist er in Krefeld. Ein Ziel liegt in greifbarer Nähe: Es gilt, den 2000. Sieger vom Geläuf zu holen. Das hat in Deutschland von den derzeit noch aktiven Trainern bisher nur Uwe Stoltefuß geschafft. Bei 136 noch ausstehenden Treffern wird das allerdings eher ein Projekt für 2013 „weil es in Deutschland so still und heimlich jedes Jahr weniger Rennen gibt“, ist Hofer realistisch, „da werden die Möglichkeiten immer kleiner.“

Nach der Devise  „Jammern nutzt nichts“, versucht auch Mario Hofer das Beste aus der Situation zu machen. „Ich habe keinen Einfluss darauf, wie eine Rennveranstaltung organisiert wird, aber ich bemühe mich, für meine Besitzer, ein möglichst gutes Umfeld zu schaffen“, heißt es. Dazu gehört es auch, das Hotel mit zu bestellen, ein gutes Lokal zu empfehlen und auf der Rennbahn für einen reservierten Tisch zu sorgen. Denn die Besitzer wollen bei Laune gehalten werden. „Wenn man gewinnt, ist das einfach, auch ein 2. oder 3. Platz ist noch gut, aber jeder wird auch mal 7. oder 8., auch in einem Stall mit einer guten Quote von 20 % Siegern zu Startern“, so Hofer, „da hilft es schon, wenn man auf der Rennbahn wenigstens gut sitzt und nett bewirtet wird.“

Smooth Operator mit Terence Hellier, Trainer Mario Hofer (links) und Besitzer Gerd Zimmermann nach dem Iffezheimer Sieg 2011: www.galoppfoto.deSmooth Operator mit Terence Hellier, Trainer Mario Hofer (links) und Besitzer Gerd Zimmermann nach dem Iffezheimer Sieg 2011: www.galoppfoto.de

Überhaupt sei das Verhältnis von Besitzern zum Trainer ihrer Pferde Vertrauenssache, mehr noch „die müssen von meiner Arbeit und von mir als Mensch überzeugt sein – das sind dann schon Freunde“. Mehr als 30 verschiedene Besitzer hat Mario Hofer am Stall, „das ist kein Problem, ganz im Gegenteil: es beruhigt mich, dass nicht alles an einem großen Besitzer hängt.“ Natürlich machen viele Besitzer auch mehr Arbeit, aber Mario Hofer ist ein Kommunikationstalent. Bei mir bleiben die Fragen nach dem „wieso, weshalb und warum“  nicht unbeantwortet. Ich helfe auch gerne Leuten, die keine Pferde bei mir haben, wenn Sie mich um Rat fragen. Das sei alles keine Problem, „die Art muss stimmen“.

Besitzer Werner Heinz und Mario Hofer auf der Kölner Rennbahn. www.galoppfoto.deBesitzer Werner Heinz und Mario Hofer auf der Kölner Rennbahn. www.galoppfoto.de

Deshalb ist auch Werner Heinz von WH Sport International mit nicht weniger als sieben Pferden am Stall noch immer ein Freund, trotz seiner Entscheidung den Ausnahmegalopper Zazou nach zwei schlechten Starts aus dem Stall zu nehmen. „Klar wurmt das“, gibt Hofer zu, „schließlich habe ich mit Zazou großen Erfolg gehabt und mehr als 600.000 Euro gewonnen. Das Problem fängt immer an, wenn ein Pferd schlecht läuft. Das wäre bei jedem anderen aber auch passiert. Beispiele für so etwas gibt es genug, En Crack wie Oasis Dream beispielsweise ist viermal schlecht gelaufen, ohne dass der Trainer gewechselt worden wäre. Bei mir war es eben anders. Ich habe die Zeit, die Zazou gebraucht hat, um wieder fit zu werden, nicht gekriegt. Das ist halt so.“ Hofer ist kein Typ, der lange lamentiert. Er kennt den Job lange genug. „Klar hat sich Waldemar Hickst über eine Gr. I-Pferd wie Zazou gefreut“, heißt es, „und er hat ja auch alles richtig gemacht.“

Zazou noch im Krefelder Quartier mit Trainertochter Stefanie:: "Ich habe mit ihm 600.000 Euro gewonnen. Natürlich wurmt es mich, dass er jetzt weg ist, aber das ist halt so."Zazou noch im Krefelder Quartier mit Trainertochter Stefanie:: "Ich habe mit ihm 600.000 Euro gewonnen. Natürlich wurmt es mich, dass er jetzt weg ist, aber das ist halt so."

