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NH-Sport 2014/2015 - the season so far

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 348 vom Donnerstag, 18.12.2014

Das Ziel ist klar: das Cheltenham Festival. Noch stärker als im Flachrennsport ist die Saison eines jeden halbwegs gutklassigen Hindernispferdes in England/Irland auf genau diese eine Veranstaltung ausgerichtet, die in dieser Saison recht früh bereits vom 10. bis zum 13. März abgehalten wird. Auch wenn inzwischen an fast 365 Tagen im Jahr Hindernisrennen stattfinden, so beginnt für den eingefleischten National Hunt-Fan die Saison tatsächlich doch erst Mitte Oktober mit – natürlich - einem Meeting in Cheltenham, welches traditionell zeitgleich mit dem Champion's Day stattfindet und daher in der Aufmerksamkeit der Fachpresse manchmal etwas untergeht. Danach jagt ein Samstags-Highlight das andere, der Trend zu den großen Samstags-Veranstaltungen hat auch den Springsport fest im Griff, ironischer Weise hat nur das Festival selber seinen Höhepunkt, den Gold Cup, (noch?) nicht an einem solchen Tag.

Ascots Zwei-Tages Weihnachts-Meeting, welches am Freitag, 19. Dezember, beginnt und dann natürlich Kemptons "Winter Festival", vom 2. Weihnachtstag (dem sog. Boxing Day) an, bilden damit nachgerade schon das Bergfest der laufenden Saison. Danach planen die meisten Trainer die verbleibenden Starts der Pferde dann meistens „rückwärts“. Wurde Henrietta Knight ihrerzeit noch beschuldigt, ihren dreifachen Cheltenham Gold Cup Sieger Best Mate in Watte gepackt zu haben, da er in einer jeden Saison meist nicht viel mehr als dreimal startete, so haben doch inzwischen alle großen Trainer erkannt, dass Top-Pferde nur dann lange halten, wenn ihre Saison gezielt – und sparsam  – geplant wird, und sehr viel öfter als viermal kommen die wirklichen Gold Cup-Hoffnungsträger pro Saison kaum noch an den Start. Durch Stars wie Big Buck's, Kauto StarDenman, Neptune Collonges, Quevega & Co verwöhnt, kann man leicht vergessen, was für eine außerordentliche Leistung es vom betreffenden Trainer ist, seine Schützlinge Saison für Saison fit & well zu halten und immer wieder gesund an den Start – oder gar zum Festival – zu bringen.  

So sind denn auch die Meldungen zu einigen der Leistungsträger der letzten Jahre eher durchwachsen, weder Bobs Worth, Sprinter Sacre oder Simonsig aus dem Henderson-Stall waren bisher an den Start zu bringen, auch wenn Starts angeblich kurz bevorstehen. Annie Power ging kurz vor ihrem geplanten Start lahm, ihr Cheltenham-Start im März ist im Moment fraglich. Auch Sire de Grugy plagten bisher Verletzungssorgen, er ist in der laufenden Saison noch nicht gelaufen. Um beim Cheltenham-Thema zu bleiben, sind so viele der Championship-Kategorien im Moment schwer einschätzbar, zu selten sind bisher konstante Leistungen oder positive Updates zum Wohlbefinden.

Die 2-Meilen Division (beim Festival die Queen Mother Champion Chase) ist damit im Moment besonders in Mitleidenschaft gezogen, die Tingle Creek Chase, normalerweise einer der Hochkaräter der Saison, war nach Klasse eindeutig nur durchwachsen besetzt, der Sieger Dodging Bullets, dessen claim to fame natürlich vor allem die Tatsache ist, dass er von keinem geringeren als Frankie Dettori höchstpersönlich gezüchtet wurde,  hatte noch nie zuvor ein Grade I gewonnen und ist auch nicht unbedingt als Seriensieger bekannt. Das Rennen, welches von dem tragischen Unfall von Oskar Whisky mehr als nur überschattet wurde, wurde damit der erste Gr. I-Erfolg des Teams Paul Nicholls und seinem neuen Stalljockey Sam Twiston-Davies, trotz diesem und insgesamt drei weiteren Grade II- und III-Erfolgen (u.a. mit Caid du Berlais in der Paddy Power Chase)  muss man wohl konstatieren, dass die Partnerschaft mit einigen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hat, zumal Nicholls zwei weitere große „Samstags“ Siege mit anderen Jockeys einfuhr: Silviniaco Conti (Betfair Chase) ist grundsätzlich der Ritt von Noel Fehily, Al Ferof gewann die Gr. II Amlin Chase unter keinem geringeren als Ruby Walsh. Trotz neuen Galopptrainingsbahnen, die Nicholls seit einigen Wochen nutzen kann, und deren Nicht-Fertigstellung er zuvor für die schwache Form seiner Pferde verantwortlich gemacht hatte, zeigt sich natürlich auch bei ihm, welches Vakuum der Wegfall der genannten Pferde hinterlassen hat, und wie keineswegs einfach das Finden und der Aufbau neuer Stars ist.

