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NH-Update - Mullins beherrscht die Szene

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 402 vom Donnerstag, 28.01.2016

Social Media ist immer wieder für Perlen der Weisheit gut: „In 30 Jahren, wenn wir Fans erzählen, dass wir die unglaubliche Mullins-Ära erlebt haben, werden wir die Großartigkeit der Zeit erst wahrhaftig verstehen. Man wird uns beneiden,“ twitterte ein Fan nach einem erneuten Wochenende der Superlative des irischen Trainers.  Dessen Erfolg kam nicht über Nacht, aber nicht seit den Zeiten eines Michael Dickinson zu Beginn der 80er Jahre war der Hindernissport so eindeutig in den Fängen eines einzigen Trainers, sind die Ergebnisse so einseitig.

„Mullins first,  the rest nowhere“ ist mehr oder weniger das Motto eines jedes Top-Rennens, in Irland sowieso, und nun zunehmend auch in England, wo zum ersten Mail seit Dekaden ein irischer Trainer Favorit auf das Trainer-Championat ist. Mehr noch, während Willie Mullins im Moment 23 (!) Pferde hat, die für das Cheltenham-Festival zu einstelligen Quoten wettbar sind (seine vier Top-Starter des ersten Meeting-Tages stehen kombiniert schwächliche 8.9-1), hat der in der Statistik noch führende Paul Nicholls derer Null; einige der Mullins-Starter stehen sogar für die jeweiligen Hauptrennen so kurz, dass sie praktisch unwettbar sind. 

Drei Grade 1-Rennen standen am vergangenen Wochenende an, die Mullins allesamt gewann, dazu kamen zwei Siege in Grade 2-Rennen; es gab Graded-Rennen jenseits der Mullins-Show, die er nur deshalb nicht gewann, weil er in ihnen keinen Starter hatte. Sicher, immer wieder treten gerade in wichtigen Trail-Rennen nicht einmal eine Handvoll Pferde an, was der Spannung natürlich nicht förderlich ist; aber die Auftritte der hochklassigen Spitzenathleten entschädigen doch für einiges.

Zwei Pferde hatte Mullins am Samstag gen Ascot geschickt: sie kamen, sie sahen und sie siegten erneut. Un de Sceaux, atemberaubender Sieger der 2015 Arkle Chase und heißester Anwärter auf die Krone der diesjährigen Champion Chase (bei vollendeten Starts ist der 8jährige französisch gezogene Wallach tatsächlich ungeschlagen, hat jedoch auch zwei Stürze in seinem CV stehen), machte mit seinen gutklassigen Gegnern, darunter Sire de Grugy, in der Grade 1 Clarance House Chase (Ex-Victor Chandler Chase) kurzen Prozeß. Der drahtige Wallach diktierte unter Ruby Walsh von der Spitze aus einen soliden Takt, sprang wie ein Uhrwerk und sah nie einen anderen Gegner – sehr zur Freude von Besitzer Eddie O´Connell, der mit Friends&Family in großer Zahl aus Irland angereist war, allesamt mit Schal in Stallfarben geschmückt und in freundlicher Rivalität die Besitzer von Sire de Grugy grüßend.  Dieser rettet mit letzter Not den zweiten Platz gegen den Trainingsgefährten Traffic Fluide über die Linie, „er war in guter Form, so gut ist er nun mal und in seinem Alter verbessert er sich auch nicht mehr.“ So ein resignierter Gary Moore.  Die drei Erstplatzierten treffen sich alle im März in Cheltenham wieder,  eine Formumkehr liegt auf keinen Fall in der Luft, hier kann sich Un de Sceaux eigentlich nur selber schlagen. 

Ein Ruf wie ein Donnerhall eilt auch der mächtigen Vroum Vroum Mag voraus. Die Stute, wie u.a. Annie Power im Besitze von Susannah und Rich Ricci, behielt auch in einem Grade 2 Mares Hurdle Rennen den Nimbus der Unbesiegten bei und gewann praktisch unangefasst. Ihr Cheltenham-Ziel hängt nach wie vor stark vom Wohlbefinden von eben Annie Power ab: nach wie vor verletzt, steht für beide Stuten entweder die Gr.1 Mares – oder die World Hurdle auf der Agenda, je besonders und vice versa.  Das Stutenrennen wäre dabei natürlich für beide die einfachste Option, es ist wohl aber ausgeschlossen, dass Willie Mullins beide Stuten gegeneinander antreten lässt, zumal sie ja auch im gleichen Besitz stehen.