Ein Galoppertrainer in Deutschland muss flexibel sein. Bei den Zweijährigen im Hofer-Stall wird das besonders deutlich: „Da sind immer mehr Pferde dabei, die in Frankreich prämienberechtigt sind, denn man muss seine Chancen da suchen, wo es sich lohnt“, erklärt Mario Hofer, „auch gibt es mittlerweile auf jeder französischen Rennbahn eine Besitzer-Lounge, das ist schon ein guter Service.“ Er selbst habe neulich in Neuss auf der Tribüne einen Kaffee trinken wollen, „da sollte ich erstmal 10 Euro Eintritt für das Restaurant bezahlen. Ich bin ja nicht geizig, aber 15 Euro für einen Kaffee, da bin ich lieber wieder gegangen.“

Mit Begeisterung dabei - Besitzer Guido W. Schmitt mit seiner Lebensgefährtin Jennifer Viez: nach dem Sieg von Combat Zone in Hamburg mit Terence Hellier und Mario Hofer. www.galoppfoto.deMit Begeisterung dabei - Besitzer Guido W. Schmitt mit seiner Lebensgefährtin Jennifer Viez: nach dem Sieg von Combat Zone in Hamburg mit Terence Hellier und Mario Hofer. www.galoppfoto.de

Natürlich mache er sich „Sorgen um die Zukunft im deutschen Rennsport“, auf der Wunschliste stehen „mehr Rennen in Deutschland und höhere Rennpreise, bei den Winterrennen mehr Planungssicherheit“, aber Hofer ist eben auch Realist. Trotzdem freut er sich auf die ersten Grasbahnrennen. Besonders auf die in Baden-Baden und München. Das sind seine Lieblingsbahnen. „Da kann man auch neue Leute für den Sport begeistern“, findet er, „und das ist wichtig“. Dabei freut er sich, dass er mit Eckhard Sauren und Guido W. Schmitt gleich zwei noch ziemlich junge Besitzer hat, „von denen es in Deutschland nicht so viele gibt“. Deren Begeisterung und Engagement für den Galopprennsport stimme ihn optimistisch für die Zukunft, „von solchen Besitzern müssten wir mehr haben.“ Guido Schmitt sei da ein echter Hardcore-Fan: „Der mag sogar die Rennen in Neuss!“

Fragebogen: Mario Hofer Vor zehn Jahren: Manfred und Mario Hofer in Baden-Baden. www.galoppfoto.deVor zehn Jahren: Manfred und Mario Hofer in Baden-Baden. www.galoppfoto.de

Geboren:

12.08.1956
Trainer seit/in:

ab 1985 in München, seit 1993 in Krefeld

Anschrift:

An der Rennbahn 40, 47800 Krefeld

Telefon:

02151-501675, 0172-2356533

Email:info@mario-hofer.de
Web:www.mario-hofer.de
Der Stall/Angestellte/Stalljockeys:

90 Pferde, 20 Angestellte, 3 Jockeys (Terence Hellier, Andre Best, Stefanie Hofer)

Beste Pferde (aktuell) im Stall:

Smooth Operator, Pastorius, Point Blank

Größte Erfolge bisher als Trainer:

Mario Hofer (links) mit Lord of England und Andrasch Starke nach dem Sieg im Großen Dallmayr-Preis 2006 in München: www.galoppfoto.deMario Hofer (links) mit Lord of England und Andrasch Starke nach dem Sieg im Großen Dallmayr-Preis 2006 in München: www.galoppfoto.deCriterium des Saint-Cloud Gr. I (Paita), Großer Dallmayr Preis, Gr. I, (Lord of England)

Zahl der Siege:

1712 Flachrennen, 142 Hindernisrennen (Stand 10.02.2012)

Wie sind Sie an den Rennsport gekommen?durch eine Zeitungsannonce
Ausbildung (zum/von wann bis wann/bei wem):1970-1974 bei Trainer Dr. Alexander Falewicz, Wien
Stationen (als was/bei wem):Harald Ziese, Adolf Wöhler, Charly Seiffert
Größte Erfolge - als Jockey:

ca. 300 Siege

Wer hat Sie im Rennsport gefördert? Oder auch: Wer war/ist für Sie wichtig (auch als Vorbild?)Charly Seiffert
Was macht Ihren Rennstall aus?

Konstanz, Bemühung, jedem Pferd gerecht zu werden

Worin liegt für Sie der Reiz Ihres Berufes?

Umgang mit Pferden und interessanten Personen

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

2000. Sieg in naher Zukunft

Was wünschen Sie sich besser?

Mehr Rennen in Deutschland und höhere Rennpreise, bei den Winterrennen mehr Planungssicherheit.

Wie sieht Ihr Überlebensrezept für den deutschen Rennsport aus?

Dafür ist ein stark besetztes Gremium im DVR zuständig, ist nicht meine Aufgabe.

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