TurfTimes:
Ausgabe 305 vom Donnerstag, 27.02.2014
Es war die stolze Zahl von 15 Pferden, die an jenem 12. Oktober 1980 im Preis von Europa in Köln an den Start ging, 510.000 DM wurden als Preisgeld ausgeschüttet. Klarer Favorit war der große Nebos, damals vier Jahre alt, frisch dekoriert mit dem Sieg im Großen Preis von Baden, drei Pferde hatte das legendäre Gestüt Woschod aus der UdSSR geschickt, dazu gab es ein Trio aus Frankreich, gute Dreijährige starteten aus Deutschland, etwa der aktuelle St. Leger-Sieger Wauthi. Am Ende aber gewann zur erstaunlichen Quote von 1216:10 ein sechs Jahre alter Hengst mit dubioser polnischer Abstammung, Pawiment mit Namen, im Besitz des Stalles Moritzberg, trainiert vom großen Charly Seiffert. Und im Sattel saß Otto Gervai, der den größten Erfolg seiner Karriere feierte. Vor wenigen Tagen ist er in München im Alter von 72 Jahren gestorben.
An jenem Oktobertag standen wir mit Seiffert bei dem Rennen auf der Tribüne, der längst abgerissenen, an deren Platz heute das Restaurant Hippodrom steht. Der Trainer sah sein Pferd während des Rennens nicht, grummelte in sich hinein, schimpfte auf den Jockey, schaute auch im Einlauf nicht recht hin und war wie viele völlig verblüfft, als Pawiment am Ende mit enormen Speed gewann. Immerhin hatte dieser im gleichen Jahr schon den Großen Preis von Hessen gewonnen, er holte sich nach Köln noch den Gran Premio del Jockey Club (Gr. I) in Mailand, stets mit Otto Gervai. Der dann auch noch weitere aufregende Reiseerlebnisse hatte, denn Pawiment war ein typisches Pferd seines engagierten Besitzers Waldemar Zeitelhack, er startete in den Oak Tree Invitational Stakes in Santa Anita und gar im Gran Premio Internacional Carlos Pellegrini in Buenos Aires - auch wenn er dort chancenlos blieb, es waren große Tage für Otto Gervai.
Otto Gervai auf Miraculo beim Aufgalopp zum 110. Deutschen Derby 1979. www.galoppfoto.de - Archiv Hilde Hoppe
Der gebürtige Ungar war über Österreich nach Deutschland gekommen, in München blieb er dann hängen und bildete mit Charly Seiffert ein erfolgreiches Gespann. Pawiment war sicher der Kulminationspunkt einer Jockeykarriere, die annähernd eintausend Siege umfasste. 1982 wechselte Otto Gervai ins Trainerlager, sein bestes Pferd war sicher der mehrfache Gruppe-Sieger March Groom. Ende 1998 schloss der immer freundliche, aufgeschlossene Mann, der eigentlich Gstettner hieß, den Namen "aus Karrieregründen", wie er sagte, einst änderte, den Stall, dem Rennsport blieb er als aufmerksamer, der Sache stets zugetaner Beobachter aber noch viele Jahre erhalten.