Nicht unerwähnt lassen darf man die zweifachen Erfolg von Team Philip Hobbs/Richard Johnson; mit Rock The Kasbah gewannen sie ein Grade 3 Hürden Rennen, um anschließend im letzen Rennen der Karte erneut zuzuschlagen; und Duke des Champs ´ Sieg in einer Novice Hurdle markierte zugleich den 3000. Erfolg seines Jockeys.  Damit ist Richard Johnson nach AP McCoy erst der zweite Jockey, dem diese erstaunliche Zahl von Siegen gelang.

Zeitgleich zu Ascot bot auch der Norden Englands in Haydock guten Sport mit einigen Graded Races an, hier kam vor allem The New One aus dem Twiston Davies Stall zu seinem immerhin 13. Erfolg über Hürden, aber außer Trainer Nigel glauben nur ganz verwegene Fans, dass The New One in der Lage sein könnte, in Cheltenham ein Wörtchen mitzureden. Da sollte Bristol de Mai bessere Chancen haben; der Wallach aus dem gleichen Stall gewann ein Grade 2 Novice Chase über 2m4f mit erstaunlicher Leichtigkeit und ist  für die JLT Chase beim Festival durchaus stark gefragt, allerdings stehen für dieses Rennen natürlich auch diverse Pferde aus dem Mullins-Stall unter Order.

Leopardstown hielt dann am Sonntag seinen Trails Day um die Irish Champion Hurdle ab, und erneut war alles Business as ususal für Team Mullins. Die Champion Hurdle, dank Hurricane Fly (der standesgemäß die Parade anführte)  in den letzten 5 Jahren fest in  Mullins´ Hand, ging erneut an seine Adresse, in diesem Jahr dank Faugheen, the Machine. Der amtierende Champion Hurdler, nach seiner Niederlage gegen Stallgefährten Nichols Canyon leider nicht mehr im Club der Unbesiegten, zeigte hier die – O-Ton Trainer – „beste Leistung seiner Laufbahn – so gut habe ich ihn noch nie springen sehen“, indem er seine Trainingsgefährten Arctic Fire und den vorgenannten Nichols Canyon mehr als deutlich in die Schranken wies.  In dieser Form kann auch er sich in Cheltenham nur selber schlagen. Diese Aussage gilt zum Leidwesen der Wetter auch für Douvan, der die Irish Arkle Chase gegen leider nur zwei Gegner zu einer Prozession gestaltete.  Warum sollte man anfangen, nach Gegnern zu suchen, wenn selbst Trainer Mullins nicht weiß, wo die Grenzen des Wallachs liegen („Er ist einfach fantastisch gesprungen, und hat so ein wunderbares Temperament, geduldig wie ein Pony.  Er könnte in der Champion Hurdle laufen  und würde auch die gewinnen“) und Besitzer Rich Ricci meint, dies sei das beste Pferd, welches er besitzt und je besessen hat?

A Toi Phil (Besitzer: Giggingstown House Stud)  vervollständigte den Mullins Gruppe-Rennen-Reigen mit einem schnittigen Sieg in der Novice Hurdle (Gr. 2, 2m4f);  leider konnte oder wollte sich der Trainer auf ein Ziel für Cheltenham nicht festlegen.  Während Rich Ricci seine Pferde ausschließlich von Willie Mullins trainieren lässt, ist Team Giggingstown auf unterschiedlichste irische Trainer verteilt und hat selber für Cheltenham diverse Eisen im Feuer, so dass der eine oder andere „Interessenkonflikt“ vorprogrammiert ist.

Turf Times wird sind in einer der nächsten Ausgaben ausführlicher mit der Dominanz des Willie Mullins (natürlich vor allem im Bezug auf Cheltenham) auseinander setzten. 

Catrin Nack

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