"Oldie but Goldie": Wishfull Thinking  - hier mit Richard Johnson in Aintree - ist auch mit 11 Jahren noch groß in Form. www.galoppfoto.de (Archiv) - John James Clark"Oldie but Goldie": Wishfull Thinking - hier mit Richard Johnson in Aintree - ist auch mit 11 Jahren noch groß in Form. www.galoppfoto.de (Archiv) - John James ClarkEin alter Star, Pferd als auch sein Trainer, der in dieser Saison kaum etwas falsch gemacht hat, ist sicher Wishfull Thinking, und sein Trainer Philip Hobbs. Erstgenannter,  inzwischen stolze 11 Jahre alt, hat sich bei drei Starts schon zwei Grade II-Rennen geschnappt, Philip Hobbs in dieser Saison bereits über 500,000 GBP verdient, nicht schlecht, wenn z.B. ein Nicky Henderson bei rund 128.000 Pfund steht. Auch der famose Menorah zeigte bei seinem Sieg in der Charlie Hall Chase, dass er durchaus keine „back number“ ist, mit dem in Deutschland gezogenen Golden Doyen betreut Hobbs auch einen interessanten Kandidaten für die Triumph Hurdle; ein Rennen, für das Henderson mit  Peace and Co nach seinem äußerst beeindruckenden Sieg in Doncaster immerhin den Favoriten  im Stall hat.

Die 2-Meilen Hürden-Divison (Champion Hurdle) ist momentan fest in irischer Hand. The New One, auf dem Sam Twiston-Davies für seinen Vater in den Sattel steigt, ist nach seinem sicheren Sieg vor Wochenfrist in Cheltenham die große englische Hoffnung, die sich Faugheen, Jetzki oder sogar dem alten Haudegen Hurricane Fly in den Weg stellen könnte. Sollte Hurricane Fly tatsächlich zum 5. Mal in der Champion Hurdle antreten, wäre ein Sieg sicher einer der Momente in der Geschichte des Festivals überhaupt; aber wie kann man einen Wallach abschreiben, der im November sein sage und  schreibe 20. (!) Grade I-Rennen gewann? Im Wettmarkt ist Faugheen (Trainer: Willie Mullins) im Moment Favorit, der ungeschlagene Wallach und Sohn von Germany ist bisher der einzige Schützling aus dem Stall des Champion Trainers, der seinen England-Start (Ende November in Ascot) siegreich gestaltet. Zu Hause nach wie vor in großer Form agierend, sind die zunehmend regelmäßigeren Reisen von Team Mullins über die Irische See bisher eben nur von Faugheen mit einem vollen Erfolg gekrönt worden (neun weitere Starter brachten bisher keinen Sieger), ein Umstand, den man sicher spätestens im März geradestellen wird. Allerdings hat man so natürlich verstärkt einen Gradmesser zu den englischen Formen und kann z.B. Irvings Sieg in der Fighting Fifth Hurdle ganz anders einschätzen. 

Wie bereits angedeutet, steht am kommenden Freitag mit der King George VI Chase in Kempton eines der absoluten Highlights der Saison an. Naturgemäß ist das genaue Starterfeld im Moment nur abzuschätzen, der Favorit Silviniaco Conti gilt als sicher Starter, Willie Mullins könnte mit Champagne Fever und Ballycasey anreisen, beide Pferde haben aber auch diverse Nennungen für das Weihnachts-Festival in Leopardstown (was den Engländern recht ist, kann den Iren nur billig sein).  Die drei Meilen in Kempton gelten als die leichtesten im Lande, da die Bahn flach wie ein Präsentierteller ist, so dass eine recht große Bandbreite von Pferden angesprochen werden, echte Steher und damit Gold Cup Pferde ebenso wie 2 und auch 2 ½ Meiler, die in Cheltenham die Queen Mother oder die Ryanair Chase ansteuern könnten.

Die Siegerliste des Rennens liest sich dann auch wie das Who is Who des National Hunt Sports, auch wenn die letzten zehn Austragungen des Rennens von nur vier unterschiedlichen Pferden gewonnen wurden, darunter natürlich dem fünffachen Sieger Kauto Star. Mit Long Run könnte immerhin ein Doppel-Sieger (2010+2012) antreten; Cue Card, im letzten Jahr Zweiter zu Silviniaco Conti, ist in diesem Jahr etwas schwerfällig aus den Blöcken gekommen, sollte aber in Kempton günstigere Bedingungen antreffen. Lange unter Order, nun aber wohl ein sicherer Nichtstarter in Kempton ist der deutsch gezogene Don Cossack, in Irland von Gordon Elliot trainiert. Der fast schwarze Wallach hat bereits drei Auftritte allesamt siegreich gestaltet, allesamt Graded Races incl. einem Grade I, in dem er u.a. den amtierenden Cheltenham Gold Cup Sieger Lord Windermere schlug. Elliot verkündete nun, dass sein Schützling möglicherweise bis März nicht mehr an den Start kommen könnte, sein Ziel sollte die Ryanair Chase sein, die sein Besitzer sponsort.

Nach dem Abtritt des großen Big Buck's ist die Staying Hurdle – Division offen wie ein Scheunentor. Big Buck's selber ist jahraus- jahrein seine feste Route gelaufen, ein Programm, das sich bei dieser Disziplin beinahe von selber schreibt. Mit Cole Harden (im Moment leicht verletzt) und dem kleinen Terrier Medinas gab es bisher zwei Sieger,  der amtierende World Hurdle-Sieger More of That war bei seinem Erstauftritt in Newburys Long Distance Hurdle noch reichlich mopsig, zumal der Stall von Jonjo o'Neill  noch nicht so recht in Form gekommen ist. Auch die einstmals so große Hoffnung At Fishers Cross (wie More of That im Besitz von JP McManus) wurde beim ersten Start der Saison als kochend heisser Favorit enttäuschender Letzter von drei Startern, er soll nun nach den Festtagen in Irland laufen, Trainerin Rebecca Curtis hofft natürlich auf Rehabilitation.  

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