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Neue Hengste in Deutschland - Millowitsch

Markus Klug, Millowitsch und Andreas Helfenbein nach dem Sieg in der Silbernen Peitsche. www.galoppfoto.de - Sarah Bauer

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 550 vom Freitag, 11.01.2019

Die Popularität eines Pferdes kann verschiedene Gründe haben: Meist ist es das Können, das entscheidend für einen gewissen Grad der Beliebtheit sorgt, doch ist auch der Name nicht unwichtig, er kann zu einer Identifikation führen, zu einem Wiedererkennungseffekt. Millowitsch etwa war nicht nur ein erstklassiges Rennpferd, er hatte auch einen zugkräftigen Namen. Benannt nach einer Kölner Schauspielerfamilie, dessen Patriarch der über die Grenzen der Domstadt bekannte Willi Millowitsch war. Dessen Sohn Peter Millowitsch, selbst ein bekannter Volksschauspieler, hat die Karriere des Hengstes durchaus begleitet, was dann auch zu einem gewissen Medieninteresse geführt hat.

Erstmals in Erscheinung trat Millowitsch bei der Herbstauktion der BBAG 2014, als er für 17.000 Euro zurückgekauft wurde. Es kann davon ausgegangen werden, dass man ihn ohnehin nur zu einem deutlich höheren Preis abgegeben hätte. Zumindest war ihm dadurch die Startberechtigung für die Auktionsrennen gesichert worden und das wurde denn auch erfolgreich ausgenutzt.

Zweijährig war der von Markus Klug trainierte Hengste auf Anhieb in Siegform, als er in Köln über 1400 Meter Moonshiner auf Platz zwei verwies. Er wurde dann im BBAG-Auktionsrennen auf gleicher Bahn als Favorit gesattelt, setzte sich gegen den Trainingsgefährten Degas durch. Das nächste Ziel war Baden-Baden, das Zukunfts-Rennen, in dem er, wie auch später bei weiteren Starts, mit der Kursführung Probleme hatte, Dritter hinter Dessertoflife und Shy Witch wurde. Er lief dann aber noch einmal in jenem Jahr in Iffezheim, im BBAG-Auktionsrennen gab es einen großen Zahltag, als er FanfaronMister MowgliWonnemond und A Raving Beauty auf die Plätze verwies, dafür gab es 100.000 Euro.

Das Mehl Mülhens-Rennen war dreijährig langfristig das große Ziel, auf dem Weg dorthin wurde der erste Gruppe-Sieg verbucht. Das war im Dr. Busch-Memorial, in dem er unter seinem ständigen Jockey Andreas Helfenbein in einer knappen Entscheidung den Trainingsgefährten El Loco auf Platz zwei verwies. In dem von Knife Edge gegen Degas gewonnenen Mehl Mülhens-Rennen belegte Millowitsch Platz vier. Das war dann aber auch schon der letzte Start dreijährig, der Hengst musste fast ein Jahr aussetzen.

Vierjährig jedoch war er wieder voll da, hatte eine rundum hervorragende Saison mit drei Black Type-Siegen und zahlreichen erstklassigen Platzierungen, bei allen Starts verdiente er Geld. Im Mai holte er sich in Köln ein Listenrennen über 1600 Meter gegen den alten Widersacher Wonnemond, war einige Wochen später im Großen Preis von Lotto Hamburg (Gr. III) über 1200 Meter auf der Derbybahn nicht zu schlagen. Zum Jahressabschluss gewann er in Düsseldorf den über 1700 Meter führenden Großen Preis der Landeshauptstadt (Gr. III), zwischenzeitlich hatte es zweite und dritte Plätze u.a. in der Goldenen Peitsche (Gr. II) gegeben.

Fünfjährig gab es noch einmal zwei Gruppe-Siege: Im Preis der Wettannahme Kalkmann (Gr. III) über 1600 Meter in Düsseldorf – der Sieger Wonnemond war wegen des Nachweises eines unerlaubten Mittels disqualifiziert worden – und in der Silbernen Peitsche (Gr. III) über 1200 Meter in Baden-Baden. Der krönende Abschluss sollte eigentlich ein Listenrennen im Oktober in Köln sein, doch wurde das Rennen nach einem Fehlstart annulliert, Millowitsch kam um seine öffentliche Verabschiedung von der Rennbahn.

Bei 21 Starts hat Millowitsch neun Rennen gewonnen, war nur ein einziges Mal nicht im Geld. Sein Distanzradius lag zwischen 1200 und 1700 Meter, 1400 Meter könnte vielleicht seine beste Strecke gewesen sein, doch gibt es darüber nicht ein besseres Rennen im Lande. Sein Rating lag über mehrere Rennzeiten konstant im Bereich 95/96kg.

Sein Vater Sehrezad (Titus Livius) hatte ein ähnliches Rennprofil wie sein bester Sohn, er gewann drei Gruppe-Rennen auf Distanzen bis zur Meile, konnte sich zudem vielfach auf Gruppe-Ebene platzieren. Seine Deckhengstkarriere im Gestüt Helenenhof verlief höchst unglücklich, denn er ging nach wenigen Jahren an den Folgen eines Koppelunfalls ein. 22 Nachkommen sind von ihm registriert, sieben sind davon bisher in Deutschland gelaufen, der jüngste Jahrgang ist dreijährig, seine Tochter Jetcologne war letztes Jahr Dritte im BBAG-Auktionsrennen in München.

Die Mutter Muriel, eine Tochter des Fliegers Fath (Danzig), war eine gute und schnelle Stute, sie hat zweijährig gewonnen, war Zweite im Lanson Cup (LR) und Dritte in der Silbernen Peitsche (Gr. III). Ihr erster Nachkomme ist nicht gelaufen, es folgte Maha Kumari (Soldier Hollow), die das BBAG-Auktionsrennen in Köln gewann, im Baden-Badener Pendant Dritte war. Sie ist in die Zucht des Gestüts Graditz gegangen. Der Vierjährige Ming Jung stammt von Kallisto, er ist Sieger und war Vierter im Preis des Winterfavoriten (Gr. III) und im Ittlingen Derby Trial (Gr. III), er wechselte bei der Arc-Auktion den Besitzer Richtung Mittlerer Osten. Eine zweijährige Stute hat Sommerabend als Vater, sie steht bei Markus Klug, eine Jährlingsstute stammt von Kallisto ab.

Muriel ist aus Irland gekommen, Dr. Stephen Eversfield hat sie einst als Fohlen erworben. Sie ist eine Schwester von Gifted Girl (Azamour), Listensiegerin und Zweite in den Beverly D Stakes (Gr. I). Die nächste Mutter Hoodwink (Selkirk) ist eine Schwester von Margarula (Doyoun), Siegerin in den Irish Oaks (Gr. I). Im weiteren Pedigree findet man eine Reihe von Namen erfolgreicher Deckhengste wie Elusive Quality, Gregorian, Mukaddamah und den des auch in Deutschland aktiven Gold and Ivory.

Das Gestüt Röttgen ist natürlich ein sehr guter Standort für Millowitsch, von diesem wird er mit fünf Stuten unterstützt. Und als Bonus gibt es für jeden Züchter, der 2022 einen Zweijährigen-Sieger von Millowitsch stellt, einen Freisprung für das darauffolgende Jahr.

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